anstoss

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Nach dem blamablen Debakel der Franzosen und Niederländer hatten viele nicht mehr geglaubt, dass das Schweizervolk heute für Schengen und damit für die Öffnung der Grenzen zur EU stimmen würde, doch das Volk hat gesprochen: Mit einer deutlichen Mehrheit von etwa 55 Prozent stimmte die Schweiz damit dem Schengen-Vertrag der Europäischen Union zu, was zur Abschaffung der Grenzkontrollen bis 2007 führen wird.

Wer die furchteinflößenden Plakate gesehen hat, die eine politische Gruppierung nahezu überall in der Schweiz aufhängen ließ, kann nicht umhin, den Schweizer Bürgerinnen und Bürgern Hochachtung zu zollen – aber nicht nur deshalb. Auch das Partnerschaftsgesetz für die Lebensgemeinschaften von Schwulen und Lesben wurde von den Schweizern mit klarer Mehrheit abgenommen.

Merci Juan-Ulrico für die Information

Gestern habe ich Ihnen ja die Geschichte einer Webseite aufgetischt, in der Damenunterhöschen mit eingebauten Sensoren zur Keuschheitskontrolle angeboten wurden, und heute stolpere ich über eine andere Webseite, ähnlich aufgemacht, doch mit einem völlig anderen Produkt: ein Höschen zur Keuschhaltung junger Männer, speziell junger Sportler.

Die Seite sieht zunächst so aus, als ob sie real wäre: Indessen zeigt ein bisschen gesunder Menschenverstand, dass sie es nicht sein kann: Das Höschen, das hauptsächlich aus Baumwolle besteht, kann nämlich, einmal angepasst, nur mit Spezialwerkzeug wieder abgenommen werden. Das hält aber offenbar viele Männer nicht davon ab, so ein Höschen besitzen zu wollen. Preisanfragen bekommt man offenbar reichlich. – so reichlich, dass man sie nicht alle erfinden konnte. Wenigstens ein Teil muss von Menschen kommen, die tatsächlich glauben, das Höschen hielte sie vom Sex ab – oder wenigstes vom Masturbieren

Im Übrigen verlinkt man zu so gut wie allen extremistischen Keuschheitsseiten, sodass man auch hier einen guten Überblick bekommt, wer gerade was predigt.

Und falls sie es doch ernst nehmen sollten: Lesen sie die Hinweise unter „about“.

Das wöchentliche Geblubber aus den Algen – fast immer sonntags

Die Welt des Internets in Österreich (wie, im Übrigen, auch in Deutschland) wird ein Stück normaler: Wer eine Meinung vertritt, muss in Zukunft auch mit seinem Namen dazu stehen. Das war zwar bei seriösen Webseiten und Blogs schon immer so, in der Grauzone aber verhielt man sich anders: Dummschwätzer wie auch politische Extremisten konnten sich bislang hinter Pseudonymen verstecken, doch jetzt bekommen sie endlich einen Namen: Es herrscht Impressumspflicht.

Ich kann der Argumentation der Betreiber, auch der des Knallgrau-Geschäftsführers Matthias Platzer, nicht folgen, denn selbstverständlich sind Weblogs in erster Linie Publikationen und erst in zweiter Linie „Kommunikation“. Doch selbst wenn sie denn Kommunikation wären. Auch diese findet nicht in einem rechtsfreien Raum statt – wer eine Meinung hat, und diese öffentlich vertritt, soll bitte auch seinen bürgerlichen Namen preisgeben. Zeitungen werfen anonyme Leserbriefe mit Recht in den Papierkorb.

Ansonsten hat sich nicht viel verändert seit der letzten Woche: Blogger gewinnen keinesfalls an Bedeutung, sondern sie verlieren – jedenfalls in der Presse. Man liest immer weniger über Blogs und Blogger, und wenn, dann stammen die Basisinformationen aus den USA. Einzige, bislang positive Ausnahme: Es sind ein paar Wahlblogs entstanden, in denen teilweise beachtliche Diskussionen zur Wahl stattfinden. Neben der Initiative von Nico Lumma muss auch das Handelsblatt-Wahlblog erwähnt werden: Beide Blogs haben immerhin mehrere Autoren und sorgen so für Vielfalt.

Ich selber kann und will nicht mehr über alles bloggen. Die Einzelblogs, in denen die einstigen Blogeliten und heutigen Wiederkäuer linke Ideologien mit fragwürdigen Informationen zu allerlei exotischer Software mischen, haben ihre besten Tage bereits hinter sich. Auch bei mir ist die Wundertütenzeit so langsam vorbei. Ich blogge noch zur Wahl – und zwar für keine bestimmte Partei, sondern vor allem für mehr Pragmatismus. Dennoch plädiere ich dafür, die SPD in der nächsten Legislaturperiode in die Opposition zu schicken, damit sie wieder zu sich finden kann. Das hat ihr schon einmal gut getan, und warum sollte die Kur nicht noch einmal wirken?

Mein anderes Projekt, das Europa City Blog, läuft leider nicht gut. Erstens ist das Interesse an Europa derzeit nicht sehr groß, und zweitens begreifen die meisten Blogger nicht, dass ihre Stadt etwas wirklich Besonderes ist, über das zu schreiben sich lohnt. Hinzu kommt, dass kaum ein deutscher Blogger einsieht, dass „Verzweckung“ im Grunde etwas Positives ist: Das eigene Blog für den Zweck des Stadttourismus einzusetzen, ist eine Aufgabe, die den Besuchern der eigenen Stat dient. Merkwürdiger finde ich schon, dass sich hier die Redaktionen der Regionalzeitungen so bedeckt halten.

Mein drittes Thema, die Erotikblogs, lösen natürlich Emotionen aus. Aber ich sage ihnen, liebe Leserinnen und Leser, hier und heute dies: Wenn wir hier nicht sehr, sehr schnell handeln, wird der gesamte Erotikbereich in Zukunft von Leuten besetzt, die kommerziell bloggen, um Menschen zu den Angeboten von internationalen Erotik-Anbietern zu führen, statt Erotik als Kulturgut zu betrachten. Nicht, dass ich etwas gegen Werbung generell hätte: Aber wenn die Erotikblogs einmal vollends in den Händen der Erotikkonzerne sind, dann haben die freien und unabhängigen Blogger das Nachsehen. Es ist also Zeit zum Handeln.

Ich habe schon zu einem früheren Zeitpunkt gesagt, dass ich „Sehpferds Sinnige Seiten“ noch bis zum Jahresende weiterführen werde. Wenn sich bis dahin aber keine namhafte Kooperation mit einem Verleger oder einem Verbund ergibt, stelle ich sie ein. Blogs an sich sind so sinnlos, dass nicht einmal ich mir leisten kann, Tag und Nacht die Netze auszulegen und nach Informationen zu fischen und dann Stunde um Stunde zu verbringen, dies alles in Worte umzusetzen.

In diesem Sinne: Haben sie einen schönen Sonntag. Und wenn sie Lust haben, überlegen sie sich mal etwas zur Lust – in Blogs.

 

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