anstoss

  sehpferdvs sehpferds magazin für anstöße und anstößiges
Markenrecht, Namensrecht, unlauterer Wettbewerb, Rufschädigung: Das Hamburger Landgericht stellte sich in einem Prozess gegen die Inhaberin zahlreicher Erotik-Domänen ganz auf die Seite der Klägerin, der deutschen Metro-Gruppe.

Es wäre interessant zu wissen, ob die Metro auch noch einen Prozess gegen zahllose Unternehmen des Personentransports anstrengen wird: Schließlich heißen die Untergrundbahnen in vielen Großstädten Europas „Metro“.

(Urteil vom 16.07.2004, Az. : 416 O 300/03).

Ein Wandsbecker Dicount-Bordell (halbe Stunde 38,50 EUR) mit dem sinntriefenden Namen „Sparschwein“ verlost dieser Tage Beischlaf-Gutscheine, aber nicht nur das. Wie die Bordellchefin „Doris“ gegenüber der Hamburger „Morgenpost“ verlauten ließ, könne man bei ihr auch „Gutscheine als Weihnachtspräsent“ kaufen.

Vermutlich wird ein solches Geschenk mehr Aufsehen erregen als Socken und Krawatten, aber ob sich Sparschweine, gleich welcher Art, unter dem Weihnachtsbaum gut machen, darf bezweifelt werden.

Ich sollte doch häufiger Jimmiz Journal lesen. Dann hätte ich schon eher gewusst, dass Jim diese Musik liebt: Mingus, Dolphy. Coltrane. Ich war lange Jahre ganz süchtig danach. Deutlich erinnere ich mich an das Mingus-Konzert in Bremen, an die Arroganz von Siegfried Schmidt-Joos, der keinen Hehl daraus machte, dass er sich bei Mingus die Nase rümpfte: „Mingus wird sich an Deutschland gewöhnen müssen, nicht Deutschland an Mingus“.

Das ist alles lange her. Der kräftige Bass von Mingus, das Genie Dolphy, die dialoge beider auf der Bühne, die Erneuerung. Aber auch der Ekel der Brubeck- und Modern-Jazz-Quartett-Hörer, wenn echte emotionale Leidenschaft auf die Bühne kam – ich erinnere mich gut.

Was davon bleibt: Die Erkenntnis, Recht gehabt zu haben: Charles Mingus war ein Genie wie es wenige im Jazz gibt, John Lewis nur ein guter Marketing-Mann, der Musik für Hörer produzierte, die eigentlich viel lieber Kammermusik gehört hätten.

Doch was Bedeutet das alles heute? Fast gar nichts mehr. Die Zeit fegt über ihre Genies hinweg, und wer kennt schon noch Mingus und seine Kompositionen? „All the things you are“ wurde zu „All the things you could be by now if Sigmund Freud’s Wife was Your Mother“. Ja, gelegentlich wird noch “Orange was the color of her dress” gespielt.

Ach ja, ich verkaufe alle meine Mingus- Coltrane und Dolhy LPs, und noch hundert andere dazu – von raren Armstrongs über seltenen Jelly Roll Mortons bis zu einer schönen Parker-Sammlung.

Zum Schluss möchte ich meinen leser ein Buch empfehlen: "Beneath the Underdog" - Charles Mingus Autobiografie.

 

Add to Technorati FavoritesMy Popularity (by popuri.us)

twoday.net AGB

xml version of this page

powered by Antville powered by Helma