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Das wöchentliche Geblubber aus den Algen - fast immer sonntags

Auslandswochen sind bei mir selten Schreibwochen, weil auf der Agenda meist etwas anderes steht. So war es auch in der letzten Woche. Das englische Frühstück wurde etwas kalorienärmer gewählt, und man bekam Fruchtsalat – nicht ganz perfekt, aber eben doch noch cholesterinreduziert. Die Suche nach einem Inder erwies sich als sehr einfach, und an meinem zweiten Abend aß ich bei „Hannies“, wie das „Middle East“ jetzt heißt – auch nicht schlecht.

Nach Manchester bin ich mit der so genannten „Metro“ gefahren, die eine Straßenbahn ist, aber eigentlich keine ist. Jedenfalls fährt sie in Manchester sehr gesittet auf der Straße, außerhalb aber wie eine Rennstraßenbahn – stellen sie sich einfach vor, ihre lokale Straßenbahn würde mit Regionalzug-Geschwindigkeit fahren – also, fahren sie damit, wenn sie gar nichts fürchten, oder Rummelplätze lieben oder so etwas. In Manchester freilich wundern sie sich nur noch: Very busy. Der Unterschied zu Deutschland: Hier brummt die Wirtschaft – und den Leuten ist ziemlich egal, warum – sie genießen es einfach. Tesco hat im Übrigen nach wie vor 24 Stunden am Tag geöffnet an fast 7 Tagen, außer Sonntags vormittags.

Blogs kommen vielleicht doch einmal zu Sinnen. Immer mehr Autoren, die sich Blogs als Medium gewählt haben, wollen das Schimpfwort „Blogger“ schon gar nicht mehr hören, und geben den Predigern der Blog-Ideologie kontra – und die Dinosaurier werden immer trauriger: Eigentlich will kaum noch jemand das Zeug lesen, dass die Veteranen einst erfunden haben. Jüngster Auswuchs: Man wählt den „Spiegel“ als Quelle ab. „Hast du den Spiegel auch schon ‚geplonkt’“? Man kommt sich vor wie bei den Kindergartenkindern – und zu einem Teil muss man die Sache auch wohl so sehen – ein krähender Haufen von Leuten, die schon immer auch mal etwas Wichtiges sagen wollten – und dabei vergessen, wie belanglos sie in Wahrheit sind.

Damit sie mich gleich richtig verstehen: Mein Angriff gilt den Ideologen, solchen, die ihre Meinung „IMHO“ verkünden, die „Plonken“ und auf das X-te so genannte Law aus irgendwelchen Foren verweisen, und zu ihnen gehören – mindestens bei mir, auch Leute, die LeserInnen mit dem großen „I“ schreiben – Wichtigtuer und Wichtigtuerinnen, wie es richtig heißen müsste.

Leider läuft mein Projekt „Stadtblog“ nicht gut, und ich muss nach wie vor sagen, dass ich Budapest etwas vernachlässige – selbst wenn ich dort bin, ist mir meine Privatheit oft wichtiger als die Ereignisse in der Stadt – und Ereignisse gibt es dort eben jeden Tag. Nun, kann ja noch werden. Erinnern sie sich noch an die Sendung „Pariser Journal“? So ähnlich, nur etwas modernisiert, müssten Stadtblogs eigentlich sein.

Zwei weitere Themen nehmen mich gefangen: Da ist einmal die Politik. Wie viele wissen, schreibe ich für ein Wahlblog (unter meinem bürgerlichen Namen), doch so recht will sie bei mir noch keine Begeisterung einstelle: Ich denke, dass viel zu viele Leute mit viel zu viel billigen Begriffen um sich werfen, und das, was zurzeit am billigsten zu haben ist, ist „neoliberal“. Als “typischer Neoliberaler“ (der ich natürlich nicht bin) schreibe ich Ihnen dies auf einem Computer aus China – was vorne darauf steht, ist dabei kaum wichtig, aber deutsche Namen stehen nun mal nur noch selten auf Computern, weil man hier mal wieder etwas verpasst hat – nicht das erste Mal.

Das andere Thema: erotische Blogs in Deutschland. Ich experimentiere mit einem neuen Konzept, das man mit „gepflegter erotischer Unterhaltung“ bezeichnen könnte. Eigentlich sollten diese Seiten einmal so werden, aber seit ich den Autorenstachel im Fleisch habe, interessieren mich andere Themen eben mehr. Indessen – wer Zeit und Lust hat, mit mir ein solches Konzept zu diskutieren, der möge das tun. Ich bin ein bisschen überrascht, dass wir hier inzwischen eine Darstellerin als Autorin haben: Das ist sicher ein Weg, den in Zukunft noch viele andere Menschen aus dem erotischen Geschäft gehen werden. Das erotische Blog „Fleshbot“, von dem manche meinen, es sei vielleicht pornografisch und vielleicht auch kein Blog, fand im Juli übrigens Einzug in das britische „GQ“ – das ist ungefähr so, als wenn das BILD-Blog den Grimme-Preis bekommt, wozu ich herzlich gratuliere.

Falls sie sich bis zu diesen Zeilen durchgekämpft haben:

Weiterhin einen schönen Sonntag an alle meine Leserinnen und Leser.
 

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