Ich las gerade einen Blog-Beitrag über Blogs, dem ich uneingeschränkt zustimmen kann, und dazu noch einer, der sehr gut in eines der Fächer passt, in denen ich mich besonders gut auskenne: Kommunikation und Realität.
Robert Basic schreibt im M-E-X-Blog gegen eine Legende an: Blogs seien so toll, weil sie authentisch, offen und ehrlich sind. Er bezeichnet es als Dumpfbacken-Unsinn.
Lassen sie mich einmal beim Thema einhaken: Blogs können nur so authentisch sein, wie es Menschen möglich ist, authentisch zu sein. Sehen sie, und das ist schon der erste Knackpunkt: Ach, sie wissen genau, liebe Schreiberin, lieber Schreiber, dass sie „authentisch“ sind? Woher denn, bitte schön, haben sie ihr Wissen? Kennen sie sich, mit Verlaub, so gut, dass sie das immer beurteilen können?
Erinnern wir uns an die „guten“ Aufsätze, die früher immer in der Schule als Beispiele verlesen wurden (heute, so denke ich, auch noch)? Sie waren alles andere als authentisch. Und um einmal vom Begriff weg zu kommen: Um das eigene Sein wirklich erfahren zu können, benötigt man eine gewisse Reife - und die Fähigkeit, sich neben sich stellen zu können, wenn man handelt.
Das freilich war nur ein Aspekt, nämlich „wer kann authentisch sein“. Eine ganz andere Frage ist „wer will authentisch sein“? Ich denke da an die Liebe. Sehen sie mal die Dame da gegenüber (sie haben sicherlich eine im Visier, oder)? Sie streckt ihnen die Brüste entgegen und den Finger in den Mund, und wenn sie diese Dame jetzt ansprechen, wird sie ihnen beweisen wollen, was für ein tolles Weib sie ist und sie vielleicht verlocken, noch mehr als den oberen Teil ihrer Brüste zu sehen. Glauben sie, dass sie authentisch ist, nur weil sie gerade lüsternes Weibchen spielt? Vielleicht langweilt sie sich einfach, hat schon lange keinen Mann mehr gehabt und nimmt sie, weil nichts anderes zu finden war – und viellicht wird diese Dame sie heute Nacht zum Vater machen.
Authentisch ist ein schönes Wort. Offen auch – und vor allem ehrlich. Sie kennen wahrscheinlich die saublöde Karikatur, bei der einige Bloggerinnen und Blogger kämpferisch vor der Burg der Presse stehen. Einer der Verleger sagt zum anderen: „Was wollen sie diesmal?“ – Sagt der andere: „Immer dasselbe – die Wahrheit“.
Diese Karikatur ist die Bild gewordene Lüge der Bloggerei: Die meisten Blogger sind an „der Wahrheit“ gar nicht interessiert. Der „harte Kern“ der Bloggerinnen und Blogger will nicht „die“ Wahrheit und auch keine allgemein anerkannte andere Wahrheit, sondern nur die eigene Wahrheit. Es gibt ein paar Ausnahmen, wie es überall Ausnahmen gibt: Sie liegen im Promillebereich der Bloggerei.
Offen und ehrlich? Wer glaubt, dass Blogs offen und ehrlich sind, gehört entweder einer religionsähnlichen Verblendungsgruppe unter den Bloggerinnen und Bloggern an oder sie oder er lesen keine Blogs. Denn was immer auch die Damen und Herren tun oder schreiben: Sie stellen sich selbst immer in das günstigste Licht, das gerade erhältlich ist, spielen die Rollen aus, die sie am liebsten spielen und ziehen dabei alle Register der Vernebelungskunst, die einem Geheimagenten alle Ehre machen würde.
Damit keine Missverständnisse aufkommen: Das kann durchaus unterhaltsam sein. Schließlich sind wir alle eben auch Schriftsteller. Aber wir sind eben nicht immer, nicht überall und grundsätzlich authentisch, offen und ehrlich. In den meisten Fällen sind wir nur selbstsüchtig – und wollen, dass wir gelesen werden. Lesen sie meinen letzten Satz ruhig noch einmal. Er ist mit Sicherheit authentisch,
Robert Basic schreibt im M-E-X-Blog gegen eine Legende an: Blogs seien so toll, weil sie authentisch, offen und ehrlich sind. Er bezeichnet es als Dumpfbacken-Unsinn.
