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presse im blick

Einen Lolita-Komplex gibt es nicht – aber was hindert das die deutsche Presse, munter über Lolitas, Lolitagate oder den Lolita-Komplex zu salbadern? Wissen ist Macht – nichts wissen macht nichts. Lieder mischen dabei nicht nur die Boulevardzeitungen mit, sondern auch die angeblich „seriöse“ deutsche Presse.

Die Attraktion der Abschreiber-Presse ist dieser Tage ein Effekt, der möglicherweise frei erfunden wurde: Der Clinton-Lewinsky-Effekt. Da macht kaum eine angeblich „seriöse“ Zeitung halt vor der dümmlichen Behauptung von US-amerikanischen Wissenschaftlern, Mr. Clinton sei ursächlich dafür verantwortlich, dass bestimmte US-Amerikaner Oralverkehr nicht mehr als „Sex haben“ ansehen würden.

Früher sagte man: Wenn „über eine alte Sache mal endlich Gras gewachsen ist, kommt sicher ein Kamel gelaufen, dass alles wieder runter frisst“. Manchmal habe ich den Eindruck, man sollte manche Forscher besser in die Wüste schicken. Da könnten sie sich mal eingehend mit Kamelen beschäftigen.

Wissen ist Macht, nichts wissen macht nichts, und abgeschriebene Meldungen aus dubiosen Quellen sind immer noch gut genug, wenn sie nur reißerisch aufgemacht werden.

So jedenfalls ist ein Teil der Presse mit einer Meldung umgegangen, die kurz gefasst so aussieht, dass das Social Network Facebook bezichtigt wurde, an der Ausbreitung der Syphilis beteiligt zu sein - eine absolut blödsinnige Unterstellung, wie sich hätte leicht herauszufinden lassen.

Aber man tut es einfach nicht- reißerische Schlagzeilen machen sich da so gut, dass man die Artikel nicht einmal korrigiert.

Die Falschmeldung über Facebook und Syphilis ist rund um die Welt gegangen - eine Bloggerin deckte die Hintergründe auf. Die Liebepur weiß alles über den "Fall Syphilis".

Man darf einen Neger nicht Neger nennen, wohingegen man einen Weißen durchaus einen Weißen nennen darf – oder einen „Eurasier“, was sicher völlig anschreckend ist. Dennoch halte ich mich daran, auch wenn ein Bauleiter kürzlich noch behauptete, er brauche einen Aufzug, weil er nicht so viele Neger aufbieten könne.

Ob man noch sagen darf, dass es in der deutschen Wirtschaft zu viel Häuptlinge und zu wenig Indianer gibt, weiß ich auch nicht – heißen die nicht jetzt „Nordamerikanische Ureinwohner“? Sollte dieser Vergleich jetzt den stärksten Eskimo vom Schlitten schmeißen, dann ist da sozial inkorrekt – die Eskimos heißen nämlich gar nicht so - und natürlich heißen Zigeuner schon lange nicht mehr Zigeuner.

Übrigens: Negerküsse gibt es auch nicht mehr, die heißen jetzt „Schaumküsse“ oder so ähnlich, weil sie ja nicht wirklich außen schwarz sind, sondern innen Schaum enthalten. Mohrenköpfe gibt es auch nicht mehr, weil der Mohr seine Schuldigkeit inzwischen getan hat. Ich weiß nur nicht, was jetzt aus dem „Mohr von Venedig“ geworden ist? Ein Schaumkuss auf Venedig? Oder ein „Schwarzafrikaner von Venedig“?

Nun, das aber weiß ich: Großer Sommerloch-Rummel in der österreichischen Presse wegen eines „Mohren im Hemde“ – das war früher mal ein Gebäck und ist heute eine Eiszubereitung – oder sie war es jedenfalls. Denn inzwischen haben Österreichs Gutmenschen wohl einen Sieg davon getragen und dem Mohrchen das Hemd ausgezogen oder so ähnlich. Jedenfalls will man seitens des Eisfabrikanten nicht weiter mit dem Mohren werben - sei es mit Hemd oder ohne.

Was sollen die armen Österreicher auch machen? Die haben keine Dienstwagenaffäre und keine Flatrate-Bordelle – worüber sollen dann bitte die armen Journalistenkollegen aus Österreich schreiben?

Mal ehrlich – ich habe es wirklich satt, über sogenannte Flatrate-Bordelle zu berichten. Sie sind in der einen oder anderen Weise anstößig, was niemand bezweifeln wird – doch ebenso merkwürdig ist nun der plötzliche Einsatz der geballten Staatsmacht gegen die Betreiber.

Wie auch immer – momentan kann die Fellbacher Gutmenschenschaft wohl frohlocken – so schnell wird kaum wieder jemand wagen, im pietistischen Stammland ein Discountbordell einzurichten.

Da wäre ja mal wieder alles geregelt, nicht wahr? Friede, Freude, Eierkuchen im Schwabenländle – einer der Gründe für die Razzia war „ausländische Prostituierte ohne Genehmigung beschäftigt und Sozialversicherungsbeiträge hinterzogen“ zu haben.

Hörte ich das Wort „Ausländische“? Sind Rumäninnen nicht EU-Inländer?

Quelle: Focus.

Barbie wird jetzt zur Deutschen - nachdem die US-Amerikaner nun angeblich entdeckt haben, dass ihr "Idol" und "Vorbild" offenbar von "schlechten Eltern" kommt.

