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Bilder von „ Mädchen in knappen Dessous“ sind keine Aktfotos und ihr Besitz hat nicht ursächlich etwas mit dem abscheulichen Frauenmord zu tun, der in der Region Lörrach geschah – und über den ein ganzer Stadtteil in Trauer verfallen ist.

BILD bleibt eben BILD – da wird noch mit Dessousfotos herumgeferkelt, wo es eigentlich nur noch das Angedenken an die Tote geben sollte.

Nehmen – Nutzen – Wegwerfen scheint das Motto einer steigenden Anzahl von jungen Frauen zu sein, wenn es um ihren Sexkonsum geht. Das wollen jedenfalls die Meinungsforscher von „Emnid“ für die Zeitschrift „Young“ festgestellt haben: Fast drei Viertel der befragten jungen Frauen befürworteten den Lustgenuss für eine einzige Nacht, und eine von acht befragten Frauen gab an, in den letzten zwölf Monaten mindestens einmal in die Spontanlust eingebunden gewesen zu sein.

Die BILD-Zeitung ist eben die BILD-Zeitung, da kann man nichts machen – schließlich will die jeden Morgen am Kiosk verkauft sein. Aber FOCUS? Hatten wir die Piercing-Geschichte nicht schon einmal gelesen, und zwar genau so dümmlich?

FOCUS spricht von dem „trotzigen Piercing-Girl“ und steht damit der Berichterstattung der BILD-Zeitung in kaum etwas nach, und selbstverständlich wird auch das Folter-Klischee noch einmal wiederholt, das wir dem CSU-Jungmann Andreas Scheuer verdanken. Der dichtete in einem Interview: „Um die Quote hoch zu treiben, schrecken die Produzenten offenbar nicht einmal davor zurück, Szenen zu zeigen, in denen Kandidaten vor laufender Kamera gefoltert werden.“.

Immer hin kennt er schon den Begriff „vor laufender Kamera“. Macht sich immer gut in Interviews. Nur sollte man dann auch wissen, was Folter ist.

Gutren Morgen, liebe ZEIT, gute Morgen, Tom Schimmeck

Nein, nein, der Artikel passt in die ZEIT, er ist gut recherchiert und überhaupt ... alles in bester Butter. Nur tut die ZEIT so, als ob es etwas Neues wäre, worüber sie da schreibt. Die Tatsachen aber, auf denen der Artikel basiert, sind schon lange bekannt: Ein amerikanischer Präsident nimmt das obskure Jungfrauenprogramm der amerikanischen Baptistenkirche auf und erklärt es zum nationalen Aufklärungsprogramm an Schulen. Der Name des Präsidenten: George W. Bush.

Ja, liebe ZEIT: Man hätte diese ZEIT-Zeichen eher erkenne können, so, wie es etwa viele Blogger getan haben. Doch nun wird der Artikel verkauft, als sei alles ganz neu, ganz sensationell. Titel: „Der Krieg gegen Sex“. Untertitel: „US-Präsident George W. Bush will Aids und Teenager-Schwangerschaften mit einer Enthaltsamkeitskampagne bekämpfen“. Nein, nein, liebe ZEIT, nicht „will“ ... er tut es bereits, seit langem, und nichts kann ihn stoppen. Das geht sogar aus dem Artikel hervor.

Überschriften verkaufen sich immer gut, vor allem die großen. Jedenfalls titelte die „BILD“Zeitung heute „Sadomaso-Folter im deutschen TV“, und dass nun die „letzten Tabus“ fallen würden.

Passiert ist so gut wie gar nichts: Eine der Damen, die sich blödsinnigerweise in einem so genannten „Container“ eines Unterhaltungsproduzenten liegt, lässt sich die Brust piercen. Das hat natürlich mit Sadomaso gar nichts zu tun, verkauft aber die Zeitung besser. Im Text heißt es dann auch nur noch „es sind Szenen wie aus einem Sadomaso-Folterkeller. Ein junges Mädchen liegt auf einem harten Tisch, ihre Brüste sind nackt.“ Ach, tatsächlich, nackt? Wie sollte man sie denn sonst piercen? Etwa durch den BH hindurch?

Doppelmoralgetränkt wie BILD nun mal ist, zeigt man dann auch gleich ein deutliches Foto – und steckt den Zeigefinger in die Luft: der Jugendschutz, ach ja, der Jugendschutz. Das spricht der eine Jugendschützer von Folter, der andere von Selbstverstümmelung.

Tragen Bildredakteurinnen eigentlich keine Ohrringe? Ich meine nur, wegen der Folter und Selbstverstümmelung.

Via Bildblog.

Die Sprache der Zeitschrift MAX geht mir auf den Keks. Sie schtreibt über ihre olympischen Models: „Gestählte Muskeln, makellose Formen, Körper wie Skulpturen“. Das kling mir alles ein bisschen zu sehr nach „Kraft durch Freude“.

Wie es weiter geht, kann man hier lesen. Das Interview mit Thomas Rupprath offenbart, dass man Olympiateilnehmer nicht fragen sollte, was den Geist zu sehr anstrengt. Fragt also die MAX: „Sind sie geil auf Olympia?“, dann antwortet Rupprath: „Olympia ist das Allergrößte für jeden Sportler, mehr geht nicht“.

Weniger geht auch nicht mehr.