Lassen sie mich einmal beim Thema einhaken: Blogs können nur so authentisch sein, wie es Menschen möglich ist, authentisch zu sein. Sehen sie, und das ist schon der erste Knackpunkt: Ach, sie wissen genau, liebe Schreiberin, lieber Schreiber, dass sie „authentisch“ sind? Woher denn, bitte schön, haben sie ihr Wissen? Kennen sie sich, mit Verlaub, so gut, dass sie das immer beurteilen können?
Erinnern wir uns an die „guten“ Aufsätze, die früher immer in der Schule als Beispiele verlesen wurden (heute, so denke ich, auch noch)? Sie waren alles andere als authentisch. Und um einmal vom Begriff weg zu kommen: Um das eigene Sein wirklich erfahren zu können, benötigt man eine gewisse Reife - und die Fähigkeit, sich neben sich stellen zu können, wenn man handelt.
Das freilich war nur ein Aspekt, nämlich „wer kann authentisch sein“. Eine ganz andere Frage ist „wer will authentisch sein“? Ich denke da an die Liebe. Sehen sie mal die Dame da gegenüber (sie haben sicherlich eine im Visier, oder)? Sie streckt ihnen die Brüste entgegen und den Finger in den Mund, und wenn sie diese Dame jetzt ansprechen, wird sie ihnen beweisen wollen, was für ein tolles Weib sie ist und sie vielleicht verlocken, noch mehr als den oberen Teil ihrer Brüste zu sehen. Glauben sie, dass sie authentisch ist, nur weil sie gerade lüsternes Weibchen spielt? Vielleicht langweilt sie sich einfach, hat schon lange keinen Mann mehr gehabt und nimmt sie, weil nichts anderes zu finden war – und viellicht wird diese Dame sie heute Nacht zum Vater machen.
Authentisch ist ein schönes Wort. Offen auch – und vor allem ehrlich. Sie kennen wahrscheinlich die saublöde Karikatur, bei der einige Bloggerinnen und Blogger kämpferisch vor der Burg der Presse stehen. Einer der Verleger sagt zum anderen: „Was wollen sie diesmal?“ – Sagt der andere: „Immer dasselbe – die Wahrheit“.
Diese Karikatur ist die Bild gewordene Lüge der Bloggerei: Die meisten Blogger sind an „der Wahrheit“ gar nicht interessiert. Der „harte Kern“ der Bloggerinnen und Blogger will nicht „die“ Wahrheit und auch keine allgemein anerkannte andere Wahrheit, sondern nur die eigene Wahrheit. Es gibt ein paar Ausnahmen, wie es überall Ausnahmen gibt: Sie liegen im Promillebereich der Bloggerei.
Offen und ehrlich? Wer glaubt, dass Blogs offen und ehrlich sind, gehört entweder einer religionsähnlichen Verblendungsgruppe unter den Bloggerinnen und Bloggern an oder sie oder er lesen keine Blogs. Denn was immer auch die Damen und Herren tun oder schreiben: Sie stellen sich selbst immer in das günstigste Licht, das gerade erhältlich ist, spielen die Rollen aus, die sie am liebsten spielen und ziehen dabei alle Register der Vernebelungskunst, die einem Geheimagenten alle Ehre machen würde.
Damit keine Missverständnisse aufkommen: Das kann durchaus unterhaltsam sein. Schließlich sind wir alle eben auch Schriftsteller. Aber wir sind eben nicht immer, nicht überall und grundsätzlich authentisch, offen und ehrlich. In den meisten Fällen sind wir nur selbstsüchtig – und wollen, dass wir gelesen werden. Lesen sie meinen letzten Satz ruhig noch einmal. Er ist mit Sicherheit authentisch,
sehpferd - am Samstag, 2. Juli 2005, 11:15 - Rubrik: blog nachrichten