anstoss

  sehpferdvs sehpferds magazin für anstöße und anstößiges
Communityübergreifende Kommunikation soll gelegentlich Früchte tragen: Jedenfalls scheinen fry und fragmente hoch zufrieden mit dem zu sein, was sie voneinander erfahren haben: Herr Fry, besser als Schmuddelblogger bekannt, soll jedenfalls die nackte Brust von Frau Fragmente gesehen haben. (Zitat: „Frau Fragmente hat klasse Titten“).

Wie man unschwer bemerkt, zahlt es sich aus, ab und zu auf einem Berliner Hinterhof seine Brüste zu zeigen. Oder habe ich alles falsch verstanden?

Ich gehe davon aus, dass Damen über die Möglichkeit, Busen, Brezen und Bierkrüge gleichzusetzen und noch hinzuzufügen, dass diese nun alle "Dinge zum Anfassen" wären, nicht begeistert sein könnten.

So schreibe ich denn vorsichtshalber, dass diese Aussagen nicht meiner Feder entstammen, sondern jener der offensichtlich norddeutschen Kolumnistin der WELT, Kristin Rübesamen. Getitelt hat sie dann aber vorsichtshalber doch: "Nur gucken, nicht anfassen". Diesmal war der Busen gemeint, nicht die Brezen und auch nicht die Bierkrüge.

Dass es freilich auch mit dem Hingucken so eine Sache ist, wusste die BILD-Zeitung, und nun beginnt das Weltbild der Hingucker doch zu schwanken: BILD warnt nämlich nach einem Hinweis der Polizei vor der Busen-Bande. Die macht das, was sie tut, nur mit dem Busen und ohne Brezen und Bierkrug, dafür aber mit drei A’s: Anmachen, abknutschen und abkassieren, wobei für die ersten beiden Begriffe Damen im Einsatz sind, während der Letztere von Herren mit flinken Händen besetzt wird.

Mit anderen Worten: Ist der biergedünstete Kopf einmal zwischen die Brüste geklemmt, wird das Bargeld den Hosentaschen entnommen – oder so ähnlich. BILD meinte jedenfalls, einer der alkoholumwehten Herren Opfer sei in der „Reiterstellung“ abgeknutscht worden und zeigt auch Bilder davon – aufgenommen mit der Überwachungskamera des Bierzeltes, hinter dem es passiert ist.

Fragt sich nur, wie die Busenbeklau-Nachricht (via Nerve) ins SantaBanta kommt.

Ein Blog ist ein Blog ist ein Blog ... so beginnt das 11-Punkte „Blogma“ dieses Bloggers, und er fährt fort „ein Blog ist weder die Klagemauer, noch eine U-Bahn, noch eine Markthalle, sondern in erster Linie ein Internet-Gedanken-Post-It* seines Schöpfers und Betreibers. Nicht mehr und nicht weniger“.

Besonders interessant fand ich Punkt 6 des Manifests – denn mag ein Blog auch ein Blog sein und eben keine U-Bahn, so ist eine Community eben keine Community – sondern eine eher zufällige Zusammenstellung von Menschen, die sich für einen Blogbetreiber entschieden haben.

Was mir ständig im Kopf herumgeht: Wenn man die Kräfte, die von Blogs ausgehen, ein bisschen mehr bündeln würde – welche Energie würde dann frei werden? Ich denke, wir könnten ganze Bereiche des Webs in helles Flutlicht tauchen, wenn wir alle ein bisschen mehr zusammenarbeiten würden – Wikipedia macht es vor.

Wie auch immer - diesen Beitrag muss man lesen - und dies nicht nur wegen der elf Punkte, von denen sogar ich mindestens vier Fünftel akzeptieren kann. (Ich erwarte nicht, dass jeder nun im Geiste vier Fünftel von elf errechnet).

* By the way: "post-It" sind diese kleinen gelben Zettelchen, die vergessliche Leute an ihren Bildschirm kleben.

Manchmal habe ich die Vermutung, Menschen hinterlassen Kommentare auf meiner Webseite, damit ich sie wahrnehmen soll. Dieser hier schläft sich, wie es scheint, so durchs Leben und scheint Blut zu lieben.

Doch mit manchen anderer Vorlieben hat er es, wie es scheint, nicht so: er sieht den Damenwäscheträger auf 20six als „krank“ an und will auch nichts von der „Strengen Lady Sandra“ (ebenfalls auf 20six) wissen, die er traurig findet, auch wenn sie noch gar nichts gepostet hat.

Na ja, vielleicht findet er sich noch? Soll ja lange Dauern, so ein Prozess.

Der Mann, der 1000 Huren hatte, schreibt – nicht irgendwo, sondern im „Guardian“. Sein erstes Mal? Mit einer Hure, natürlich. Zwanzig Pfund hat sie gekostet – damals viel Geld, denn immerhin war der heute 41-jährige Hurenliebhaber damals gerade 16.

