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Jeder Amateurpsychologe will wissen, dass sich „gleich und gleich“ gerne gesellen, und kaum hat er es ausgesprochen, dann schiebt ein ebenso vorlauter Besserwisser seinen konternden Spruch nach: „Aber Gegensätze ziehen sich an“. Was ist nun wahr, was ist dran?

Zunächst einmal: Für uns als Menschen ist „gleich“ immer das, was wir als „gleich“ empfinden, aber in Wahrheit sind wir sind alle unterschiedlich. Manchmal glauben wir festzustellen, dass wir wirklich „gleich“ empfinden, „gleich“ denken oder eine „gleiche“ Herkunft, Erziehung, Ausbildung oder sonst etwas haben. Wir hätten dann besser „ähnlich“ gesagt.

Sehen sie, ich habe eine gewisse Kenntnis über das Innenleben von Selbsthilfegruppen. Die Menschen dort meinen zunächst, sie seien alle unterschiedlich, finden dann, dass sie alle ähnlich gelagerte Schwierigkeiten haben (wozu manche eben auch „gleich“ sagen) und entdecken nach längerer Zeit dann oft, dass sie zwar in einem Punkt ähnliche Erfahrungen hatten, in so vielen anderen aber durchaus unterschiedlich waren.

Was ist „fleich“, was ist es nicht? Nehmen wir mal eine Gemeinsamkeit: die Liebe zur Fotografie. Der eine ist Arzt, notiert Farbtemperatur der Lampen, Blende, Verschlusszeit und Objektiv, entwickelt selber Color und beschreibt genau die Dichte der Farbfilter, die er verwendet hat. Der andere ist Künstler, nimmt bewusst billige Objektive, verreist die Schärfe und übermalt dann Teile seiner Bilder, der dritte ist Zeitzeuge und fotografiert alle 10 Minuten den Marktplatz seiner Stadt. Was an ihnen ist gleich? In Wahrheit nichts.

Für die Partnerschaft ist nicht wichtig, ob man „gleich“ ist, sondern worin man „gleich“ ist oder jedenfalls meint, es zu sein. Ich gebe Ihnen wieder ein Beispiel. Er ist das Kind armer und relativ einfacher Eltern - aber er brachte es zum Informatiker. Sie hat den gleichen Hintergrund, wurde aber Restauratorin. Obwohl beide völlig unterschiedliche Berufe haben, sind sie „gleich“, weil sie sich an Armut und Not erinnern können - und die Mittel deswegen sparsam einsetzen. Es ist also nicht die Frage, ob man „gleich“ ist, sondern worin man „gleich“ ist. Wichtig ist allerdings der Wunsch, dem Leben eine sehr änliche Ausrichtung zu geben – insbesondere, in eine gemeinsame Richtung zu gehen.

Was ist nun mit den Gegensätzen? Sie ziehen sich an, wenn der eine Partner etwas geben kann, was dem anderen fehlt und umgekehrt. Er ist ein genialer Architekt und hat jeden Tag eine neue Idee. Sie führt den Betrieb und sieht eher auf die Bilanz. Wenn sie es schafft, seinen Schaffensdrang zu kanalisieren und profitabel zu machen, fällt für beide der Erfolg ab. Ist er der Erbprinz und sie Cinderella, sieht die Sache schon kläglicher aus: Irgendwann genügt Cinderella seinen sozialen und kulturellen Ansprüchen nicht mehr – sie wandert auf Platz zwei der Favoritinnenliste. Die junge Journalistin, die sich aus Mitleid und Lust den arbeitlosen Malergesellen ins Bett zog, schmeißt ihn ebenso nach ein paar Monaten wieder raus. Wo immer Gegensätze vorhanden sind, müssen sie sich auf Dauer konstruktiv ergänzen: Er muss ihre Lücken füllen, sie seine, und daraus muss sich für beide ein Zugewinn an Zufriedenheit ergeben.

Gleiche Interessen? Sie sind kaum ein Garant für blühende Beziehungen - während völlig unterschiedliche Interessen auf mehreren Gebieten durchaus ein erhebliches Hindernis sind. Gleich sein hingegen (im Sinne von ähnlich sein) kann zum Erfolg führen, wenn beide Lebensentwürfe in die gleiche Richtung zeigen und die Partner sozusagen „am gleichen strick ziehen“. Die beste Mischung für ein ebenso kreatives wie erfolgreiches Miteinander besteht aber darin, dass beide in der Grundausrichtung ähnlich, sich aber im Alltag eher aus unterschiedlichen Positionen so ergänzen, dass die Partnerschaft mehr ist als die Summe ihrer Teile. Erst, wenn man weiß, dass man gemeinsam stärker, glücklicher und zufriedener ist als allein, wird die Partnerschaft auch über Jahre halten.

