Diskutiert worden ist es schon oft, auch hier: Das „vollständige Verstehen“ einer anderen Person wird, vor allem in deutschsprachigen Ländern, als Krone des Menschseins angesehen. Dem wäre kaum etwas hinzuzufügen, wenn klar wäre, was „vollständiges“ Verstehen eigentlich bedeutet: Es ist mehr als Mitfühlen und geht sogar noch über das Einfühlen hinaus: Letztlich bedeutet es: Fühlen, genau so, wie der andere fühlt. Andere mögen nun darüber urteilen, ob dies in der Welt möglich ist oder eher in den Bereich der Utopien gehört, doch eines ist sicher: Unter Menschen, die anwesend sind, ist es eher möglich, ehrlich mitzufühlen als in der Denkwaschküche „Internet“.
Immer, wenn vom „Fühlen“ die Rede ist, steht auch die Tür zum Kitsch offen: Statt zu verstehen, werden Gefühle als Selbstzweck verherrlicht und nachträglich schön bemalt wie die Ostereier. Nichts geht den oberflächlichen Menschen so schnell über die Hirn-Sprache-Schranke wie Mitgefühl: „ich verstehe dich sehr gut“ ist einer der Sätze, die wir besonders leichtfertig auf den Lippen führen. Da viele Menschen ihn auch benutzen, wenn sie so gar nichts verstanden haben, ist er eben auch eine Lüge. Bei dieser Gelegenheit sollten wir nicht vergessen, dass „Verstehen“ auch eine Technik ist: Ein Gesprächspsychotherapeut braucht nicht unbedingt zu verstehen, er muss nur durch sein eigenes Verhalten bewirken, dass sich ein anderer versteht.
In unserem Alltag überprüfen wir ohnehin kaum, ob wir wirklich verstanden werden: Wir wünschen uns vom anderen, uns das Gefühl zu geben, verstanden worden zu sein: das mag ein pragmatischer Ansatz sein, der gelegentlich weiterhilft – er bringt aber keinerlei (Er)Kenntnisse über unser tatsächliches Erleben. Es bleibt, wie es immer war: Erkenntnis ist ein verdammt hartes Stück Arbeit und nur schwer zu gewinnen, während Sprüche schnell dahin gesagt sind.
Mein Fazit: Wir alle gewinnen durch echtes Mitgefühl, doch wir verlieren, mindestens langfristig, durch Gefühlskitsch, der, dies gebe ich gerne zu, auch ab und an wohl tun kann - er bildet aber leider nicht.
Immer, wenn vom „Fühlen“ die Rede ist, steht auch die Tür zum Kitsch offen: Statt zu verstehen, werden Gefühle als Selbstzweck verherrlicht und nachträglich schön bemalt wie die Ostereier. Nichts geht den oberflächlichen Menschen so schnell über die Hirn-Sprache-Schranke wie Mitgefühl: „ich verstehe dich sehr gut“ ist einer der Sätze, die wir besonders leichtfertig auf den Lippen führen. Da viele Menschen ihn auch benutzen, wenn sie so gar nichts verstanden haben, ist er eben auch eine Lüge. Bei dieser Gelegenheit sollten wir nicht vergessen, dass „Verstehen“ auch eine Technik ist: Ein Gesprächspsychotherapeut braucht nicht unbedingt zu verstehen, er muss nur durch sein eigenes Verhalten bewirken, dass sich ein anderer versteht.
In unserem Alltag überprüfen wir ohnehin kaum, ob wir wirklich verstanden werden: Wir wünschen uns vom anderen, uns das Gefühl zu geben, verstanden worden zu sein: das mag ein pragmatischer Ansatz sein, der gelegentlich weiterhilft – er bringt aber keinerlei (Er)Kenntnisse über unser tatsächliches Erleben. Es bleibt, wie es immer war: Erkenntnis ist ein verdammt hartes Stück Arbeit und nur schwer zu gewinnen, während Sprüche schnell dahin gesagt sind.
Mein Fazit: Wir alle gewinnen durch echtes Mitgefühl, doch wir verlieren, mindestens langfristig, durch Gefühlskitsch, der, dies gebe ich gerne zu, auch ab und an wohl tun kann - er bildet aber leider nicht.
sehpferd - am Dienstag, 24. Februar 2004, 12:47 - Rubrik: kult und kultur