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Das wöchentliche Geblubber aus den Algen

Sollte ich mich überhaupt aus den Algen äußern? Ich bin in meiner zweiten Heimat, es ist Sommer, ich habe Friede und Freude ohne Eierkuchen, aber mit großen Mengen frischer Früchte und ich könnte es mir ja nur gut gehen lassen.

Um mich herum sehe ich den Mut zur Zukunft: Das neue Europa entsteht vor meinen Augen: Aufbruch überall, wenngleich auch hier die Opposition der Regierung unterstellt, das Land bald in den Ruin zu treiben. Zu merken ist davon freilich nichts. Es wird gebaut, abgerissen, renoviert und verschönert, was das Zeug hält – und man gibt Geld aus: Auch sonntags: Schließlich hat man hier kein Ladenschlussgesetz

In meiner ersten Heimat streitet man sich derweil über „soziale“ Fragen, die eigentlich gar keine sind, will eine „linke“ Politik verwirklichen, die nach rückwärts gerichtet ist, macht einen Haufen Gedöns um Kopftücher und hält das Geld zusammen, so, als wolle man damit begraben werden: Und auch sonntags darf man nur tun, was Staat und Kirche recht ist: Einkaufen gehört nicht dazu.

Es ist Sommer. Ein ungarischer Nachrichtensender findet wichtig zu melden, dass sich die Athener Huren über die mögliche ausländische Konkurrenz beschweren. Sagte da jemand: Sommerloch? Wenn der Fußball vorbei ist, werden die sauren Gurken nur so vom Himmel fallen: Da ist die Gründung einer Partei links von der SPD noch gar nichts.

Solange Deutschland eine funktionstüchtige Ökonomie hatte, die allen Menschen Segen brachte, war die Welt in Ordnung: rechts stand das konservative Lager aus Wirtschaftsklüngel, Biederbürgern und Kirchenvolk, links die Arbeiterschaft, die Intellektuellen und Gewerkschaftler. Dazwischen lugte ein bisschen Liberalität hervor, und rechts und links splitterten sich ein paar Parteien für die Unbelehrbaren ab. Bis schließlich Grün kam: Doch die Partei aus Hoffnung, Heil und Umweltschutz wandelte sich: Sie wurde zur Partei der innerlich konservativen, aber alternativ bemäntelten Familienbürger,

Derzeit bröckelt nicht nur die Parteienlandschaft, sondern auch die Gesellschaft: Darunter leidet vor allem die Ex-Arbeiterpartei: Sie muss, will sie die politische Verantwortung tragen, vor allem Reformen durchsetzen – für die Arbeit, und gegen die Gewerkschaften. Das ist schwer zu vermitteln, aber eine simple Tatsache: Voraussetzung für mehr Arbeitsplätze sind neben niedrigeren Steuern vor allem geringere Arbeitskosten und eine verlässliche Arbeitsqualität.

In dieser Situation ist es ein Hohn, wenn sich ein neues Bündnis „Arbeit und soziale Gerechtigkeit" gründet: Es führt, wenn überhaupt irgendwo hin, nur weiter in den Abgrund, denn Arbeit lässt sich nicht durch Gewerkschaftsmacht erzeugen. Dass auch eine Sprecherin von Attac im neuen Bündnis ist, spricht Bände: Luftbuchungen auf die Zukunft, das ist alles, was wir von diesem neuen Bündnis zu erwarten haben.

Mag ja sein, dass die Bundesbürger dumm genug sind, solche Gruppen die 5-Prozent-Hürde überspringen zu lassen, doch dann gehen beide Schiffe unter: Die SPD und das neue Bündnis. Die Siegerin, da braucht man kein Prophet zu sein, wird die CDU. So würde es einen billigen Sieg für die andere, ebenfalls durch und durch kränkelnde Partei geben. Armes Deutschland.

 

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