Probleme entstehen beim Menschen in jedem Augenblick seines Lebens – und das eingebaute, sehr differenzierte Problemlösungssystem sorgt dafür, dass sie ihnen nicht ins Bewusstsein dringen.

Eines Tages wird dies anders sein. Sie bemerken nach und nach, dass etwas nicht mehr in guter Ordnung ist. Die Toleranzen, die Körper, Geist und Seele gefunden haben, um etwas als „normal“ anzusehen, werden überschritten. Zuerst zaghaft, dann deutlich, schließlich schmerzhaft, wird ihnen bewusst: Die Automatik versagt. Ich muss von Hand eingreifen.

Sobald Sie erkannt haben, dass etwas nicht in Ordnung ist, werden Sie sich natürlich fragen: Nun, und wie repariere ich die Sache? Sie beginnen, schematisch oder auch völlig chaotisch, eine Problemanalyse. Vielen Menschen fällt dabei das Problem wie Schuppen von den Augen: Sie sagen plötzlich „ach so", begehen eine einzige Handlung - und das Problem ist gelöst. In der Tat passiert dies auch während professioneller Problemanalysen relativ häufig - man hatte einen Umstand übersehen, nun liegt er auf dem Tisch und alle fragen sich, warum man darauf nicht schon längst gekommen war.

Leider ist es nicht immer so einfach. Die professionelle Problemanalyse will erlernt und verinnerlicht werden. Sie beruht darauf, Ziele zu definieren und Weg und Abweichung möglichst genau zu beschreiben. Die Techniken, um dies tun zu können, sind erlernbar.

Ich persönlich arbeite mit einer dieser Methoden seit vielen, vielen Jahren. Ich war zu Anfang ein völliger Gegner der Methode: viel zu kompliziert, viel zu zeitaufwendig, viel zu viel Administration. Doch schon meine damaligen Lehrer sagten, diese Einstellung sei vorübergehend - wenn man das Verfahren einmal verinnerlicht habe, könne man mindestens kleinere Probleme in Sekunden lösen. Ich kann Ihnen dies aus heutiger Sicht nur bestätigen. Ihre Alltagsprobleme werden verschwinden - und komplexe Probleme führen Sie zu perfekten Lösungen.

Sie haben Probleme? Kein Problem für Sie! Es ist eine Möglichkeit, Ihr Leben zu verändern. Fangen Sie einfach damit an.

Während und nach der Pubertät probieren junge Menschen oft, unterschiedliche Identitäten anzunehmen. Spätestens bis zum 25. Lebensjahr sollte sich aber eine Persönlichkeit herausgebildet haben, deren Kern klar erkennbar ist – für sich und für andere. Das bedeutet nicht, sich selbst zu verbieten, gelegentlich Rollen anzunehmen. Man muss nur wissen, was Rolle ist und wie die Kernpersönlichkeit sich von der Rolle unterscheidet – falls es so ist.

Sie kennen vielleicht das Bonmot, dass manche Wiener Kaffeehauskellner erfolgreich Wiener Kaffeehauskellner spielen – ein Beispiel dafür, wie Rolle und Profession übereinstimmen können – nur die Persönlichkeit dahinter leider gar nicht. Das Berufsleben kennt viele solcher Situationen. Die Annahme von Rollen gehört zum Erscheinungsbild des modernen Menschen, namentlich der berufstätigen Städter.

Wann müssen wir nun eigentlich die Persönlichkeit entwickeln? Vor allem, wenn wir mit der Persönlichkeit, der Karriere oder einem anderen wichtigen Umstand unseres Lebens in die Sackgasse geraten, aber auch, wenn Lebensentscheidungen anstehen: Berufswahl, Berufswechsel, Karriere, Ehe, Kinder, Auslandsaufenthalte.

Wer Schwierigkeiten damit hat, eine „vollständige" Person zu sein, muss damit beginnen, die Elemente seiner Persönlichkeit neu zusammenzusetzen. Man kann dies allein oder mir Freunden tun, mit Hilfe von Psychotherapeuten, Trainern, Kursen und speziellen Gruppen.

