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glaube und aberglaube

Schlagstöcke gegen Meinungs- und Religionsfreiheit? Ach, Sie meinen, das gäbe es nur in Ländern, in denen üble arabische Despoten oder unverbesserliche Kommunisten reagieren? Nein, gibt es auch anderwärts. In Spanien, also im EU-Inland, zum Beispiel. Dort sollen Polizisten Papstgegner niedergeknüppelt haben.

Ich habe mein Radar im Internet auf Nachrichten über die Liebe in Verbindung mit der Sexualität - und nun bekomme ich seit Wochen nichts als Berichte über Knabenstecher und jede Menge Meinungen dazu.

Will ich das wirklich lesen? Nein - ich will es nicht. Die Opfer haben Recht und möglicherweise die Pflicht, jetzt ihr Schweigen zu brechen und darauf hinzuweisen, was unter der Fuchtel von Gutmenschenschaft und Kirche alles geschehen ist - aber ich will es wirklich nicht länger lesen.

Sex ist etwas wunderschönes. Liebe und Lust sind fantastische Antriebe der Menschheit. Verbrechen sind Verbrechen - egal, wer sie begangen hat.

Die katholische Kirche? Die mag ihre Fehler mit ihren Schäfchen abrechnen. Die Hauptsache ist, sie predigt keine Sexualmoral. Ob ich meine, sie hätte ihre Kompetenz verloren? Keinesfalls. Ich bin der Ansicht, dass sie gar nicht erst irgendeine Kompetenz hatte, Sexualmoral zu predigen.

In der Schweiz gibt es ganze vier Minarette - und das Schweizervolk hat nun entscheiden, dass keine weiteren mehr gebaut werden dürfen.

Heute keine Keine Minarette, morgen keine Synagogen? Übermorgen die Freiheit der Lehre per Volksabstimmung abschaffen? Statt geharnischt zu protestieren, fasst man die SVP mit Samthandschuhen an - in der Schweiz und auch sonst.

Hört man nun, was die SVP eigentlich vorhatte, dann stutzt man.

Nackt vor dem Therapeuten sitzen - nicht in der Seele, sondern im wahrsten Sinne des Wortes. Was heute als Fantasie eines verwirrten Schreiberlings erscheint, war einmal eine Realität: Aber welche? Zeitzeugen sind eben durch nichts zu ersetzen - denn Wikipedia schwieg - der Psycho-Bom der 1970er Jahre ist für das Internet ein Bermuda-Dreieck.

Also hier einmal schauen: Nacktencounter.

Dass Psychotherapie und Aberglaube manchmal gewisse liebevolle Annäherungen durchscheinen lassen, mag in Österreich ja noch angehen - aber dass der ORF so einen Unfug verbreitet, eigentlich nicht mehr. Die Antwort hier.

Der Erzbischof von München und Freising, Kardinal Friedrich Wetter, will offenbar einen Rekord beim Aneinanderreihen von Unwörtern aufstellen. Er sprach nämlich von einer „Verzweckung“ der menschlichen Sexualität, die von „den Medien mit suggestiver Wucht“ betrieben würde und gleich danach von dem „Geschäft mit der Versuchlichkeit“, für das es einen „Riesenmarkt“ gäbe.

Verzweckt und versuchlicht – was mag er damit gemeint haben? Nun, erzählt ist es schnell: Der Kardinal behauptet, bei jungen Menschen würde der Reifungsprozess „brutal abgewürgt“ – durch Sex, selbstverständlich, und vor allem würden sie zu reinen Sexmaschinen verkommen, denn sie betrachteten des Sex als „rein funktional“. Nebenbei „offenbare sich“ auch noch eine „schlimme Sprachlosigkeit“, und insgesamt sei eine „Demontage“ am Werk.

Doch nicht alle sind schlecht, und der Kardinal zeigt den Weg: Die Jugendlichen müsste wieder von „Keuschheit und Reinheit“ sprechen lernen, damit sie wieder Zugang zu einem „ganzheitlichen Verständnis“ der menschlichen Sexualität kommen – und mit diesem Verständnis sollten sie dann auch heiraten, denn „die Keuschheit ist auch die beste Vorbereitung auf die Ehe“.

Natürlich herrscht in Deutschland Meinungsfreiheit, und auch der Herr Kardinal darf natürlich sagen, was er denkt. Nur: Was sollen die Jugendlichen bitte von einem Junggesellen mit Keuschheitsgelübde halten, der sie über Sexualität und Ehe spricht, als lebte er mitten drin?

Eigentlich wollte ich heute über einen Feiertag schreiben, der keiner ist: „Hl. 3 Könige“ steht wohl in manchen Kalendern. Doch dann entdeckte ich, dass ich darüber bereits am 6. Januar 2004 ausführlich geschrieben hatte.

Ich habe dem Artikel nichts Neues hinzuzufügen, außer dem: Wirkliches Christsein, römisches Christentum und Volksglauben unterscheiden sich wie Gold, Weihrauch und Myrrhen – den Geschenken der „Weisen aus dem Morgenlande“, wie sie der Evangelist Matthäus nannte.

Zehn Gebote, sieben Hauptsünden, sechs Sünden gegen den HG, sechs Kirchengebote, neun Wege, an den Sünden eines anderen teilzuhaben und vier Sünden, die zum Himmel schreien. Hoffentlich findet sich der Herr Pfarrer da noch durch.

Jetzt, nachdem das christliche Weihnachtsfest vorbei ist, dürfen wir wohl auf den Boden der Tatsachen zurückkommen. Jetzt dürfen wir beiden christlichen Kirchen wohl wieder sagen, dass es ein Christentum ohne Erbsünde, ohne Jungfrauengeburt und ohne Dreifaltigkeit gibt.

Jetzt – spätestens jetzt – sollten wir den Christen wohl wieder sagen, dass sie eine andere Aufgabe haben als sich den Himmel zu verzuckern und zu verkitschen: Sie sollen, wenn es denn geht mit Freude und Zuversicht, ihren Mitschwestern und Mitbrüdern dazu verhelfen zu Nahrung, Frieden, Freiheit, Gleichheit und Gerechtigkeit zu kommen. Das wiegt mehr als alle Evangelien zusammen.

Wer sich einmal ausführlich darüber ärgern will, dass Menschen ihre Zeit damit verschwenden, die Genesis wissenschaftlich zu „beweisen“, dann sei ihm diese Webseite empfohlen. Bewiesen wird hier natürlich nichts, sondern alles in Zweifel gestellt, was als wissenschaftliche Erkenntnis Allgemeingut ist.

Nach einem Bericht von „jesus.ch“ hat man nun dort „bewiesen“, dass die Menschheit allenfalls 10.000 Jahre alt sein könne. Meint jedenfalls Herr Dipl. Ing. Hansruedi Stutz, denn der hat es errechnet – anhand einer Hochrechnung der Reproduktionsrate.

Ob er bei Spatzen wohl zu dem Ergebnis gekommen wäre, dass seit dem Auftreten des ersten Sperlings auf Erden mittlerweile auf jedem Quadratzentimeter der Welt je ein Spatz sitzen müsste? Ich weiß es nicht – aber ich bin ja auch kein kluger Diplom-Ingenieur. Nur weiß ich eines: Dass im Laufe der Evolution ganze Menschengeschlechter, Stämme und Völker untergegangen sind.

 

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