anstoss

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„Maxim“ stellte die Hometown Hottie finalists vor – auf Deutsch etwa „Die Finalisten für den Wettbewerb der heißesten Frauen in meiner Stadt“. (Langer Satz, nicht wahr)? Via Fleshbot. Ebenfalls auf Fleshbot, aber mal wieder unverlinkbar wegen der Inhalte: „Facesitting Videos“, auf deutsch etwa „Filme von Damen, welche rittlings auf den Gesichtern von Herren sitzen“. Da Flickr immer nur Flickr ist, können dort auch Fotos von Damen in Fetischkleidung veröffentlicht werden – auch ein Tipp von fleshbot. Nachtfalter faltet heute eine Japanerin, in deren Bar Damen nur unbekleidet Zutritt haben.

Wer Lust auf Stöckchen hat (wagen sie es nicht, mir welche zuzuwerfen) findet sie bei einer Dame namens Ashley-Jade, die auch noch süße Bilder von sich hat (wenn sie Glamour mögen), Blogywood zeigt nackte Brüste von der Budapest Parade in einem Video und World Sex News weiß, dass Amazon jetzt 40.000 Sex-Produkte verkauft, davon 9.000 Vibratoren – na bitte: Nichts wie ran an den Speck.

Woran misst sich die Bedeutung von Blogs? Ich meine, erstens daran, ob namhafte Firmen oder Instiutionen sie führen, dann, wozu sie verwendet werden und letztlich, wie viele Leser sie haben. Dabei habe ich die wichtigste Frage, nämlich die nach dem Nutzen, noch gar nicht gestellt.

Wenn nun jemand kein Blog führt, aber dauernd darüber redet, wie würden sie ihn nennen? In englischsprachigen Ländern wahrscheinlich einen „Wannabe“. In Norddeutschland würde man vielleicht „Klugschnacker“ sagen, und ich weiß, dass es nach dem „sch“ in diesem Wort auch noch andere Endungen gibt.

Alsdann – gucken wir uns die Sache einmal an: Da ging gerade durch die Presse, dass „gut ein Viertel“ aller PR-Agenturen und Pressestellen, die jüngst um ihre Meinung gebeten wurden, Weblogs (Blogs) für ein „überbewertetes Modethema“ halten – offenbar die Ehrlichen unter den Befragten.

Nun, etwa ein weiteres Viertel meinte, das Thema sei, „wichtig, man müsse sich damit aber noch auseinander setzen“. Da frage ich mich doch, was bedeutet ein Satz wie „es ist wichtig, man muss sich damit auseinander setzen“ für einen PR-Menschen? Ich sage es Ihnen: Wenn er es für tatsächlich wichtig halten würde, dann hätte er sich längst kundig gemacht und eine Meinung gebildet und würde nicht so ein Gewäsch ankreuzen, und das gilt etwas eingeschränkt, aber immer noch deutlich, auch für jenes Viertel der Agenturen (aber deutlich weniger Pressestellen), die behaupteten, man „setze sich bereits mit dem Medium auseinander“. Sehr interessant – und worin besteht die „Auseinandersetzung“? Hat irgendein Blogger jüngst Post von einer Werbeagentur oder einer Pressestelle bekommen?

Die restlichen Zahlen sind schnell dahingeschrieben: etwa 20 Prozent der Pressestelle wussten nicht, was Blogs sind (13 Prozent der Agenturen), und ungefähr 10 Prozent sahen in der PR keine Einsatzmöglichkeit.

Kommen wir nun zum wirklich interessanten Teil: Ein lächerliches halbes Prozent der Befragten (das sind über den Daumen 3 Menschen) aus Agenturen gaben an, bereits ein eigenes Weblog zu führen und nannten die neue Kommunikationsform „richtungsweisend“.

Was schließen wir daraus? Natürlich kommt es ein bisschen auf die Interpretation an, aber wenn 25 Prozent der befragten Blogs für überbewertet halten und sich etwa 50 Prozent noch kein Bild gemacht haben, dann halten 75 Prozent Blogs für mehr oder weniger unwichtig – so unwichtig jedenfalls, dass sie sich damit noch nicht ernstlich auseinander setzen mussten. Nimmt man noch die 20 Prozent Ignoranten dazu, so sind wir schon bei 95 Prozent. Rechnet man die 0,5 Prozent der tatsächlich kompetenten Befürworter dagegen, so kann man sagen, was ich bereits in der Überschrift verkündet habe: Nur Nichts ist weniger.

Einerseits ist Wahlkampf - da rutscht der Berliner CDU oder auch der bayrischen CSU schon mal der Griffel aus der Hand. Andererseits aber ist die Bundesrepublik Deutschland eine liberale Demokratie, in der jeder nach seiner Facon selig werden darf.

