anstoss

  sehpferdvs sehpferds magazin für anstöße und anstößiges
rosinentexte_500_x
Immer, wenn ein spektakuläres Verbrechen verhandelt wird, werden die Emotionen der Menschen bewegt. Das war so, als in Deutschland der „Kannibale“ angeklagt wurde und es ist nun ebenso, wenn jetzt in Belgien dem mutmaßlichen Kindermörder Marc Dutroux der Prozess gemacht wird.

Die Ereignisse eigenen sich für ehrliche Mahner – und das ist auch gut so. Ob man gleich vom „Missbrauch als Wohlstandsphänomen“ reden muss, wie dies „3Sat“ etwas vorschnell tat, ist zu bezweifeln. Es ist vielmehr der Mythos der bürgerlichen Wohlanständigkeit, dem das Feigenblatt genommen wurde: Bisher galten „Direktoren, Staatsbedienstete, Pädagogen und Kirchenvertreter“ eben als unverdächtig, weil sie das Mäntelchen bürgerlicher Tugenden schützte. Der Beweis, dass sie früher edlere Gedanken gehabt haben, kann hingegen überhaupt nicht erbracht werden: es ist eine Medienerfindung. Vermutlich hat eher der Abbau der „Respektschranken“ dazu geführt, dass wir ihre Taten heute erkennen.

Was wir wissen, ist nur so viel: Die Medien, über die Verbrechen vorbereitet werden, haben sich verändert. Kontakte können über alle Grenzen (auch über die Grenzen der eigenen Scham) schnell hergestellt werden, und so hat auch das Verbrechen ein neues Forum bekommen.

Es ist Erntezeit für Mahner. Hoffen wir, dass sie ihr Ziel nicht aus den Augen verlieren: Es müsste heißen, Verbrechen zu verhindern und nicht, das Elend anderer in der Öffentlichkeit zu vermarkten: Betroffenheitskostüme sind schnell ausgeliehen und ebenso schnell wieder abgelegt.

Ein Beispiel, gefunden bei 3Sat
 

Add to Technorati FavoritesMy Popularity (by popuri.us)

twoday.net AGB

xml version of this page

powered by Antville powered by Helma