Seither schlief er „mit allen Nationalitäten in jeder Position in aller Herren Länder“ – vom Fleischmarkt (15 GBP) bis zur Klassedame (1000 GBP), und als Durchschnittspreis rechnete er 100 Pfund – eine ganz nette Summe kommt da bei 1000 Begegnungen zusammen. Das Geld reue ihn nicht – Sex sei doch das Schönste und Natürlichste, was man für Geld kaufen könne.

Der Mann schreibt, er bedauere nichts – Huren seien seine Passion. Ja, und illegal sollte es bleiben, das Geschäft – sonst müssten die Damen Steuern bezahlen, und das sei gar nicht gut: Durch das Steuersystem, so meinte er, würden mehr Menschen zu Lügnern als durch die Prostitution.

Man sollte gar nicht mehr darüber berichten: Die Szenerie ist langsam zum Abgähnen. Als ob einmal nicht genug wäre, wird also der Hotelerbin Paris Hilton erneut ein Video gestohlen, vielleicht auch eine ganze Reihe von Videos – wir wissen es nicht.

Allerdings wissen wir so viel: Paris Hilton lässt sich reichlich oft in Situationen filmen, in denen andere Menschen sehr selten gefilmt werden, und bei ihr wird reichlich viel Videomaterial gemaust. Was schließen wir daraus? Die Dame ist leichtsinnig. Bliebe vielleicht noch zu fragen, warum sich so viele Menschen für eine Frau interessieren, die offenbar nicht viel mehre im Kopf hat als Partys und "Fun".

Wofür sich eine Bundestagsvizepräsidentin alles hergibt, durften wir heute aus dem SPIEGEL erfahren: Antje Vollmer will die deutsche Musikindustrie mit staatlicher Gewalt in die Medien zurückpuschen und scheut dabei auch vor einem Vokabular nicht zurück, das an die Adenauer-Ära erinnert: Den Sendern, die sich nicht an die von ihr vorgeschlagenen nationalen Quoten halten, sollen Sanktionen bis hin zum „Entzug der Sendelizenz“ drohen. Schön, dass Frau Vollmer einmal ihr wahres Gesicht zeigt. So sieht sie also aus, die Freiheit der Grünen. Die TAZ titelte inzwischen schon gegen Grün: „Die Quote des Grauens“. Dem ist nichts hinzuzufügen.

Der Kulturausschuss des deutschen Bundestages wird sich heute mit einem Thema beschäftigen, dass wieder einmal so überflüssig wie ein Kropf ist und so deutsch, dass einem die Haare zu Berge stehen: Deutsche sollen mehr Deutsche Musik zu hören bekommen – man erwägt, die Sender zu einem Quotensystem zu verdonnern. Hintergrund: Die deutschen Musikproduzenten maulen, weil sie nicht genug vom Gema-Kuchen absahnen können und wollen praktisch ein Gesetz zum Schutz der einheimischen Schnulzenkultur, und, zugegebenermaßen auch einiger kleiner deutscher Musikproduktionen.

Die „Badische Zeitung“ bringt dazu „pro“ und „kontra“ – und einen Hinweis: In Frankreich sei das auch so, und alle seinen nichts als glücklich darüber. Wie schön für die Franzosen. Aber das Gesetz stammt aus dem Jahre 1986. Damals gab es Musik weder aus dem Internet noch aus der Satellitenschüssel, und auch die Musiksender im Fernsehen waren noch lange nicht so populär wie heute.

Ein Gesetz für die paar Verbliebenen, die FM im Autoradio hören? Die spinnen ja, die Deutschen.

Gelegentlich erhalte ich spöttische, ab und an auch aggressive Bemerkungen über die Beurteilung von Weblogs: Wer gibt Ihnen, Herr Sehpferd, eigentlich das Recht, darüber zu urteilen?

Nun, es gehört zunächst zum Leben des Erwachsenen dazu, zu urteilen: Viele meiner Leser werden dies wissen, da sie ständig beruflich etwas beurteilen müssen. Dazu muss man nicht Journalist oder Finanzchef sein, es reicht völlig, irgendwo an einer Hotline zu sitzen.

Die Lebenserfahrung sagt uns, dass wir auch dann ständig beurteilt werden, wenn wir nichts davon erfahren. Mancher hat dies schon schmerzlich erlebt, wenn ihm nach langer Zeit von seinem Team oder seinem Partner der Spiegel vorgehalten wird: Siehe, ich sehe dich ganz anders als du glaubst, dass ich dich sehe. Das ist umso bitterer, je verblendeter man zuvor war. Man kann nur raten, sich vor allem vor falschen Freunden zu schützen: Gegner sind in der Regel ehrlicher.

Diejenigen, die ein Urteil über sich lesen, sollten also froh sein. Sie erfahren dann etwas, was man ihnen sonst vielleicht vorenthalten hätte. Weblogs beurteilen? Selbstverständlich. Schließlich beurteilt die schreibende Zunft auch die Politik, die Literatur und gelegentlich sogar andere Presseerzeugnisse.

 

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