anstoss

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Ich verzweifele gelegentlich an unserer Gastronomie in Budapest, besonders am Bedienungspersonal. Der Gast ist ein notwendiges, aber lästiges Übel, der zu allem Überfluss auch noch in Fremdsprachen bedient oder gar beraten werden will. Ja, ist Personal etwas dazu da, dem Gast zu dienen? Hat es nicht genügend andere Aufgaben? Man könnte verzweifeln, wenn man manche Schilderungen aus „guten“ Budapester Lokalen hört.

Szenenwechsel – Lörrach im Badischen, nahe der Schweizer Grenze. Man ist auf Fremde angewiesen, besonders aus Schweizer Kunden. Die Bedienung ist diesmal eine Frau um die 50, die behäbig hereinschlappt. Das Lokal ist nur etwa zu einem Fünftel gefüllt, und ich sitze sehr auffällig an einem Einzeltisch, aber sie ignoriert mich. Sie erscheint nochmals, wieder ohne eigentliche Aufgabe, als jemand die Rechnung verlangt. Ich versuche noch dezent, auf mich aufmerksam zu machen, doch vergeblich. Nach einer Weile bringt die Bedienung die Rechung, um auf ein Kaffeekränzchen zuzugehen, das offenbar aus dem nahen Altenheim gekommen ist. Nun versuche ich, heftiger auf mich aufmerksam zu machen – winke schon mal, trommele einen Takt auf den Tisch. Nichts. Die stoische Dame unterhät sich weiterhin mit den ihr offenbar sehr vertrauten Altenheimlern – und geht dann hinaus, ohne mich eines Blickes zu würdigen.

Nun – ich bin ja nur Gast – irgendwo ein hergelaufener Blödmann aus der Fremde, den man getrost mal ignorieren kann – möglicherweise gar ein Ausländer. Es ist nicht das erste Mal, dass mir dies in Deutschland passiert ist – aber es war eben das erste Mal in Lörrach, der Stadt, die angeblich so gastfreundlich ist. Bisher habe ich es geglaubt – aber beim nächsten Mal wird die Stadt es beweisen müssen. Vielleicht sollten auch die Gastronomen daran denken, dass sie mit ihrem Personal die Freundlichkeit der Stadt bestimmen – aber das war in diesem Fall wohl zu viel verlangt.

 

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