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heute - damals

Es ist lange her, als das sittliche wie auch das sinnliche Liedgut noch von Mund zu Mund wanderte. Warum mir das gerade einfällt? Weil heute, am 26.09., der Geburtstag einer Erfindung ist, die es möglich machte, Lieder über die ganze Welt zu verbreiten. Eduard Berliner, ein Amerikaner deutscher Abstammung, hat sie zum ersten Mal in Gang gebracht, die Maschine, auf der sich Schallplatten abspielen ließen – reproduzierbare Musik, sozusagen. Doch erst, als der Federmotor dran kam und die Stimme Enrico Carusos auf ewig in Wachs gepresst wurde, kam der Durchbruch.

Schon bald gab es die ersten „schmutzigen" Lieder: erotische Liebeslieder schwarzer Frauen und Männer, die ihre Inhalte sorgfältig hinter Ausdrücken verdeckten, die nur dem Eingeweihten verständlich waren. Und bei uns? Da gab es „Laila, nur die eine Nacht erwähle mich, küsse mich und quäle mich" als Single - und die wirklich lange in den Charts. Sinnlich war sie natürlich keinesfalls, da erinnert man sich schon eher an Eartha Kitt und ihr katzenmäuliges „Satnta Baby". Ach ja. Deutschland - sinnliche Sängerinnen? Wer denn, die Lemper? Tja, die gab es mal, als es noch Marlene Dietrich gab, werden jetzt die Älteren sagen. Die noch nicht so ganz Alten werden sich noch an Hanne Wieder erinnern - die sang da doch so etwas Unanständiges von der Circe, die aus allen Männern Schweinchen machte.

Was immer unvergessen sein mag: Eines bleibt ein Dokument: leise Orgelmusik, und dann die Stimmen von Jane Birkin und Serge Gainsborough: „Je t'aime - moi non plus" und dann ein musikalischer Liebesakt mit Stöhnen. Die Birkin kann übrigens tatsächlich singen. Ich empfehle „Babe alone in Babylon".

Heute, am 23. September vor 40 Jahren wurde ein Film uraufgeführt, der die Bundesbürger alsbald auf das Heftigste entzweite: Er hieß „Das Schweigen", war eher melancholisch angelegt und behandelte Schicksale - eigentlich nichts Ungewöhnliches.

Doch er enthielt auch 108 Sekunden, in der es eine der Hauptdarstellerinnen auf ihrem Hotelzimmer mit einem Kellner Sex hat - kalt, animalisch und unbefriedigend. Das trieb Deutschlands Bürger teils in den Film hinein, teils auf die Barrikaden: Ein stärkerer Jugendschutz wurde gefordert, bei der Staatsanwaltschaft gingen dutzende Klagen ein, doch alles war erfolglos. Als der Film Jahre später im Fernsehen gezeigt wurde, verstand die Aufregung niemand mehr.

Heute vor 65 Jahren wurde sie geboren, die österreichische Schauspielerin Rosemarie Magdalena Albach-Retty, die die ganze Welt nur unter einem Namen kannte: Romy Schneider. In Deutschland und Österreich eher aus den „Sissy"-Filmen bekannt und damit untrennbar mit Filmkitsch und deutschem Bürgermief verbunden, entwickelte sie sich später zur Charakterschauspielerin.

Ihre verhaltene Erotik begeisterte alle: Unvergessen ist die Fotoserie aus TWEN, die der Fotograf F.C. Gundlach schoss. Diese Bilder zwischen Sinnlichkeit und Tristesse sagen vermutlich mehr über diese Frau, als es irgendein Buch könnte.

Romy Schneider starb am 29.05.1982 in ihren besten Jahren voller Trauer über den Tod ihres Sohnes an einem gebrochenen Herzen.

romy schneider

Foto: (c) C.F. Gundlach

Heute, am 23. September vor 73 Jahren wurde der Sänger, Pianist und Saxofonist Ray Charles als „Ray Charles Robinson" geboren. Er hatte eine einmalige, zündende Idee, mit der er Musikgeschichte schrieb: den Blues mit der Inbrunst der Gospel Songs zu verschmelzen und ihn erotisch aufzumotzen: Vor allem „I've got a woman" machte Furore und landete sogar in den Charts auf Platz eins.

Die Jazzfans kritisierten ihn stets, weil sie glaubten, er sei zu sehr auf den Publikumserfolg bedacht, die Gospelfreunde bezichtigten ihn, die Musik der Kirche gestohlen zu haben, und die Bluesfreunde nahmen ihn nicht ernst. Sie alle vergaßen, dass Ray Charles einen amerikanischen Traum verwirklichte: Seit dem siebten Lebensjahr blind und arm wie eine Kirchenmaus stand er später jahrelang als Weltstar auf der Bühne. Die unverschämte Erotik, die er ausstrahlte, kam vor allem in seinen Livekonzerten zum Publikum rüber: Da stöhnten tausende mit ihm und seinem Chor, den „Raylets" vielstimmig die Laute des Orgasmus.

Heute, am 20. September 2003, findet in London der „Sex Maniacs Ball" statt. Er wird um 20:00 Uhr mit der Verleihung einer begehrten Sex-Trophäe eröffnet, dem „Golden Flying Dick", auf Deutsch etwa dem „Goldenen Flugpenis". Nominiert sind zahlreiche Webseiten, Sexdarstellerinnen und Darsteller sowie Sexarbeiter und selbstverständlich auch Sexspielzeuge. Ob man dabei immer die besten auszeichnet, ist umstritten. Keinen Zweifel gab es allerdings 2002 über das beliebteste Liebespielzeug: Es war eine kleine Ente, deren Geheimnis im vibrierenden Hinterteil lag. Der Reinerlös der Veranstaltung geht an eine soziale Hilfsorganisation: In diesem Jahr ist es „Outsiders" - eine Selbsthilfegruppe für Menschen, die wegen Behinderungen sozial isoliert sind.

Die Ente kann man ja mal ansehen:

die kleine ente mit dem eindrucksvollen hinterteil
(c) by bigteazetoys.com

Heute, am 20. September, wurde vor 118 Jahren der amerikanische Jazzmusiker und Komponist Jelly Roll Morton geboren. Warum er hier erwähnt wird? Nun, er begann seine Karriere als ein „Professor“ in einem Bordell in New Orleans. Im Film „Pretty Baby“ wurde der Bordellpianist nach seinem Vorbild herausgearbeitet. Morton war nicht nur einer der Pioniere des Jazz, sondern beeinflusste Musiker aller seiner Richtungen bis hin zur Moderne – der amerikanische Bassist Charles Mingus wollte ihm sogar einmal eine ganze Schallplatte widmen, und herausgekommen ist wenigstens „My Jelly Roll Soul“. Der Name war übrigens Programm: „Jelly Roll“ heißt nicht nur „Biskuitrolle“, wie „leo.org“ behauptet, sondern auch Geschlechtsakt.

Sehpferd verkauft seine kleine, aber feine Jazzplattensammlung: Etliche Jelly Roll Morton LPs sind im Angebot. Anfragen an sehpferd at epost Punkt de. Stichwort: "Jelly Roll".

 

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