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lichtbilder - photography

Die 1963 geborene Fotografin Evi Quaid nennt sich einfach Evi. Evi, das Modell, Evi, die Fotografin, und sie hat genug von Brüsten: Die Penetration, sagt sie, sei das wichtigste am weiblichen Körper, und dann zeigt sie in ihren Bildern, wie sie das sieht: Bereit sein ist alles.

Zu besichtigen in Wien, im MAK. Gelesen im Standard.

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(c) 2004 Evi Quaid / MAK

Das letzte Hemd haben schon viele zu manchen Gelegenheiten gegeben. Ich wurde schon einmal aufgefordert, meines dem Bundeskanzler zu schicken, doch da meine Sturm- und Drangjahre schon lange zurücklegen, habe ich davon keinen Gebrauch gemacht.

Jetzt geben Bremer und (man höre) Osnabrücker Studentinnen und Studenten je einen Kalender heraus, auf deren Bildern sie sich des letzten Hemdes entledigt haben. Damit wollen sie, wie sie sagen, gegen die „schlechten“ Studienbedingungen, aber auch gegen angeblich „fehlende“ Studienplätze sowie gegen Schließungen ihrer Fachbereiche protestieren.

Nun, dagegen spricht nichts – die Studentinnen und Studenten sind eben sportlich schön, die Umsetzung ist dank guter Fotografen gelungen, und sogar der Vertrieb hat funktioniert. Doch die Bremer Studentin Nina Juretzek nörgelt trotzdem – nicht etwa über die Kalendermacher, sonder über die Presse: Die, so die vorwitzige Dame, habe leider alles zu sehr auf die Nacktheit reduziert, und dabei den „politischen“ Gedanken aus den Augen verloren.

Sabine Joost, Sportstudentin zu Osnabrück, bringt denn nach vielen anderen Worthülsen von „nackt dastehen“ und „kultureller Bedeutung des Sports“ auf den Punkt, was es ist: „Für mich ist es wichtig, diesen Protest zu führen“. Na klar – und Spaß dabei zu haben.

Neben der kulturellen und gesundheitsfördernden Bedeutung, die Sport ohne jeden Zweifel hat, bleibt freilich eine Frage: Welche Berufsaussichten haben eigentlich Sportstudentinnen und Sportstudenten nach dem Studium?

Während bei den Schweizer Jungbäurinnen noch eine Anstandsdame züchtig über die Sichtbarkeit der Brüste wachte, sind die kanadischen Rugby-Damen schon am Markt, und zwar völlig nackt.

Angeboten wird ein 20-Monats-Kalender, der eine Lücke im Kassenbuch füllen soll. Man spendet nicht für die Wohlfahrt, sondern für den Verein, und man erwartet, dass am Ende 80.000 Kanadische Dollar drin sein werden, sagten die Damen einer Zeitung.

Die Sportlerinnen sind in Schwarz-Weiß zu sehen. Dem Vernehmen nach kann man die meisten völlig unbekleidet besichtigen, doch verdecken sie die schamhafteren Teile ihres Körpers mit sportiven Utensilien, und wo die nicht ausreichen, auch schon mal mit einem Cowboyhut.

Als man zum Fotografen ging, wollte man noch ganz züchtig in Badeanzügen auftreten – doch Glamour wäre teurer gekommen, und da entschied man sich eben für Akt. Zu haben ist der Kalender bei einer Dame des Teams, die hier leider nur ihre Email-Adresse angibt. Ob sie Euros nimmt, stand nicht dabei.

„Ein Mann und seine Arbeit“ – das wäre ein schönes Thema für unsere Amateurfotografen. Wen und was würden sie wohl auswählen?

Timothy Archibald wusste genau, wen er auswählen würde: die Erbauer von Sexmaschinen. Die Maschine zu entwerfen, zu bauen und vertriebsseitig zum Erfolg zu bringen ist harte Arbeit. Doch immerhin glauben die meisten Erbauer fest daran, dass sie eine neue sexuelle Revolution einläuten würden: „Die Maschinen werden eines Tages in jedem Haushalt sein“ sagt einer der Erfinder.

In meinem Haushalt ist noch keine, aber ich benutze ja sogar den Fernseher sehr selten.

Verlangt wird mehr als eine Meersau, aber nicht viel mehr als ein paar Hühner: Irgendetwas mit der Landwirtschaft muss man zu tun haben, dann darf man auch Geschäftsleitungsassistentin in einem Industriebetrieb sein – und auch schon mal ein bisschen gemodelt haben.

Ja, es geht um die Schweiz, um Bäurinnen, und um ein spektakuläres Projekt – den ersten Nacktbauernkalender, der eigentlich ein Nacktbäurinnenkalender ist, und auch das ist noch fraglich: Erotisch, so ist zu vernehmen, darf er werden, aber über nackt streitet man noch.