Auslöser ist ein neues Buch, da angeblich "enthüllt" wie es hinter der Fassade des Spielzeugherstellers aussieht, der Barbie vermarktet hat.

Parallel dazu wird behauptet, dass Barbie in Wahrheit "eine deutsche Hure" war - und ähnlicher Schwachsinn. Die Zusammenhänge sind überall nachzulesen - und Barbie war keine deutsche Hure. Aber da Barbie in den USA offenbar gerade von einem Schriftsteller abgetakelt werden soll, ist manchen Autoren offenbar jedes Mittel recht, Barbie als "deutschstämmig" zu bezeichnen.

Einer Umfrage im Auftrag der Zeitschrift "U Magazine" zufolge seien 31 Prozent der Männer und 42 Prozent der Frauen von dem Überangebot an Erotik im Fernsehen „genervt“, heißt es in rp-online und anderwärts.

Fragt sich nur, wo es dieses „Überangebot“ gibt. Bei meinen etwa 465 möglichen Fernsehstationen allenfalls auf acht bis zehn lächerlichen Sendern – und von denen dürften die meisten Bundesbürger noch nicht einmal etwas gehört haben. Im Übrigen gibt es eine ähnlich große Anzahl von christlichen Fernsehstationen, die man ganztägig einschalten kann, von Arte, Phönix, BBC News, CBS und ähnlichen Sendern einmal ganz abgesehen.

Hat hier etwa jemand „Meinungsbefragung“ irgendwie mit „Meinungsmache“ durcheinander gebracht? Wieso wird hier von vornherein von einem „Überangebot“ geredet? Irgendwie ist da etwas nicht ganz koscher, wenn sie mich fragen.

Agence France Presse (AFP) hat Klage gegen Google eingereicht, weil sie ihr Copyright auf AFP-Nachrichten dadurch verletzt sieht, dass Google diese Nachrichten in seinen „News“ verbreitet. Weder die Anwälte von AFP noch von Google waren bislang zu Stellungnahmen bereit. Dies berichtete Yahoo nach einer Meldung der Nachrichtenagentur Reuters.

Man darf gespannt sein, wie der Prozess ausgeht. Die meisten Tageszeitungen verwenden in erheblichem Maße Agenturmaterial, das oft in kaum veränderter Form übernommen wird – und dann natürlich auch so in den „Google-News“ erscheint. Die Sache ist insbesondere interessant, weil Google diese Meldungen nur sehr mittelbar verwendet – sie entstammen nämlich allesamt Online-Zeitungen, und das Google-News-Programm sammelt die Schwerpunkte der Tagesmeldungen automatisch, also ohne das Zutun eines Redakteurs.

Der deutsche Milliardär Hasso Plattner hat die Kosten für eine der größten Benefiz-Veranstaltungen gegen die Ignoranz gegenüber der Immunschwächekrankheit Aids übernommen, deren Schirmherr der inzwischen 86-jährige Nelson Mandela ist. Mandela sagte dazu: „«ich kann mich ... nicht ausruhen, während unser geliebter Kontinent von einer tödlichen Epidemie heimgesucht wird».

Die Veranstaltung fand am vergangenen Samstag vor 20.000 Zuschauern im südafrikanischen George auf einem der exklusivsten Golfplätze der Welt statt. Neben den Musikbeiträgen zahlreicher in- und ausländischer Künstler gab es eine beachtliche Anzahl von engagierten Stellungnahmen zum Thema Frauen und Aids. So sagte beispielsweise Annie Lennox, dass in der afrikanischen Gesellschaft Frauen machtlos und verletzlich den Launen der Männer ausgesetzt wären, die sich weigerten, sicheren Sex zu haben und Kondome zu benutzen.

Persönlich möchte ich noch einmal darauf hinweisen, dass die Aids-Katastrophe im südlichen Afrika bei weitem mehr Menschen getötet hat, als die von den Medien werbewirksam ausgeschlachtete Tsunami-Katastrophe. Dies wird wohl so bleiben, denn die Aids-Opfer, unter ihnen zahllose Waisen, bekommen in der Öffentlichkeit kaum Aufmerksamkeit.

Irgendwie muss BILD der Textilarbeiterin, Telefonistin oder Kassierin ja erklären, warum angeblich der Sex mit dem Boss karrierefördernd ist als eine gute Ausbildung, und an dieser Stelle macht sich immer ein Psychologe gut – diesmal ein Herr Dr. Wolfgang Rost.

Nun, BILD beginnt so zu dichten: „Schuld daran ist offenbar der Neandertaler in uns!“. Freilich hätte jedes Konversationslexikon dazu ausgereicht, festzustellen, dass der Neandertaler nicht in uns wohnt, aber das macht ja nichts – schnell mal was dahinschreiben, merkt ja keiner, jedenfalls keine Textilarbeiterin. Doch siehe – nun kommt der Psychologe ins Spiel, der etwas beobachtet hat – bei den „Affenmenschen“ nämlich. Die gibt es zwar nicht, aber das macht auch nichts – Affenmenschen, Menschenaffen – wer guckt da schon so genau hin? Erstaunliches weiß der Psychologe nun aber über eben diese „Affenmenschen“ zu berichten: „Will eine Affendame Nahrung, um zu überleben, bietet sie ihrem Gegenüber ihren Körper an“. Wie interessant, BILD zu lesen. Ich dachte immer, dass Affendamen durchaus in der Lage wären, sich selbst zu ernähren.

 

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