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Das wöchentliche Geblubber aus den Algen – fast immer sonntags

Nun gibt es also Wahlen in Deutschland und eine neue Populistenpartei – sozusagen das komfortsozialistische Anhängsel „West“ der PDS, auf deren baldigen Untergang wir im Grunde im Westen alle gehofft hatten.

Nicht erwartet hatten wir wohl, dass es so viele verkappte Extremsozialisten in der SPD gibt (oder jedenfalls gab) die uns jahrelang erfolgreich vorgegaukelt haben, sie träten wenigstens für die Grundwerte einer liberalen Gesellschaftsordnung ein: Offenbar haben diese jetzt bei der PDS erfolgreich Unterschlupf gefunden, gleich, ob sich das Bündnis nun „PDS“, „Linkspartei“ oder „WASG“ nennt – die Wurzeln sind überall dieselben.

Immerhin macht dieses neue Partei die Wahl wieder interessant. Da kann sich die SPD überlegen, wie sie die Leute „an der Basis“ wieder erreicht, obwohl ihr die gar nicht davonlaufen: Die Leute, die WASG wählen werden, sind eher Leute aus der ewig nörgelnden unteren Mittelschicht. Auch die Union wird ihre liebe Not haben: Das Wahlprogramm ist ziemlich schrottig und kein bisschen durchdacht, sondern steht da, als ob ein Heimwerker aus ein paar Nägeln und Brettern schnell etwas zusammengezimmert hätte, was bis September hält, aber keinen Tag darüber hinaus – was noch lange nicht sagt, dass die SPD-Baracke solider gebaut wäre. Die FDP hat im Grunde gar kein Wahlprogramm, aber das breitet sie auf vielen Seiten aus, und auch die Grünen wissen im Grunde nicht so ganz genau, wo der Weg eigentlich hingehen soll.

Dabei ist die Sache eigentlich klar: Die Agenda 2010 muss fortgeschrieben und erweitert werden, Deutschland muss nach vorn gebracht werden und die Menschen müssen wieder einsehen, dass sie mehr füreinander, aber auch mehr für Staat und Gesellschaft tun müssen. Die Hilfe zum Lebensunterhalt muss ganz ausdrücklich auf Zeiten der Not beschränkt sein, sodass die bequeme soziale Hängematte für junge Leute, die keine Lust zu arbeiten haben, endlich wegfällt.

Derzeit versuchen ganze Gruppen von Leuten, uns einzureden, dass der Staat jedem Bürger ein möglichst hohes Bürgergeld zahlen müsse. Ich weiß nicht, was diese gesellschaftlichen Totengräber wirklich beabsichtigen – aber eines weiß ich: Wenn es noch attraktiver wird, nichts oder wenig für das eigene Einkommen, aber auch für Staat und Gesellschaft zu leisten, dann verkommt Deutschland völlig. Die Utopie des Bürgergeldes zieht nach sich, dass niemand mehr einfache Arbeiten erledigen will – dies ist ohnehin heute schon der Fall.

Abseits der Politik hatte ich eine wunderschöne Woche, die etwas auf Kosten meiner schriftstellerischen und journalistischen Arbeit gingen, aber der Lohn war ebenso süß. Was mir zu Blogs diese Woche einfiel? Oh, vor allem dies: Ab und an reden nun auch Leute mit, die weder zur Bloggerfraktion noch zur Fraktion der Leute gehören, die einem den Vorgarten zertrampeln. Manchmal macht es wirklich Freude, wie einfach Meinungen ausgetauscht werden.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen einen schönen Sonntag und einen möglichst geruhsamen Urlaub. Inzwischen werden die Parteien wahrscheinlich ein Riesengetöse veranstalten – aber sie wissen ja: Falls sie im Urlaub keine BILD-Zeitung kaufen (oder was dem gleich kommt) erfahren sie von den deutschen Sommerloch-Kinkerlitzchen im Urlaub sowieso nichts.
 

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