Wer bloggt, tut dies aus einem Motiv heraus. Ich will hier keine Motivforschung betreiben, mir reicht die Tatsache, dass kein Mensch etwas tun würde, wenn er keinen Beweggrund hätte. Nehmen wir einmal an, eine Dame hätte ein Blog mit einem Artikel eröffnet, der sie als unberechenbare Zicke darstellt. Nehmen wir nun an, auch die nächsten beiden Beiträge wären in dem Stil, dann hat sie Kunden – eine Leserschaft nämlich, die genau dies erwartet: Beiträge einer unberechenbaren Zicke, denn das ist genau das, was ihr Publikum lesen will.
Sie wird sich daran gefallen, im Web diese Zicke zu sein und alles daran tun, um diesen Ruf zu wahren, aber stets behaupten, sie schreibe nicht deswegen, sondern ausschließlich, weil sie gerne schreibe. Dieser Satz ist schon eine Manie geworden: Ich schreibe ja alle dieses nur, weil ich gerne schreibe.
Wissen sie, liebe Leserin, lieber Leser, diese Sätze sind ein bisschen auch Selbstbetrug. Man ist in ein Fahrwasser hineingeraten, und das eigene Boot schwimmt ganz gut auf diesen Wellen. Man bekommt Aufmerksamkeit: 20 Feedbacks sind schon ausgezeichnet, 50 schon königinnenlich, und wer gar über 100 bekommt, der darf schon in den Wolken des Bloggerhimmels schweben.
Glaubt ernsthaft jemand, solche Zahlen will man sich nehmen lassen? Glaubt wirklich jemand, nun schriebe man nur noch für sich? Denkt niemand mehr daran, dass es kybernetische Rückbezüge gibt?
Dass wir alle Kunden haben, merken wir erst, wenn wir den Stil wechseln. Wir die im Beispiel genannte unberechenbare Zicke plötzlich nachdenklich, ändert sie deutlich ihr Feind- und vor allem ihr Freundbild, dann verrinnen ihr die Leserinnen und Leser unter den Händen. Gewiss, es kommen ein paar Neue hinzu, aber nichts bleibt, wie es einmal war: Wir haben nämlich nicht nur Kunden, wir haben sogar Markennamen.
In diesem Sinne, liebe Mitmenschen – behauptet bitte nicht immer, ihr schreibt nur, um zu schreiben.
Sie wird sich daran gefallen, im Web diese Zicke zu sein und alles daran tun, um diesen Ruf zu wahren, aber stets behaupten, sie schreibe nicht deswegen, sondern ausschließlich, weil sie gerne schreibe. Dieser Satz ist schon eine Manie geworden: Ich schreibe ja alle dieses nur, weil ich gerne schreibe.
Wissen sie, liebe Leserin, lieber Leser, diese Sätze sind ein bisschen auch Selbstbetrug. Man ist in ein Fahrwasser hineingeraten, und das eigene Boot schwimmt ganz gut auf diesen Wellen. Man bekommt Aufmerksamkeit: 20 Feedbacks sind schon ausgezeichnet, 50 schon königinnenlich, und wer gar über 100 bekommt, der darf schon in den Wolken des Bloggerhimmels schweben.
Glaubt ernsthaft jemand, solche Zahlen will man sich nehmen lassen? Glaubt wirklich jemand, nun schriebe man nur noch für sich? Denkt niemand mehr daran, dass es kybernetische Rückbezüge gibt?
Dass wir alle Kunden haben, merken wir erst, wenn wir den Stil wechseln. Wir die im Beispiel genannte unberechenbare Zicke plötzlich nachdenklich, ändert sie deutlich ihr Feind- und vor allem ihr Freundbild, dann verrinnen ihr die Leserinnen und Leser unter den Händen. Gewiss, es kommen ein paar Neue hinzu, aber nichts bleibt, wie es einmal war: Wir haben nämlich nicht nur Kunden, wir haben sogar Markennamen.
In diesem Sinne, liebe Mitmenschen – behauptet bitte nicht immer, ihr schreibt nur, um zu schreiben.
sehpferd - am Freitag, 29. April 2005, 20:00 - Rubrik: blog nachrichten
luise meinte am 29. Apr, 21:05:
Ich tue es ungern, weil Sie mir schon manches Mal mit Ihrem doch teilweise überheblichen Tonfall gegen den Strich gegangen sind, aber hier muss ich Ihnen zustimmen, und das mit einem heftigen Kopfnicken.
sehpferd antwortete am 29. Apr, 22:39:
Teufel aber auch ...
... woher kennen sie denn meinen Tonfall, Frau Luise? Ich habe eine ausgesprochen angenehme, melodische Stimme. Und ernsthaft: Vielen Dank ... es war mir wahrhaftig ein Anliegen, diesen Artikel zu schreiben.
Sachsenpaule meinte am 11. Mai, 23:50:
Die Sätze -werden- Selbstbetrug mit der Zeit.Markennamen haben wir von Geburt an.
Der Sinn des schreibens war schon immer Informationen weiter zu geben, nicht an einen Selbst (oder besser nicht nur) sondern vor allem Dingen auch an andere.
Das Alter-Ego der Journalisten, natürlich ist kein Beitrag wirklich objektiv, er muss immer dort rein passen wo er veröffentlicht wird...
Und er wird die Reaktionen der Leser hervorrufen, die ihn lesen, ob mit oder ohne Kommentar.