"Spricht die Seele, so spricht, ach! schon die Seele nicht mehr", soll einst Friedrich Schiller gestöhnt haben. Ich erinnere mich, dass jedes Mitglied jeder beliebigen Selbsterfahrungsgruppe in den 70ern dieser These heftig widersprochen hätte: natürlich redet die Seele, sagten jene, und dann hallte es „Offenheit, Offenheit, Offenheit“.
Natürlich redet die Seele nicht. Ronald D. Laing hat die Psychogruppen zwar liebevoll, doch ultimativ entlarvt: "Sie spielen ein Spiel ... sie spielen damit, kein Spiel zu spielen".
Das alles ist lange her, doch wie es scheint, gibt es auf der Welt nichts Neues: Offenheit wird neu diskutiert, seit es Blogs gibt: Ring frei zur zweiten Runde des Seelen-Striptease, nun aber vor der Weltöffentlichkeit: Seht her, ich bin es!
Ja, ja, ihr seid’ s. Wer clever ist, so wie die Seelenstriptease-Eliten in Twoday und anderswo, weiß, worauf es ankommt: Gold- und Glitzerseite der Seele zeigen, kräftig Scheinwerfer drauf, Hauptsache krass. Oder anders herum: Die dunkle Seite grau aufzeigen, Mitleid wecken, Psychonebelschwaden verbreiten. Eine Fassade von Glaubhaftigkeit aufbauen, möglichst so lange, bis man es denn noch selber glaubt. "Sie spielen ein Spiel, sie spielen damit, kein Spiel zu spielen".
Das alles beeindruckt nicht sehr, wir kennen es schon. Erinnerungen an Selbsterfahrungs-Touristinnen (und, zugegeben, auch wenige Touristen) werden wach – wer sie zweimal erlebt hat, weiß, welche Maschen sie haben – immer die gleichen Sätze an immer den gleichen Stellen: Wird man selbst zum Opfer, kann man dies beherrschen, um dann zum Angriff überzugehen: Es wird ja wohl noch ein paar unvorsichtige Menschen geben, deren Seele man gleich zerfetzen kann? Natürlich. Gibt es immer. Es ist Tatsache, und es ist Alltag: Blogs, 2004. Seelenstrip im Graubereich - und ich dachte, wir hätten dies überwunden, endgültig und für alle Zeiten.
Ich würde dies nicht schreiben, wenn ich nicht Mitgefühl hätte: mit den wenigen selbstlos Suchenden, die auch unter uns sind. Ihnen gehört – meine ganze Liebe.
Natürlich redet die Seele nicht. Ronald D. Laing hat die Psychogruppen zwar liebevoll, doch ultimativ entlarvt: "Sie spielen ein Spiel ... sie spielen damit, kein Spiel zu spielen".
Das alles ist lange her, doch wie es scheint, gibt es auf der Welt nichts Neues: Offenheit wird neu diskutiert, seit es Blogs gibt: Ring frei zur zweiten Runde des Seelen-Striptease, nun aber vor der Weltöffentlichkeit: Seht her, ich bin es!
Ja, ja, ihr seid’ s. Wer clever ist, so wie die Seelenstriptease-Eliten in Twoday und anderswo, weiß, worauf es ankommt: Gold- und Glitzerseite der Seele zeigen, kräftig Scheinwerfer drauf, Hauptsache krass. Oder anders herum: Die dunkle Seite grau aufzeigen, Mitleid wecken, Psychonebelschwaden verbreiten. Eine Fassade von Glaubhaftigkeit aufbauen, möglichst so lange, bis man es denn noch selber glaubt. "Sie spielen ein Spiel, sie spielen damit, kein Spiel zu spielen".
Das alles beeindruckt nicht sehr, wir kennen es schon. Erinnerungen an Selbsterfahrungs-Touristinnen (und, zugegeben, auch wenige Touristen) werden wach – wer sie zweimal erlebt hat, weiß, welche Maschen sie haben – immer die gleichen Sätze an immer den gleichen Stellen: Wird man selbst zum Opfer, kann man dies beherrschen, um dann zum Angriff überzugehen: Es wird ja wohl noch ein paar unvorsichtige Menschen geben, deren Seele man gleich zerfetzen kann? Natürlich. Gibt es immer. Es ist Tatsache, und es ist Alltag: Blogs, 2004. Seelenstrip im Graubereich - und ich dachte, wir hätten dies überwunden, endgültig und für alle Zeiten.
Ich würde dies nicht schreiben, wenn ich nicht Mitgefühl hätte: mit den wenigen selbstlos Suchenden, die auch unter uns sind. Ihnen gehört – meine ganze Liebe.
sehpferd - am Donnerstag, 19. Februar 2004, 00:01 - Rubrik: blog nachrichten
antimaterie meinte am 19. Feb, 01:55:
wenn du die
bösen menschen doch erkennst, warum redest du mit ihnen?
sehpferd antwortete am 19. Feb, 06:41:
Nicht „Böse“
Die Menschen sind ja nicht böse, sie irren sich nur: Gefühle zu zeigen ist gut, wenn man in der richtigen Umgebung ist, und die Öffentlichkeit ist selten die richtige Umgebung dafür. Dort befinden sich leider zu viele Menschen, die echte Gefühle imitieren – eine Art „Gefühlsmaske“ über der Maske, die sie sonst für uns tragen. Wir haben bei dieser lauten Öffentlichkeit verlernt, die Zwischentöne wahrzunehmen – und in ihnen zeigen sich dann doch die wahren Empfindungen.
