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Wer gestern Morgen Elias Bierdel im Deutschlandfunk gehört hat, kann nur mit dem Kopf schütteln: Offenbar ist dieser Mann zu keinerlei Einsicht fähig. Man muss nicht mehr „ganz genau schauen, wer welche Verantwortung trage“, wie Herr Bierdel meinte – solche Hinhaltetaktiken sind wir von unseriösen Politikern gewohnt, nicht von der „Cap Anamur“. Auch der Tonfall, den der Ex-Journalist einschlug, passt besser zur Extremlinken als zum Chef einer Hilfsorganisation: Es ist gegenwärtig eben nicht die Frage, ob „Menschen vor den Toren der Festung verrecken“ sonder ob der Schaden, den Herr Bierdel angerichtet hat, noch wieder gut zu machen ist. Nur „irgendwelche“ Fehler einzuräumen, reicht jetzt nicht mehr aus.

Denn seine PR-Aktion für die „Cap Anamur“ war nicht nur ein Fehlschlag, sondern ein Rückschlag: Für die Cap Anamur, aber auch für die Hilfsorganisationen allgemein. Man erwartet von einer Hilfsorganisation nämlich genau das, was uns manche andere Organisationen vorenthalten: Transparenz, Wahrhaftigkeit und notfalls schmerzliche Ehrlichkeit, und um es deutlich zu sagen: Es geht um den Anteil, den Herr Bierdel daran hatte – nicht um die Rettung aus Seenot durch den Kapitän, die nie jemand ernstlich bezweifelt hat..

Freilich kann man argumentieren „die Retter gehen in Deckung, um ihre Öffentlichkeitsarbeit dieses Mal sorgfältiger zu überdenken“, wie die „Welt“ schreibt. Doch wir erwarten nicht, dass nun eine Presseerklärung von Spindoctors zusammengebastelt wird. Wir erwarten Aufrichtigkeit.

Heute nun soll die Wahrheit an den Tag kommen sie wird nach Pressevorabberichten wohl so aussehen: Die Cap Anamur Leute werden sagen, dass sie zufällig auf die Schiffbrüchigen gestoßen sind. Das hatte auch niemand bezweifelt. Man wird ferner sagen, dass die aus Seenot geretteten Menschen auch Herrn Bierdel persönlich falsche Angaben über ihre Identität gemacht hätten. Für all dies hat er einen Kronzeugen aus Nigeria, einen offenbar integren Mann. Man wird schließlich sagen, dass es den Tatsachen entspricht, dass die italienischen Behörden dem Kapitän zunächst die Erlaubnis zum Anlaufen des Hafens Porto Empedocle gegeben, diese dann aber wieder auf Druck aus Rom zurückgezogen hatten.

Ja, das alles wird Cap Anamur heute sagen – und es wird so bedeutungslos sein wie alles, was wir bisher gehört haben. Das Porzellan ist zerschlagen. Es wird lange dauern, es wieder zu kitten, und auch dann wird es nicht mehr den Glanz von damals haben.
kg2u meinte am 20. Jul, 12:01:
verrecken mit stil
Ist alle sinnlichkeit verflogen, wenn es um diejenigen geht, die vor der festung stranden und ersaufen? und dann auch noch auf die Etikette pochen. Jawohl: Absaufen mit Stil ist angesagt.

Wie wäre es denn ab und an den blick von zwischen den beinen in richtung horizonterweiterung zu heben?

Keine Zeile ansonsten über Flüchtlinge, aber ausrasten, wenn einige anfangen die festung europa praktisch zu unterlaufen. Das ist schon das Bezeichnende wenn die WohlstandschauvinistInnen und ihre Politikerbagage Öffentlichkeit einklagen. Wenn die "Nigger" im Mittelmeer absaufen, will das ja niemand wissen. Komm Junge oder Mädel, beschäftigte Dich einfach weiter mit dem, was Dich anscheinend vor allem interessiert. Aber ob vögeln mit stil noch spaß macht .. . sinnlichkeit ist was ziemlich anderes.

PS.
Ein rechter ist einer, der dreimal rechts abbiegen muss um nach links zu kommen. 
sehpferd antwortete am 20. Jul, 13:36:
Es geht mir allein ...
um die Glaubwürdigkeit von Hilfsorganisationen. Diese sind, wie allgemein bekannt sein dürfte, auf Spenden angewiesen. Geht die Glaubwürdigkeit dieser Organisationen verloren, fließen auch die Spenden nicht mehr wie zuvor - die Spender werden Misstrauisch.

Den Rest deiner Sprüche vergesse ich lieber - habe keine Lust, mich zu ärgern. 
frederic antwortete am 22. Jul, 02:34:
Ja, genau, das Elend der Welt ausblenden. Nichts sehen, nichts hören, nichts wissen. So lebt sich's gut. 
 

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