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Blogger und Journalisten, die Bloggern nahestehen, reagieren immer gerne mit Häme, wenn sich einer der Erfolgreichen im Nachrichtengeschäft äußert. Diesmal war es Keith Rupert Murdoch (geb. 1931), der sich vor der American Society of Newspaper Editors über die Zukunft des Zeitungsgeschäfts äußerte.

Nun kann man jede kluge Rede – und um eine solche handelte es sich – kaputtreden, insbesondere, wenn sie einem nicht gefiel, weil der Sprecher Murdoch heißt und einem die politische Einstellung dieses Mediengiganten nicht gefällt. Allerdings wäre es manchmal wohl besser, genau hinzuhören, was gesagt wird, statt es in den Wind zu pfeifen.

Bei Telepolis-Mitarbeiter Thomas Pany liest sich das dann so:

„... vom kritischen Potential der Blogosphäre hält der radikale Meinungs(gleich)macher in der Realität gewiss nicht viel. Es scheint aber der Zug der Blogger jetzt doch so wichtig geworden zu sein, dass er es für schlauer hält, aufzuspringen - zumindest rhetorisch oder auch im Sinne einer PR, welche die Blogs einspannen und verzwecken will“. Da spürt selbst der dümmste Leser, dass es dem Schreiber gar nicht darum geht, was Murdoch sagte, sondern viel mehr darum, die eigenen Vorurteile noch mal durchs Dorf zu treiben.

Immerhin wusste Murdoch, dass ihm die jungen Leser abhanden kommen, und dieser Teil seiner Rede wird auch manche Kritiker überraschen:

“What is happening is, in short, a revolution in the way young people are accessing news. They don’t want to rely on the morning paper for their up-to-date information. They don’t want to rely on a god-like figure from above to tell them what’s important. And to carry the religion analogy a bit further, they certainly don’t want news presented as gospel.

Instead, they want their news on demand, when it works for them.

They want control over their media, instead of being controlled by it.”


Keine Nachrichten von gottähnlichen Redakteuren, die ihnen erklären wollen, was wichtig ist? Keine Nachrichten, die dargebracht werden wie das Evangelium? Leser, die ihre Zeitungen beherrschen statt umgekehrt? Murdock hat es begriffen. Wenn der deutsche SPIEGEL oder sogar die ARD schon halb so viel begriffen hätten, wäre es gut.

Murdock ging in seiner Rede selbstverständlich auch auf Blogger ein – und das, was er dazu sagte klang sehr plausibel. Nun, das nächste Mal, wenn ein Telepolis-Redakteur etwas über die Medien zu Papier bringt, könnte er ja meinem Ratschlag folgen. „Beiß mir nicht in den Finger – schau hin, welchen Weg er dir weist“.

Murdoch beende seine Rede mit einem flammenden Appell, den sich mancher deutsche Zeitungsverleger hinter die Ohren schreiben sollte: „Wir werden vielleicht niemals Eingeborene im Internet, aber wir müssen dessen Kultur und Denkweise verinnerlichen. Dies ist eine einmalige, ungeheure Chance und sie ist ebenso begeisternd: Wenn wir nämlich damit Erfolg haben, werden wir unsere Branche wieder in Ordnung bringen und sie wird besser dastehen als jemals zuvor".
 

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