0815tussi meinte am 19. Feb, 08:43:
entweder ich missverstehe sie,
oder sie widersprechen sich selbst.während sie auf der einen seite zu "Wahrhaftiger werden ..." auffordern:
"(...) Darüber hinaus würde ich mir wünschen, wenn die Teilnehmer(innen) hier nicht so klug von „etwas", sondern von sich selbst reden würden. Wäre das wohl zu viel verlangt? Es würde, mit Verlaub, wahrhaftiger klingen als das Ewige „berufen auf ...". - quelle - argumentieren sie hier jetzt ganz und gar gegen den "seelenstriptease".
verstehe ich nicht ganz.
zudem würde ich davon ausgehen, dass es immer ein öffentliches preisgeben des "selbst" ist, wenn man in der öffentlichkeit spricht oder schreibt - also immer in einer bestimmten form ein "seelen-striptease".
sehpferd antwortete am 19. Feb, 09:03:
Differenzieren ...
Guten Morgen, Frau Tussi,Wie so oft, ist Missverstehen sehr einfach, Verstehen hingegen sehr schwer. In Diskussionen gibt es immer wieder Momente, in denen sich niemand mehr um eine persönliche Sicht herumdrücken kann: Es ist nicht wichtig, ob „es“ eine wahre Liebe gibt, sondern welche Art von Liebe ich als „wahr“ empfinde, um bei unserem anderen Thema zu bleiben, zu dem ich hoffe, bald mehr schreiben zu können.
Hier wende ich mich dagegen, mit gezinkten Gefühlen zu arbeiten – ich denke, dies geht auch deutlich aus dem Geschriebenen hervor. Wahre Gefühle erscheinen geschrieben fast nur als Dichtung – sei es in Poesie oder Prosa, und auch dort gilt es, das Unkraut zu erkennen.
Dem Rest ist freilich zuzustimmen: wer schreibt, offenbart zumeist auch einen Teil von sich selbst (oder seines Selbst). Wie weit dies allerdings für Journalisten zutrifft oder zutreffen sollte, ist zu bezweifeln. Vielleicht einigen wir uns darauf: Wir schreiben aus einem inneren Drang, aber unsere Beweggründe sind nicht immer offenkundig.
Ihr Sehpferd
0815tussi antwortete am 19. Feb, 09:14:
tut mir leid,
aber es fällt mir sehr schwer, das so gelten zu lassen. gerade bei jemandem, der sein blog der "sinnlichkeit" widmet, und für sich selbst - soweit ich das mitverfolgt habe - die eigenen gesammelten links und beiträge so gut wie nie persönlich kommentiert, mutet es etwas seltsam an, bei anderen einzufordern, mehr von sich preis zu geben.was mich bei ihnen so irritiert ist ihre schreckliche "geradlinigkeit" (um ein möglichst neutrales wort zu wählen) - da ist etwas "gut", "wahr", "richtig" oder eben die kehrseite davon (s. "gezinkte gefühle") - in meinen augen in einem maß positivistisch und aufklärerisch, mit dem ich nicht mit kann, also ein denken, das ich nicht nachvollziehen kann.
und bitte bleiben sie mir mit begriffen wie "unkraut" im kraut wenn es um persönliche texte von menschen geht. da sind wir dann auch schon gleich beim trennen von "spreu" und "weizen" und bei der frage, wer überhaupt das recht hat, sich öffentlich zu äußern, oder bei "trash-listen".
sehpferd antwortete am 19. Feb, 10:11:
Die Welt des Scheins kritisch betrachten
Oh, Frau Tussi,zunächst freue ich mich über die Diskussion, doch denke ich andererseits auch, dass die Argumente inzwischen ausgetauscht wurden. Denken kann nicht immer nachvollzogen werden, wie die Lebenserfahrung uns sagt.
Zum Thema: in einer Welt, in der Scheinen erfolgreicher ist als Sein, darf man wohl über den Schein reden, denke ich. Dies gilt umso mehr, als viele von uns ja die Nachrichten des Scheins verbreiten – davon kann ich mich nun wirklich nicht ausnehmen. Und nun werde ich spitzfindig: Sollen wir in Zukunft die BILD-Zeitung unkritisch lesen, nur weil dort Texte von Menschen erscheinen? Freilich ist mir bekannt, dass Blogger gerne Eliten wären – doch müssen wir nicht im Prinzip jeden veröffentlichten Text kritisch lesen?
Zu den anderen Themen (Beispielsweise Trash-Listen) habe ich mich nicht geäußert, und so kommentiere ich denn auch nicht.
Ihr Sehpferd