Zum Beispiel beider 21-jährigen St. Gallenerin Corinna. Da möchte die Fotografin, dass sie doch das Trägerchen ein bisschen fallen lässt. Doch da gibt es eine Schweizer Anstandsdame, die sofort Einspruch erhebt: Dann wäre eine nackte Brust zu sehen. Naht das Schweizer Nipplegate? Man wird sehen. Zuerst aber wird diskutiert, ob die Dame ihre Brust zu Schau stellen darf, „freistellen“, wie es auf schweizerisch heißt. Am Ende darf sie, soll den Arm irgendwie davor halten.

Der Kalender wird im Oktober zur Messe Olma erscheinen. Laut Verleger sind bereits dutzende der Kalender vorbestellt – ob man nun Corinnas Nippelchen bewundern darf oder nicht. Allein die Kombination von „Schweiz“, „nackt“ und "Bäurin“ (oder Bäuerin) heizt, wie es scheint, die voyeuristische Lust an.

(Werbefoto von der Webseite des Bauernkalenders)
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(c) 2004 by Schweizer Bauernkalender

Der belgische Fotograf Jean van Cleemput lichtet, wie viele seiner Kollegen auch, gerne Frauen ab. Das macht er ausgesprochen gut und professionell, und zudem meist mit Damen, die etwas nackte Brust zeigen. Wer wissen will, wie der Fisch und Seefrüchte anderer Art zur Dame kommen, wählt am besten die Nummer 1 seines Portfolios, und diejenigen, die Damen gerne bis an die Zähne bewaffnet sehen, kann bei Nummer 2 fündig würden, während auf Nummer 3 circensische Sensationen geboten werden. Die Technik ist leicht überdreht, wie leider so oft bei Fotografen, und die Ladezeiten sind entsprechend lang. Aber dennoch: Es lohnt sich.

Nein, überheblich ist sie gar nicht, diese Feministinnengöttin von eigenen Gnaden, bürgerlich Alice Schwarzer, Herausgeberin eines einschlägigen Magazins Namens Emma. „Es blieb mir vorbehalten, 1993 in einer Bildanalyse aufzuzeigen, dass (Helmut) Newtons Fotos nicht nur sexistisch, sondern auch rassistisch sind“. Das schrieb sie gerade. In Emma, im Jahre 2004, und ballt dabei die Faust gegen das Berliner Newton-Museum.

Ach, wie gut, wenn man Kompetenz hat. Fotos, liebe Frau Schwarzer, sind zunächst gar nichts als Ansammlungen von strukturierten Silberpartikeln, hinter denen stehen mag, was will.

Eine Bildaussage allerdings entsteht erst im Gehirn des Betrachters: so nimmt nicht wunder, dass die Dame Schwarzer die Fotos als sexistisch empfindet – ich empfinde sie beispielsweise als trivial-erotisch. Von „rassistisch“ reden wir besser gar nicht – da müssten wir erst einmal an den Sargdeckeln der vielen Fotografen klappern, die im kolonialisierten Afrika schwarze Schönheiten für Postkarten abgelichtet haben.

Vermutlich hat die Emma-Herausgeberin in einem Punkt Recht: Newton wird als Künstler bisweilen überschätzt. Das liegt aber nicht an irgendwelchen „Schuldreflexen“ sonder daran, dass verbindliche Maßstäbe für den künstlerischen Wert einer Fotografie noch nicht gefunden wurden. Da kann man fragen „wie auch?“, wenn der eigentliche Urheber einer Fotografie das Licht ist.

Man Ray, der orakelnde Malerfotograf, hat es immer gewusst: „Fotografie ist keine Kunst“, sagte er, um später hinzuzufügen „aber Fotografie kann Kunst sein“. An dieser Nuss knackt die fotografische Welt bis heute.

Gefunden habe ich das Ganze bei: Doloresse.

Nicht mehr ganz neu, aber dennoch attraktiv: Die Welt mal ganz anders gesehen – in diesem Fall vor allem durch eine Glasscheibe und von unten.

Wahrscheinlich haben viele Menschen „Shocking“ gesagt, als sie diese Fotos gesehen haben, über denen denn auch Shock steht. Wer zwei- oder dreimal hinguckt, findet dann aber auch noch heraus, dass sie nicht nur ganz schön schockierend, sondern eigentlich auch oft schockierend schön sind.

Wie man auf erotische ("sexy") Art ein Musikinstrument spielt, ist das Motto des gegenwärtigen Amateurfotowettbewerbs auf nerve.com. Leider muss man Premium-Mitglied sein, um alle Inhalte sehen zu können, aber eines ist sicher: Das Preisgeld kann noch verdient werden, denn die gegenwärtig eingesandten Fotos sind überwiegend fotografischer Schund. Hat jemand eine Freundin, die Cello spielt? Sie wäre sicher ein geeignetes Motiv.

Dies Foto (Ausschnitt) ist beispielsweise gegenwärtig im Wettbewerb:
musikunterricht
© by nerve.com, Original von einem anonymen Einsender

 

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