Freilich ist der Markt der Persönlichkeitsentwickler so gut wie unübersehbar – und neben seriösen Unternehmen sind hier Psychosekten unterwegs, die teils offen, teils getarnt, für ihre Zwecke werben. Wenn sie vermeiden wollen, in eine solche Falle zu tappen, versuchen Sie zunächst, ihre Persönlichkeit selber neu zu ordnen – sie können dazu beispielsweise die Methoden der Problemanalyse benutzen.

Der deutsche Satz „sich kennen lernen“ hat eine doppelte Bedeutung: er steht dafür, wie man „sich selbst erfahren“ kann, also sein innerstes Selbst vor das eigene Gesicht bringen kann – aber auch, einen anderen Menschen kennen zu lernen, das heißt, ihn zu treffen und etwas mehr von ihm zu erfahren.

Wer nach einer Partnerin oder einem Partner sucht, wird stets den Anderen im Fokus haben: Er will ja auf jemanden zugehen, ihn „kennen" lernen. Indessen: Wer sich überhaupt eine solche Frage stellt, dessen Problem ist meist nicht, jemanden „kennen" zu lernen, sondern überhaupt irgendwelche Kontakte herzustellen.

Weiß man dies, so kann man beginnen, einen Plan zu erstellen: Zur Partnersuche gehört nämlich mindestens dreierlei:

- eine gewisse Selbsterfahrung – man muss sich selber kennen
- eine Vorstellung vom Partner und dem Leben, was man mit ihm plant
- die Suche nach Orten und Situationen, in denen man geeignete Menschen trifft

Nun ist es so: Es ist günstig, den ersten Schritt zuerst zu tun, weil er am meisten Zeit benötigt und bisweilen anstrengend ist. Der zweite Schritt kann in der Regel nur getan werden, wenn der erste bereits vollzogen wurde, während der dritte Schritt kaum mehr als ein technisches Problem ist, das relativ leicht gelöst werden kann.

Die Gretchenfrage an jeden, der Kommunikationsseminare anbietet, wird stets lauten: „Worauf berufen Sie sich eigentlich?" - und da Kommunikationstrainer in der Regel wortgewandt sind, haben sie stets eine Antwort zur Hand: Meist ist es eine psychologische Ausrichtung, oft eine Kombination davon.

So leicht möchte ich es mir nicht machen. Meine Theorie, meine Praxis und damit meine Seminare haben mehrere Wurzeln. Lassen sie mich die Wichtigste zuerst nennen, selbst wenn man im wissenschaftsgläubigen Deutschland die Nase rümpfen wird: Die Grundlage fast aller Kommunikationsseminare (nicht nur meiner) ist Erfahrungswissen. Irgendwann hatte man einmal seinen ersten Lehrer, bei dem man sich die Grundlagen angeeignet hat. Ich darf Ihnen versichern, dass sie in keinem Lehrbuch stehen, aber auch nicht geheim sind. Im Grunde sind es nichts als Beobachtungen, die man in einem Kern vereinigt hat und dann lehrt.

Die drei Schwestern dieses Erfahrungswissens sind die Kybernetik (wahlweise auch die Nachrichtentechnik) für die technisch-wissenschaftlichen Grundlagen, die Psychologie für die Interpretationen der Zustände, in denen sich die Partner befinden und die Rhetorik für bestimmte Anwendungen, wie beispielsweise die Fragetechnik. Aus der Mischung ergibt sich dann das Konzept, nach dem gelehrt wird.

Es ist üblich geworden, dass Kommunikationstrainer nicht die Namen ihrer Lehrer verbreiten, sondern die Namen jener, die am Firmament der Wissenschaft glänzen: Paul Watzlawick, Fritz Perls, Carl Rogers, Virginia Satir oder Eric Berne, um nur einige zu nennen. Das ist teils nötig, um dem Teilnehmer wenigstens zu zeigen, in welcher Richtung man sich bewegt, teils aber auch lächerlich, weil in Kommunikationsseminaren meist nur ein sehr schmalbandiger Bereich aus den Werken dieser Wissenschaftler entnommen wird. Die Wahrheit ist: Man kann sich nicht wirklich auf sie berufen. Ich komme später darauf zurück, warum das so ist.

 

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