Erotik-Magazine für Frauen sind noch selten, wenngleich ich persönlich die Vogue (vor allem die vom letzten Monat) schon erotisch genug finde. Aber jetzt kommt mit einer Startauflage von 50.000 Exemplaren „Scralet“ auf den Markt – freilich nur auf den englischen. Mehr hier.

Kann man von der Presse eigentlich nichts Besseres mehr erwarten? Da schreibt doch die „WELT“ heute, dass „seit der Einführung der Praxisgebühr Krankheiten verschleppt“ würden. Natürlich in der Überschrift – wo sonst. Der gesamte Artikel beruht auf Meinungen: Statistisch, so berichtet die WELT so ganz nebenbei, lasse sich dergleichen natürlich nicht belegen.

Hoffentlich macht dieser Blubberjournalismus nicht Schule. Klar versuchen Herzpatienten und Diabetiker, um nur mal bei diesen zu bleiben, „ein Quartal zu überspringen“. Statt am 01.07. lassen sie sich ihre Medikamente, die ohnehin seit Jahr und Tag feststehen, nun eben am 30.06. verschreiben, und dann wieder am 01.10. Das kann man wohl nicht als „Verschleppen von Krankheiten“ bezeichnen.

Ich wusste es. Es geht ums Ganze. Jetzt und hier. Sofort und ohne schuldhafte Verzögerung. Denn die kulturelle Identität ist in Gefahr. Ahnten wir nicht bereits dergleichen? Wir ahnten es.

Was ist passiert? Soll die Kirchensteuer abgeschafft werden? Die Subventionierung der Oper? Die Grundschule? Nein. Die kulturelle Identität ist wegen der Rechtschreibreform in Frage gestellt .Wir sind eine Bananenrepublik der Dichter und Denker geworden, stehen bald vor dem Chaos.

Hätte diesen Mist irgendein deutscher Provinzredaktheuer zusammengeschrieben, es hätte mich nur das berühmte verächtliche Grinsen gekostet. Aber der Autor, Peter Korfmacher ist Feuilleton-Chef der „Leipziger Volkszeitung“. Möglicherweise sollte er öfter in den Zoo gehen. Beim Betrachten der Affenhorden könnte er eine Menge über Bananen lernen – und vielleicht fände sich dort auch ein neues Thema für das Sommerloch.

Rosie Reid, wir erinnern uns, war der Name der jungen Dame, die ihre Jungfräulichkeit im Internet verauktioniert hat – behauptet sie jedenfalls. Beweisen lässt es sich nicht, denn als unmittelbarer Zeuge käme nur der Begünstigte in Frage, der natürlich nicht auffindbar ist. Nehmen wir also einmal an, es war tatsächlich so.

Wenn es möglich wäre, sagte sie jetzt einer australischen Zeitschrift, würde sie es wieder machen – und redet genüsslicher als damals über das, was sie tat. Sie hätte es vielleicht auch für (etwa) 2000 Pfund gemacht, sagte sie und fügte hinzu, dass dies schließlich immer noch viel Geld für eine einzige Nacht sei. Von dem Geld, was sie bekommen habe (8400 Pfund), seinen alle Rechnungen bezahl worden, und etwas Geld für Kleidung habe sie auch noch übrig gehabt.

Doch die Reporterin scheint dies nicht zu interessieren, und sie glaubt auch nicht, was Rosie sagt: Man muss nur an der Oberfläche kratzen, meint sie, dann wird schon rauskommen, was wirklich los ist, und dann stellt sie die Gretchenfrage: Kann eine Frau, die im „zarten“ Alter von 15 Jahren Hals über Kopf eine lesbische Beziehung eingegangen ist, eigentlich ganz normal sein? Sie glaubt, es herausgefunden zu haben: Rosi sei „tief verwirrt“ über ihre Sexualität.

Tief verwirrt? Rosie "gesteht", dass sie ihre Aktion auch deshab angezettelt hat, um einmal mit einem Mann zu schlafen. Muss man „tief verwirrt“ sein, wenn man eine lesbische Beziehung hat und einmal mit einem Mann schlafen möchte? Wohl nicht. Beziehungen gehen nur die beiden Menschen etwas an, die sie haben.

Was wäre aber eine Reporterin, wenn sie nicht etwas Psychopulver im Handtäschchen tragen würde? Sie sage nicht die ganze Wahrheit, schreibt die Autorin, und man möchte ihr entgegnen: Freilich – warum sollte sie auch?

Doch ihre Zweifel reichen, um eben diesen Schluss zu ziehen: Rosie war eben ein Mädchen, dem die elterliche Führung fehlte – deshalb sei sie so geworden: Tief verwirrt eben, sowohl über ihre Sexualität wie auch über ihre Moral.

Geschrieben hat das Ganze Becky Sheaves, und erschienen ist es in der Heraldsun. Schieben wir einmal auf die Saure-Gurken-Zeit, dass die Redaktionen einen derartigen Stuss gedruckt hat, und raten wir Frau Sheaves dazu, ihre Neigung zum Journalismus noch einmal zu überdenken. Wie wäre es, Frau Sheaves, sich als Kartenlegerin zu verdingen?

English in short:

A female Australian reporter asked Rosie Reid for an interview nearly half a year after she sold her virginity on the web. To the reporters surprise, Rosie din not regret what she did, so she decided to “scratch the surface”.

The result of her investigations: Rosie is “deeply confuse about her sexuality and morals”. The only problem is, that nobody knows how she found out. She’d better be a fortune-teller than a journalist.

 

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