Oder eben auch nicht. Wir hörten ja neulich von der Kandidatin, dass wir uns angeblich in einer genau definierten Kulturwelt bewegen – zwar vermied sie das Wort „Leitkultur“ auszusprechen, doch die deutsche, christlich-jüdische, katholisch-konservative oder auch evangelisch-gutmenschenbehaftete Kultur guckt doch irgendwie immer ein bisschen durch die Programme der Union.

Klar, dass Lack- und Lederleute sowie die BDSM-Kommune nicht in das Sittenbild der Christenunion passen. Für Berlin allerdings sind deren Feste Attraktionen. Das wusste der regierende Bürgermeister wohl und sandte ein Grußwort. Er hätte damit rechnen müssen, mit Moralinsäure übergossen zu werden.

Nun also spricht die Berliner Union nach Zeitungsberichten von einem „Verfall der Sitten“, wenn Menschen öffentlich klar machen, dass sie anderes leben wollen, und dies pfuiteuflischerweise auch noch fröhlich tun: Dicke Backen bei den Moralaposteln also. Die bayrische CSU greift gar wieder einmal ganz tief in die Kiste: Sie spricht zwar nicht vom „gesunden Volksempfinden“, mein es aber: Das Lob für eine Leder- und SM-Veranstaltung „verstoße er gegen das Empfinden einer großen Mehrheit der Bevölkerung,“.

Wowereit nannte die Possen der Union schon vorab mal „kleinkariert“, doch die Boulevard-Blätter und die Spriger-Presse werden ihn wahrscheinlich mal wieder genüsslich durch die Mangel drehen – ob mithilfe der CDU oder ohne. Die BZ gab vor, „objektiv“ informieren zu wollen. Zuerest zitierte sie mal die WHO, die dieses zu wissen glaubt: „Was ist Sadomasochismus? Die Weltgesundheitsorganisation definiert Sadomasochismus (SM) als Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen. Bei SM wird sexuelle Lust nur in Zusammenhang mit Schmerzen und Erniedrigung empfunden.“. Da wird sich wohl jeder BDSM-Anhänger krümmen – vor Lachen, nicht vor Schmerz. Doch dann wäre da noch der Psychologe. Macht sich immer gut, wenn man einen in der Schublade hat.

Der sagte unter anderem dies:

„Häufig haben Sadomasochisten als Kinder Zwang, Gewalt und starke Autorität erfahren ... (Auf die dümmliche Frage „machen nicht nur Schwule?“) ... nein, es gibt auch Heterosexuelle, die SM praktizieren“.

Nun, der Mann hat allerlei zu bieten, wie seine Lebensgeschichte beweist – doch bitte: Wer fragt heute noch Psychotherapeuten, wenn es um die Lebensgestaltung geht? Bestenfalls noch die BZ.

Quelle der übrigen Zitate: Blick(ch).

P.S. Bei der Korrektur dieses Dokuments stürtzte die DUDEN-Software Version 3 zwei Mal ab.

Linda – was für ein schöner Name. Wer erinnert sich nicht an „Pretty Belinda"? Belinda – die schöne. Linda – die Zauberin. Wer wollte sich da in profane Gefilde begeben, in denen man Linda Loverlace vermutet? Doch wir können noch eine Stufe tiefer gehen, nämlich auf den Acker. Dort steckt man Linda in die Erde – oder steckte sie jedenfalls hinein. Nun nicht mehr – Linda ist nämlich eine Kartoffel, und das Geschrei, das gerade um sie gemacht wird (namentlich von den Grünen, und das noch im Wahlkampf), dringt sogar bis in die den NDR.

Linda Potatoe also, Kartoffel-Linda, geboren 1974, angemeldet als Kind des Friedrich Böhm, Kartoffelzüchter, und nun? Nun ist es aus mit der Knolle. Der Züchter nimmt sie vom Markt, das Riesengeschrei wird durch Prozesse ausgelöst, und irgendwie haben die Grünen von der Sache Wind bekommen und die Linda flugs zur Ökosache erklärt. Der Verbraucher wird dabei fleißig genutzt, um einigen dieser Ökolandwirte einen Gefallen zu tun: Die wollen angeblich genau diese Sorte weiter anbauen. Warum, weiß kein Mensch so genau, schließlich gibt es genügend Sorten - und vielleicht wird deswegen behauptet: Die Verbraucher wollen Linda: „Buttrig, cremig, einfach lecker“.

Aha, lecker also. Ich dachte mir es fast.

An manche Dinge erinnert man sich ein Leben lang. Gegen Ende der Erntezeit kam jedes Jahr ein Kartoffelbauer aus Syke nach Bremen, fuhr über den Osterdeich und schrie: „Kaaaatuffeln, Katuffeln, 1A Syker Katuffeln, zehn Pfund eine Maak“. Nach der Sorte hat damals nie jemand gefragt – aber da waren Kartoffeln auch noch nicht „lecker“.

 

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