anstoss

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Kaum ein Monat vergeht, indem die Moralapostel der britischen ASA nicht irgendwelche Anzeigen wegen ihrer Unsittlichkeit bemängeln. Diesmal hat es die Vogue getroffen: Die Anzeige der Wäschemarke „Elle Macpherson's“ wurde mit dem Moralbann belegt, weil der „Eindruck entstünde, das Modell würde masturbieren“.

Im Vereinigten Königreich erschienen zwar einige Artikel über den erneuten Werbebann, aber keine der Zeitschriften veröffentlichte die Anzeige selbst: Nur der australische Sidney Morning Herald tat es und die meisten, die diese Anzeige gesehen haben, werden wohl sagen: ach so.

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(c) 2004 vogue.uk / bendon.uk

„The Girl Watcher“, eine Anleitung zum Beobachten von jungen Frauen, erschien 1959 und auch noch später bei der Bonanza Publishing Co. Verbrämt und meist sehr angezogen streifte das Magazin alle Themen rund um die erotischen Fantasien – und ein „Ceterfold“ fehlte auch nicht: Lasziv musste die Pose sein, oder verrucht, jedenfalls so, wie sich eine anständige Frau nicht verhielt.

Danke, vintagegirlwatchers.

vintage girly magazines
(c) 1959 by Bonanza Publishing (bearbeitet von sehpferd)

Ob die österreichische Journalistin und Kulturkritikerin MAGDALENA BRUCKMÜLLER Horst Janssens Werk nicht kennt? „Sex“, so schreibt sie, habe bei Janssen nichts Liebevolles, und zeigefingerstreckend hebt sie hervor, dass auch der Herr Kurator einer gerade laufenden Ausstellung ja gesagt habe, dass er, Janssen, Frauen schon mal als „Bumskommoden“ bezeichnet habe, und sie folgert, dass das grafische Werk solchen Entgleisungen in nichts nachstehe.

Frauen würden „sadomasochistisch“ bearbeitet und „überlebensgroße Genitalien“ tummelten sich da herum – nein, wie schrecklich. Fragt sich nur, wer der Übeltäter war: Der Kurator? Die Journalistin? Wenigstens letztere hätte sich ja einmal informieren dürfen, bevor sie diesen Schund zu Papier brachte.

Aber eigentlich auch klar: Der Mann war ja kein Wiener, nicht einmal ein Österreicher, sondern ein schnöder Hamburger, ein Trinker gar. Was kann von solch einem schon kommen? Pornografie, ist es, bittschön, was sonst?

Was die Dame sonst noch zu schreiben wusste, muss man in „Der Presse" ertragen.

Die Sache begann so: Irgendein amerikanischer Provinzreporter wittere eine Sensation, als er von Mädchen (kaum älter als 12) hörte, dass es an ihrer Schule einen „geheimen Sex-Code“ gäbe – Plastikarmreifen. Alle Farben hätten eine bestimmte Bedeutung, aber Schwarz stünde für „echten“ Geschlechtsverkehr. Der Artikel wurde in Windeseile abgeschrieben und verbreitetet sich wie ein Lauffeuer. In Norwegen kam er dank des dazwischen liegenden Ozeans erst spät an, und da norwegische Eltern oft ziemlich bestürzt über ihre Töchter und Söhne sind, gab es natürlich auch dort erhebliche Reaktionen.

Zu meinem Artikel über die Farben der Liebe habe ich noch eine kleine Recherche angestellt, die ich meinen Leserinnen und Leser nicht vorenthalten will: Google liefert für den Suchbegriff („Jelly Bracelets“) etwa 18.000 Treffer. Gleich der Zweite führt uns auf die Spur: Da gibt es also Gerüchte, das an den Armreifen etwas mehr dran sein soll als nur der Werkstoff, aus dem sie sind: Extrem billiges Plastikmaterial. Wer dann weiter stöbert, erfährt auch bald den „geheimen“ Namen des Schmucks: Sexarmbänder („Sex Bracelets“) etwa 20.000 Treffer, und natürlich auch eine Webseite, die den Namen führt: Sex-Bracelets.com Diese bezeichnet dann auch die Mär von der Verlockung zum Sex durch diese Armreifen bei ganz jungen Leuten als eine Zeitungsente, und der gleichen Meinung ist auch die seriöse Presse.

Doch für die Boulevardpresse ist die Sache natürlich ein gefundenes Fressen gewesen: Das Medium ist immer noch die Botschaft, und was in der Zeitung steht, muss wohl wahr sein – und so glauben eben Millionen von Zeitungslesern, dass auf den Schulhöfen in sexueller Hinsicht Sodom und Gomorrha herrsche.

Was die „Spiele der Erwachsenen“ angeht, ist man sich indessen nicht ganz so sicher: Dort könne es durchaus sein, dass die Farbe der sexuellen „Geschenke“ an Armbändern erkannt werden könnten – auf der Webseite sind sie zu lesen: Demnach bestehe die Bereitschaft zu einem kompletten Geschlechtsverkehr bei Schwarz, transparent und goldglänzend, wobei sich das „Angebot“ etwas unterscheide.

So ganz einig, was die Farben bedeuten, ist man sich freilich auch auf der Webseite nicht: So kann Lila beispielsweise sowohl für Händchenhalten als auch für Analsex stehen – nicht eben dasselbe.

sex armreifen sexarmreifen jelly bracelets

Die Armbänder des Anstoßes

Wer heiratet eigentlich wen? Gute Frage, nicht wahr? Soziologen wollen nun herausgefunden haben, dass Bildungseinrichtungen die wichtigsten Plätze sind, um das begehrte Wild „Ehepartner“ zu jagen – und dies gar in 13 Ländern. Fazit: Erstens lernt man sich heute oft an der Uni kennen, zweitens heiraten „gleich und gleich“ und drittens sind gebildete Frauen heute begehrter als früher. Vor Rutschpartien freilich wird gewarnt: „Abwärts heiratende“ Frauen verstößen auch heute noch gegen eine Norm und seien erklärungspflichtig, heißt es in der Studie, über die mehr im SPIEGEL steht.

 

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