anstoss

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Geschrieben habe ich schon einmal über Rasputins konservierten Penis, doch konnte ich meiner staunenden Leserschaft noch kein Bild präsentieren. Man folge dem Link.

Viele US-Bibliotheken weigern sich offenbar, die staatlich verordneten Porno-Filter zu verwenden, heißt es dieser Tage in amerikanischen Medien. Dabei sind es weniger politische als viel mehr wirtschaftliche Gründe, von denen sich die Bibliothekare leiten lassen: Die Filtersoftware selbst sei viel zu teuer und außerdem schlecht – sie würde beispielweise auch Informationen über Brustkrebs ausfiltern.

Bibliotheken, die sich dem Filtersystem nicht anschließen, bekommen allerdings keinen Cent der drei Milliarden US-Dollar, mit denen die Bibliotheken gegenwärtig unterstützt werden – doch was bedeutet diese lächerliche Summe schon in einem Land wie den USA? Für die einzelne Bibliothek, so rechnen einige Bibliothekare vor, seien es nur ein paar hundert Dollar – und das sei die Sache absolut nicht wert.

Die beiden großen Kirchen in Deutschland bemühen sich um reuige Rückkehrer: Wiedereintritt ohne Bürokratie heißt das Zauberwort, von dem sich die Kirchen neben dem Seelenheil der Schäfchen wohl auch bessere Kirchensteuereinnahmen versprechen: In Deutschland kassiert der Fiskus nach wie vor die Kirchenbeiträge, die man hier ganz einfach „Kirchensteuer“ nennt und die Deutsche, wie es scheint, für ganz normal halten.

Schon heute will die evangelische Kirche etwa „ein Drittel“ der Austritte durch Wiedereintritte kompensieren. Dazu hat man in verschiedenen Kirchen „Wiedereintrittsstellen“ eingerichtet. Die katholische Kirche hingegen will die Schäfchen mit einer Internetseite zum Hirten zurückholen.

Fragt sich nur, ob die Wiedereintrittswelle durch eine neue spirituelle Erweckung ausgelöst wurde oder durch eine wiedererstandene Verbürgerlichung: Weiß zu heiraten gilt ja wieder als schick.

Ray Charles! The Great Ray Charles! The Genius! Gibt es dieser Ankündigung noch etwas hinzuzufügen? Ja, sehr viel. Erstens, dass er dieser Tage, 73-jährig, gestorben ist. Zweitens, dass er jetzt, in so gut wie allen Nachrufen, als Vorzeigeobjekt benutzt wird – du kannst schwarz, blind und elternlos sein und dennoch Karriere machen. Drittens, wie man einen Künstler heute sieht: Er gewann Grammys, zwölf an der Zahl. Die meisten zu Zeiten, an denen selbst ich noch ein sehr junger Mann war: Zwischen 1960 und 1966.

Den Jazzfans war er immer suspekt. Ein Mann, der schlecht Saxophon spielte und viel zu viel sang, und dazu noch begleiten von seinem Engelschor, dachten sie, könne kein guter Jazzmusiker sein. Freilich, denn das war er auch nicht. Er war ein Mann des Blues, jemand, der ihn nicht nur in die großen Städte hinein schrie, sondern in die ganze Welt.

Ja, er hat etwas neues erfunden, das heute oft in den Hintergrund gerät: Ray Charles erkannte als einer der ersten, dass die Inbrunst des Evangeliums und der Art, wie die schwarzen Gemeinden es zelebrierten, etwas mit Erotik gemeinsam hatten, und er wagte den Stilbruch: Blues, Sex und Gospel – das zusammen müsste die Mischung geben, die sein Publikum zum Schäumen brachte.: „What'd I Say“ wurde zum Sinnbild orgiastischer Musik.

Freilich war derselbe Mann auch Entertainer, amerikanischer Medienstar und Schnulzensänger: „Georgia on My Mind“ ist eine Schnulze, doch wie er dieses Schlagerliedchen gesungen hat - das macht im keiner der Lebenden nach.

Was von ihm bleiben wird? Bestimmt nicht sein Saxofonspiel, kaum seine wenigen Ausflüge in den Jazz. Eher schon der Blues, besonders die erotischen, ekstatischen Blues, die er mit den Rayletts vor Publikum gesungen hat, und ein paar all-amerikanische Schnulzen.

 

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