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Eines ist sicher: Ein „Erotiksender" war TV6 nie, sondern eher der Versuch eines österreichischen Verlegers, einmal einen Sender ganz anders zu machen - aus dem ohnehin schon vorhandenen, hauseigenen Sexkabarett im österreichischen Linz nämlich. Das Programm musste einfach sein und mit vorhandenem Personal auskommen, und so entstand der Mix: ein paar billige Gewinnspiele, Go-go-Girls von allen Seiten, die Mädchen einer Peepshow auf ihren Drehscheiben und der Stein des Anstoßes: ein Video von „Steffi und Boris" - jenem Ehepaar nämlich, dass auf der Bühne des Linzer Kabaretts etwas tut, das andere Paare lieber nicht in der Öffentlichkeit tun: Sich ausgiebig (und wie man ihnen zugestehen muss, auch ausdauernd) körperlich zu lieben. Was aus dem Kabarett noch ein bisschen Nebelverhangen aussah, wurde dann beim zweiten Film in der Wohnung des Paares noch etwas deutlicher: Dort waren dann die üblichen Hub- und Saugbewegungen, aber auch artige Küsse ohne Nebel zu sehen.

Das ist manchen Zuschauern etwas zu heikel - aber andere wollen auch mehr: Und so mussten sich die weiterhin souveränen, aber offenbar auch etwas nachdenklich gewordenen Akteure Steffi und Boris einiges von den Zuschauern sagen lassen: Beispielsweise, dass ihr Programm nicht erotisch ist, weil die Akteurin Steffi zwar stets leicht bekleidet, ansonsten aber in einer zum Gähnen langweiligen Abwartehaltung auf dem Sofa sitzt, und dass die Kleidung von Boris nicht erotisch, sondern wirklich abschreckend ist: Vor allem seine Schuhe und das furchtbare Netzhemd wurden kritisiert. Während des kritischen Anrufs gingen SMS ein, die davon zeugen, welch Geistes Kind die meisten TV6-Zuschauer sind: Proletenhafte Aussprüche aller Art forderten die beiden Anruferpärchen auf, endlich aufzuhören.

Dabei haben die Kritiker nicht unrecht: Zwar sind Steffi und Boris souveräne Menschen, doch das reicht auf Dauer nicht: Sie sind weder wirklich erotisch noch flippig genug, um auf Dauer genügend Zuschauer anzuziehen, und genau so ist es auch mit dem übrigen Programm: Wer es zwei Mal gesehen hat, hat alles gesehen.

Was diesem Sender fehlt, ist die Vielfalt: Es gibt eine Erotik, die nicht aus Go-Go, Drehscheiben und einem blassen Paar besteht, das von einer Couch aus in die Kamera glotzt. Sowohl das traditionelle Erotik-Publikum wie auch der neue Zuschauermarkt der Paare und Frauen wollen von einem lustvollen Fernsehsender mehr: Doch das ist nicht allein mit dem Personal eines Linzer Erotik-Kabaretts zu machen.


steffi boris kritik tv6
foto (C) 2003 by sehpferd

Die schrecklichen Schuhe und das furchtbare Netzhemd bei Boris waren der Hauptansatz der Kritik.

Nachtrag Anfang Dezember 2003:

Das Programm von „TV6" wurde inzwischen mehrfach verändert und bot Ende November 2003 zur Nachtzeit wieder Erotik-Clips und Liveshow-Ausschnitte, die mindestens teilweise wieder aus der hauseigenen Produktion stammen.


English (in short):
There is a new Sat TV-Station on air: TV6. Surprisingly, it broadcasts out of an erotic cabaret in Linz (Austria). After midnight, you can see rather raunchy scenes – and a couple answering questions from spectators. While some think the program is rather nice to see, some of the spectators criticized the outfit of the male actor, who call himself “Boris”. The girl, who says she is “Steffi” seems to have a better outfit – she dresses up in nice underwear every night.

Learn more about TV6: http://sehpferd.twoday.net/stories/75915/
 

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