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Das wöchentliche Geblubber aus den Algen - diesmal pünktlich

Eigentlich hat die vergangene Woche nichts ergeben, was wirklich berichtenswert gewesen wäre. Mir fiel auf, dass keiner unserer so genannten Feuilletonisten das Werk des verstorbenen Fotografen Helmut Newton wirklich würdigte – inzwischen hätten die Damen und Herren der Kulturarroganz-Fraktion ja wahrscheinlich die Möglichkeit gehabt, sich zu informieren. Es ist halt immer schmerzlich, keine Ahnung von Fotografie zu haben und dennoch Kulturkritiken zu schreiben.

Was die Menschen eigentlich beunruhigen sollte? Dass den jungen Leuten Maßstäbe fehlen. Das Fernsehen hat, wie es scheint, endgültig geschafft, viele Exemplare einer ganzen Generation moralisch zu vergiften – und wenn ich von Moral rede, dann meine ich Moral und nicht „Sexualmoral“.

Doch inzwischen haben es die Sittenwächter ja geschafft, und darauf zu fokussieren: Moral hat zwangsläufig Sexualmoral zu sein – das ist ohnehin das Einzige, was die Leserschaft interessiert – da kann man mal wieder zeigen, wie schön und edel man selbst ist und wie schlecht und verrufen der Rest der Welt. Das weiß auch ein Herr Pfarrer: Sex ist gut, wenn der Segen von oben kommt – aber wer weiß schon, ob nicht doch Luzifer seine Finger im Spiel hat? Wie schön, Pfarrer zu sein – da kann man den Menschen doch alles mies machen, selbst wenn es gut ist: Doppelbindung auf christlich.

Sollte etwa Konkurrenzneid im Spiel sein, wenn die Kirche gegen ´Sex wettert? Laut John Updike entspringen die beiden Lebendströmungen „Sex“ und "Religiosität“ der gleichen Quelle: über den Tod hinaus lebendig zu bleiben. Stoff zum Nachdenken, doch für wen? Für Lebensversicherungsvertreter? Oder für Kunstkritiker?

Wo immer von Helmut Newton die Rede war, war von „Sex“ die Rede, und oft leider auch in Artikeln über den „Kannibalen“, den so genannte Fachleute als „nicht geistesgestört“ bezeichnet haben. Wenn er dies nach den Maßstäben der heutigen Psychotherapie nicht ist, kann er nur hochgradig kriminell sein, was auch zu bezweifeln ist. Was ist er also? Jemand, den wir nicht erklären können, jemand, der uns fremd ist – aber auch jemand, mit dem wir uns auseinander setzen müssen – aus moralischen Gründen, und zwar, ohne vordergründig an Sex zu denken.

Die nächste Woche werde ich mich den Begriffen widmen: Erotik, Sexualität, Charme, Anmut, Geilheit, Flirt. Doch die Differenzierungen werden sowieso nichts nützen: Die deutsche Presse verwendet mittlerweile einen Schweinsjargon aus Amerika: „Sexindustrie“ zum Beispiel. Mal einen Blick in ihr Englischlexikon geworfen, Herr Redakteur? Es heißt „Sexbranche“, wenn schon überhaupt das Wort „Sex“ darin vorkommen muss, denn die Branche verkauft im Grunde genommen Illusionen – wie das Fernsehen auch. Welches Fernsehen? Tv6? Nein, die ARD. Und nun haben wir eben eine Jugend, die nach dem Leitbild der Vorabendserien lebt: Da ist die RTL-Serie „Schulmädchen“ nur die konsequente Fortführung dessen, was die ARD schon seit Jahren produziert. Wobei wir bei einem anderen Thema wären: Fernsehen und Sex. Aber davon später mehr.
kdany meinte am 1. Feb, 10:58:
sex-nummer
wirf mal einen blick in www.sinn-haft.at > kulturwissenschaftliche zeitschrift, die sich in ihrer (noch) aktuellen nummer genau diesem thema widmete. dazu findet du auf dieser seite auch ein weblog mit diskussionen rund um diese thematiken (auch zu 'sex n the city' *gg*) 
sehpferd antwortete am 2. Feb, 08:43:
Sei bedankt
ich freue mich immer, wenn jemand Sex als Kultur sieht und nicht glaubt, die Kultur sei durch Sex gefährdet. 
 

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