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(c) 2004 by skistrip

Obwohl die „Kaninchen“ ohne jeden Zweifel zu den meistverkauften Vibratoren der Welt zählen, empfiehlt Laura Berman in der Chicago Sun Times doch lieber die Methode „MIS“: Make it simple. Also: nicht unbedingt rotierende Perlen, vibrierende Kaninchenohren und 20 Lustvarianten. Was dann? Steht alles im Artikel.

Nun, es ist jedenfalls neueren Datums. Bei Goethe und Schiller suchen wir es vergeblich, und die seriöse Presse meidet es ebenso wie die feine Gesellschaft. Wenn man so will, gehört es zur „Jugendsprache“ aber auch Erwachsene benutzen es in letzter Zeit häufig: man wird eben älter.

Die Herkunft ist schnell erklärt: „Tussi“ ist eine verniedlichende Abkürzung von „Tusnelda“, und die war die Gattin des Germanischen Feldherrn Arminius. Zu Erinnerung: Arminius ist jener, den die deutsche Geschichte auch als „Herrmann, den Cherusker“ kennt. Angeblich soll er den Römern in einer „gewaltigen Schlacht“ die Hucke voll gehauen haben, aber neuerdings behaupten Forscher, er sei vielleicht nur so eine Art germanischer Che Guevara gewesen und die „Finale Schlacht“ im Teutoburger Wald oder wahlweise in Kalkriese habe gar nicht stattgefunden – oh weh, da muss das deutsche Selbstbewusstsein mal wieder leiden.

Dass Tusnelda zur Tussi wurde, haben wir vielleicht Heinrich von Kleist zu verdanken – er nannte die Tusnelda (oder „Thusnelda“) bereits einmal „Thus-chen“ – und von dort bis zur Tussi ist es schließlich nur noch ein Gedankenschritt.

Ach ja, die Dame selbst. Ob sie nun verschleppt oder verschenkt wurde, jedenfalls landete sie in Rom, wo sie als Heldin galt – warum auch immer, jedenfalls wird berichtet, dass sie eine Frau war, die es „nicht so genau nahm“ – erst soll Germanicus ihr Geliebter gewesen sein, später soll sie allerlei Herren der römischen Gesellschaft empfangen haben. Die „Tusnelda“ war bis in die 60-er Jahre hinein ein beliebtes Wort für eine nicht ganz standesgemäße oder sonst wie merkwürdige Ehefrau.

Was ist nun die „Tussi“? Nun, zunächst einmal eine junge, unverheiratete Frau. Vielfach wird die Freundin eines jungen Mannes als „seine Tussi“ bezeichnet, was nicht gerade für dieselbe spricht: Dann ist sie nämlich ein Anhängsel. Eine echte Tussi ist freilich ein Mädchen, dass sehr nach Außen lebt: Immer die neuesten Modetrends am Körper, aber wenig im Kopf, dazu meist sexuell leichtfertig.

Doch auch dieser Worterklärung ist nicht zu trauen: So, wie der an sich abschätzige Begriff „Weiber“ von vielen Frauen benutzt wurde, um sich deutlich von „Kerlen“ abzugrenzen („Cyberweiber“), so benutzen auch viele junge (und mittlerweile auch einige nicht mehr ganz so junge) Mädchen das neue Wort, um zu zeigen, dass sie klar auf der Seite der Frauen stehen beziehungsweise sich mit Frauenthemen beschäftigen: Ein typisches Beispiel ist die „0815-Tussi“, eine Bloggerin auf twoday.net. Das Wort wird also einem Wertewandel unterworfen sein, wie zuvor schon die „Dame“ oder die „Dirne“.

Die Schreibweise? Meist schreibt man „Tussi“, und Internet-Beiträge, in denen das Wort vorkommt, gibt es laut Google schon 50000. Das umgangsprachlich veränderte Modewort „Tusse“ wurde immerhin schon 7150 Mal gefunden, und die Verenglischung „Tussy“ immerhin 13400 Mal. Die eindeutig falsche „Tussie“ findet man immerhin noch 6960 Mal.

Gibt es sie auch im Plural? Ja, natürlich, und es gibt davon so viel Varianten wie die Einzahl. “Tussis” kommt auf 27500 Einträge, “Tussies” schaffen noch 7180, “Tussys” noch gut 1000 und “Tussen” 33000.

Wer das Wort im englischen gebrauchen will, muss vorsichtig sein: „Tart“, wie es eine Schweizer Feministinnenseite sagt, ist ein möglicherweise folgenschwerer Missgriff. Die höflichste Übersetzung für „tart“ wäre Flittchen. Nein, man muss wohl auf „Bimbo“ zurückgreifen – wer deftiger sein will, könnte auch „broad“ sagen. Ist die Tussi auch noch eine Zicke, und dazu noch hysterisch, so wird sie zur „Drama Queen“.

Irgend wann wird der Begriff sicher einmal abgelöst. Tusnelda ist nicht die einzige Ehefrau, die von sich reden machte, aber vielleicht wird der neue Begriff auch aus der Welt der Konditor kommen – oder sonst wo her.

 

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