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Die Kooperation von T-Online mit der BILD-Zeitung ist ein ständiges Ärgernis: Da muss man auf der Startseite lesen, dass es in den USA einen neuen „Busen-Alarm“ um die Sängerin Beyoncé Knowles gegeben hätte: Kein Wort davon ist wahr.

Original „BILD“ „Erotische Posen, laszive Bewegungen. Popo hin, Popo her, ihren hübschen Busen verdeckt nur ein knappes Bustier. Hoppla, auf einmal droht es zu verrutschen, die halbe Brust ist schon zu sehen“. Mit ähnlichen Geschmacklosigkeiten glänzte freilich auch die österreichische „Krone“, die schrieb, man hätte immer befürchten müssen, dass auch abseits des Spiel „Bälle frei herumhüpften“.

Nicht einmal der Schweizer „Blick“ verstieg sich in diese dummdreisten Behauptungen. Er dichtete „sexy, aber ohne Busenschocker“ – und hatte damit recht.

Der Kommentator des britischen „Guardian“ scheint sich ernsthaft Sorgen um seine Landsleute zu machen: 38 Prozent benutzten schon einmal Handschellen bei der Liebe, während die Franzosen so etwas nur zu 11 Prozent jemals versucht haben, und satte 42 Prozent haben ihr Sexleben schon mit Pornos aufgeheizt – etwa doppelt so viele wie in Deutschland, wo es doch an jeder Ecke einen Pornoshop gäbe.

Wohin dies alles führte Überraschenderweise zu mehr Sex: 138 mal sollen es Engländerinnen und Engländer im Jahr treiben – verglichen mit den Schweden eine enorm hohe Zahl (102 mal). Woran man wieder einmal erkennt: Jeder hat so seine Vorurteile. Da glaubt die Welt , Engländer seien Prüde, und dann haben sie viel Sex, während die Schweden, die allgemein als „sexdurstig“ gelten, eher gelangweilt an die Sache herangehen: Wer bürgerliche schwedische Familien kennt, den wundert dies nicht: „Erotik“ ist hier entweder unbekannt oder aber ein Schimpfwort.

Was hat Bier mit Nacktheit gemeinsam? Die Reinheit? Das prickeln? Der bittersüße Geschmack der Liebe? Nun, Amerikaner machen sich keine großen Gedanken, sondern handeln: Gerade belebt ein amerikanischer Geschäftsmann die Marke „Nacktbier“ („Nude Beer“) wieder – ein ganz gewöhnliches Bier, bei dem sich unter den Flaschenetiketten ein paar nackte „Girls“ verstecken – sechs Verschiedene, immerhin. Da können Männer dann trinken und einander fragen: „Welche von den Tussen hast denn du heute“? Und bemerken: „Oh, geile Titten, was"?

Gegeben hatte es das frivole Nass bereits 1986. Damals war es ein großer Anfangserfolg, zumal es in vier Bundesstaaten wegen „Obszönität“ verboten war., verschwand aber bald wieder. Dem hat der neue Brauer etwas entgegenzusetzen: Er will erreichen, dass die Männer „seine“ Mädchen sammeln und will es daher auf Dauer nicht bei den sechs Modellen belassen.

Die Gebildeten unter den „Girls“ sind freilich gar nicht angetan vom Nacktbier: Man sähe mal wieder, so eine Feministin, wie eng der Genuss von Alkohol und der Genuss von weiblichen Körpern doch zusammenlägen.

Der Fotograf Mark Anthony Lacy ist der Erotik der fünfziger Jahre auf der Spur – mit heutigen Mitteln. Was dabei herauskommt, ist allemal sehenswert, zumal die Modelle meist in jener Wäsche stecken, aus der man die Damen der Fünfziger erst einmal herausschälen musste, bevor sich die Möglichkeit intimer Zärtlichkeiten ergab.

dame der fünfziger jahre in ihrer wäsche

(c) 2004 by Mark Anthony Lacy

Die 24-jährige Cindy hat das Kunststück vollbracht, sich selbst im Schlammbad und in einem See zu fotografieren – gar nicht so einfach. Da sie dazu noch eine natürliche Schönheit ist, lohnt sich der Weg zu „Ishotmself“ wo sie schlammbedeckt in der zu besichtigen ist - nur heute, versteht sich.

nackte frau in der wildnis schlammbedeckt

(c) 2004 by Ishotmyself.com

Montags sind die Gazetten immer voller Moral – nein, nicht auf ihren betulichen Montagsseiten für Frauen, Nachdenkliche und Kulturfetischisten, sondern im Sport. Moral beweist, wer kämpft und vor allem, wer siegt: „Diese Moral zeigte sich in den letzten Spielen vor der Winterpause auch ganz deutlich in den Ergebnissen“ schrieb einer der Zeitschriften dieser Tage – und ähnlich triviale Sätze kann man jeden Montag in fast allen Zeitungen lesen.

Wer es noch nicht wusste: Die einzige Moral, die in Deutschland zählt, ist die Moral der kämpfenden Truppen. Und wenn es Fußballer sind.

Kaum war die Sensation verkündet, dass nach 18 Jahren einmal wieder ein deutscher Film („Gegen die Wand“) den „Goldenen Bären“ bekommen hat, da wird die Hauptdarstellerin, eine 23-jährigen Deutschtürkin namens Sibel Kekilli von einem Teil der deutschen Presse in den Dreck gezogen, weil sie schon einmal „Pornofilme“ gedreht habe. Und um die Sensation dann noch breiter auszuquetschen werden dann auch noch Titel genannt. Da kann sich das dummdeutsche Stammtischpack mal wieder ereifern, und die deutsche Presse weiß natürlich, wes geistes Kind ihr Klientel ist.

Auf diese Weise wird die Sensation mit Dreckbrühe zugegossen – und natürlich machen die geschwätzigen Netz-Medien dabei fleißig mit. Die Meldung wird betont süffisant verkauft, und dann noch in Edelmenschentum verpackt: Ja, wenn die Dame nicht ihre Biografie gefälscht hätte, dann würde man ja ganz anders schreiben.

In Wahrheit wissen die Damen und Herren natürlich genau, dass sie für Spießer schreiben, die sich offiziell brüsten, keine Pornos zu kennen und sich heimlich daran aufgeilen. Für sie, und nur für sie, ist die Presse-Schlammschlacht, die jetzt stattfindet, interessant.

Ein Beispiel von vielen.

 

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