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Stephanie zu Guttenberg gefällt nicht, was Frauen auf der Bühne treiben - und vor allem haben sie ihrer Meinung nach viel zu wenig Textilien am Leibe. Alles Beispiel nennt sie offenbar die Sängerin Rihanna.

Ob man sich über diesen angeblichen "Porno-Chic" wirklich so echauffieren muss? Möglicherweise tritt man "bei Adels" oder auf CSU-Bällen ja züchtiger auf, aber das wäre eigentlich noch kein Grund, konservative Lebensvorstellungen für alle Menschen zu fordern.

WELT-Leser werden Augen gemacht haben: Frauen sollen angeblich Sex gegen allerlei Dinge tauschen, die sie sonst so gebrauchen können, und dies sei durch renommierte Wissenschaftler bewiesen.

Nein, das sind nicht die Damen gemeint, die Sex gegen Euroscheine tauschen, nicht diejenigen, die sich gegen Juwelierbesuche einmalig verführen lassen und auch nicht einmal jene, die ihr Dinner im angesagtesten Feinschmeckerlokal mit einer Nachspeise im „kleinen Erfrischungsraum“ belohnen.

Gemeint seid vielmehr ihr alle da draußen, die ich weiblich sid: Jawoll, ihr seid alle Anbieter von sexuellen Tauschgeschäften.

Mich wundert ja ein bisschen, dass Frauen der Springer-Redaktion nun nicht die Bude einrennen, aber Autor Moritz Fahrner schreibt ja nur über ein Buch, in dem so etwas steht. Leider vergisst er dabei zu sagen, wie umstritten das Buch ist und welch geringe wissenschaftliche Relevanz es hat.

Ach – aber das macht ja nichts, nicht wahr? Die Liebepur sieht das ein wenig anders.

Doris Lessing hat das einzig richtige zum Preis aus Schweden gesagt:

"Sie können den Nobelpreis keinem Toten geben. Deshalb haben sie wahrscheinlich gedacht, ihn mir besser jetzt zu geben, bevor ich abkratze".

Recht hat sie. Man vergibt Preise, wenn Menschen in der Blüte ihres Schaffens sind.


Das Buch zum Blog ist da – nein, nicht zu meinem, sondern zu dem der „Belle de Jour“. Die Kritiken reichen von überschwänglich bis total abwertend. Einer der dümmsten Kommentare ist dieser (auf Amazon UK): „Consider that between a call-girl pretending to be a journalist, and a journalist pretending to be a call-girl, which profession is more likely to exploit the other?”

Der Mann sollte sowohl sein Bild des Journalistenberufs wie auch das des Hurenberufs schnellstens überprüfen lassen, denke ich.

In dem Buch „Dafür Bezahlen“ („Paying for it“) wird die Welt der bezahlten Sexarbeit beschrieben. Einen markanten Satz will ich meinen Lesern nicht vorenthalten. Die Autorin Greta Christina kam nämlich zu dem Schluss, es gäbe einen absolut egoistischen Grund, warum man Huren gut behandeln sollte: "Wenn die Leute, die diesen Dienst verrichten, dich mögen, bekommst du wahrscheinlich einen viel besseren Service".

Na also. Via Eye – ich habe den Link heute schon einmal benutzt.

Falls Sie ein Liebhaber von Katzencontent sind, ihr Lebenspartner oder ihre Lebenspartnerin aber das weniger Animalische bevorzugt, könnten sie sich treffen, indem sie ein Buch ohne Katzeninhalt mit dennoch vorhandenem Katzeninhalt ohne eigentlichen Katzeninhalt verschenken, etwa eines von diesen:

Dem Liebhaber/der Liebhaberin des nachdenklichen Dialogs:
Lebensansichten des Katers Murr von Ernst Theodor Amadeus Hoffmann

Dem Liebhaber/der Liebhaberin sowohl des Geheimnisvollen wie auch des Wissenschaftlichen:
Schrödingers Katze von Robert Allan Wilson

Dem aufstrebenden Unternehmensberater / und der erfolgshungrigen Unternehmensberaterin:
Die Katze im Sack verkaufen von Bernhard Kuntz.

Können sie, lieber Leser, sich vorstellen, mit 82 Jahren ihr erstes Buch zu veröffentlichen? Wahrscheinlich können sie es nicht. Doch dieser Mann hat es getan: Samson Schönhaus, genannt Cioma, war der Passfälscher, der weit über tausend Juden in Berlin mithilfe gefälschter Pässe vor dem sicheren Tod bewahrte – und er tat dies mitten unter den Augen der Nazis in einer Mischung aus Fälscherstolz, Tollkühnheit, und Überlebenskunst.

Jetzt liegt sein Buch vor. Wie er sagte, habe er sich dafür komplett in seine Jugend zurückgedacht – sechzig Jahre zurück also. Man fragt sich, was man mehr bewundern soll: den fälschenden, tollkühnen Draufgänger von damals, den Erinnerungskünstler oder aber einen jungen alten Mann, der mit 82 endlich das aufschrieb, was er vor 60 Jahren tat: Sich selbst zu retten, um Menschen zu retten – und umgekehrt. Vielleicht muss auch Heldentum einmal anders gesehen werden dürfen.

Wer mir schon lange auf den Senkel geht: ein Ex-Kanzler-Berater. Mag ja sein, dass er good old Willy noch treu gedient hat und damals auch gelegentlich Recht hatte – aber jetzt ein Buch „Die Reformlüge“ zu schreiben, könnte auch als blanker Größenwahn ausgelegt werden.

Schwer vorzustellen, dass die Rezepte der 70er Jahre noch mal Furore machen. Irgendwie, so scheint es, haben manche Deutsche übersehen, dass sie nicht auf einer Insel leben, sondern mitten in einer Welt, in der jeder mit ihnen konkurrieren kann.

Doch eines ist sicher: Dieses Buch ist ein Bestseller. Bücher wie dieses müssen ja in Deutschland ein Beststeller werden, wo doch jeder Stammtischbruder weiß, wie die Wirtschaft noch zu retten wäre.

Heute vor 44 Jahren erlebten die britischen Buchhändler einen Run auf ihre Läden, der alles bisher da Gewesene in den Schatten stellte: Penguin Books hatten „Lady Chatterley's Lover“ neu aufgelegt, das bisher im Vereinigten Königreich verboten war. Innerhalb des ersten Tages wurden 200.000 Exemplare verkauft, und innerhalb eines Jahres waren es schon zwei Millionen Exemplare. Die BBC nahm dies heute zum Anlass für einen Rückblick. Das Buch ist schon älter: Es wurde 1928 zum ersten Mal in Italien verlegt.

Vielleicht mögen sie die „Geschichte der O“ – vielleicht auch nicht. Es hängt einerseits davon ab, wie sie zu erotischen Erzählungen stehen, andererseits davon, ob sie selbst ab und an ein merkwürdiges Verlangen spüren, einmal ganz und gar dem Geliebten (und sicher auch der Geliebten) zur Verfügung zu stehen. Wie ich darauf komme? Einmal, weil gerade ein Jahrestag war (es ist schon ein wenig her), aber auch, weil ich gerade den Teil 3 der Geschichte der O, illustriert von Guido Crepax, gefunden habe. Es ist jener Teil, der etwas später geschrieben wurde, und die Autorin zögerte wohl, diesen dritten Teil mit in ihren erotischen Roman mit aufzunehmen - aber Crepax zögerte keinesfalls, ihn raffiniert zu illustrieren.

Wenn sie denken, es handele sich bei der Zeichnung um Pfirsiche, haben sie Recht. Wenn sie aber glauben, es ginge um etwas mehr als Pfirsiche, haben sie auch recht: Ein arroganter junger Mann denkt, er habe leichtes Spiel bei einer Dame und ihrer Zofe – bis er merkt, dass er selbst das Spielzeug ist. Das Buch ist leider vergriffen. Wer einen Bildband über die „O“ sucht, muss mit Doris Kloster vorlieb nehmen.

storay of o

© 1991 by Guido Crepax & Rochat and BBM for the english translation

 

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