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Selten hat es um eine Kunstausstellung so viele Kontroversen gegeben wie um die des Aktionskünstlers Otto Mühl. Ausgestellt wird in Wien, in der Ausstellungshalle im Obergeschoss des MAK in der Wiener Weißkirchnerstraße, und wer hingehen will, der kann es. Eine Zensur findet (noch) nicht statt.

Indessen flammt unter den Wienerinnen und Wienern eine heftige Diskussion auf: Weniger um die Kunst des Otto Mühl, als um seine Person. Kunstkritik, dezent, ganz wie es sich für zivilisierte Gesellschaft gehört, schreibt Markus Mittringer im Standard, den ich zunächst zu lesen empfehle. Auch noch Moderat, aber nachdenklich und betrioffen, fordert der Ex-Kommunarde Michael Pfister, alles aus der Ausstellung zu entfernen, was mit dem Kommunenleben in Verbindung steht. Heftigst und ziemlich reißerisch hingegen gehen alte Freunde mit ihm um, die jetzt keine Freude mehr sein wollen – sie haben dazu eine eigene Webseite aufgemacht. Auch in der „Kommune“, innerhalb derer ich schreibe, hat es Isenberg zum Thema gemacht. Otto Mühl selbst ließ eine Pressemitteilung zu den Vorwürfen, die gegen ihn erhoben wurden, verbreiten.

Was ich dazu sage? Gar nichts. Ich beobachte. Das Ganze ist ein Zeitzeugnis der besonderen Art: Es sagt viel über Herrn Mühl – aber auch viel über Wien und den Kunstbetrieb generell. Nur über eines sagt es gar nichts aus: über den Verfall der Sitten.
fantasia meinte am 5. Mär, 19:41:
in den vorletzten tagen
des friedrichshofs war ich einmal dort zu gast. ich versuche im folgenden alles zu streichen, was ich später in der zeitung gelesen habe, ich will nur beschreiben, wie es war.

ein teil der erwachsenen = die, die sich mit mir unterhielten, waren dabei, sich zu lösen. sie sprachen davon, sich sehr unwohl zu fühlen, dass es für die "paare" mit kindern nicht möglich sei, so zu leben, dass sie versuchten so etwas wie familienstrukturen innerhalb wieder aufzubauen, und dass sie "den mühl" besuchern nicht mehr "vorführen" wollen. und sie erklärten lange, wie die "genossenschaft" finanziell funktionierte, und dass sie da nicht leicht heraus könnten, aber daran arbeiteten. und es sei ein machtkampf im gange. am seltsamsten fand ich die eindeutigen avancen eines mannes, der mir gegen ende des abends erklärte, er würde jetzt gerne mit mir schlafen, aber das sei den kommunenmitgliedern mit außenstehenden nicht gestattet. ich bin sehr nachdenklich heimgefahren, hab mich dabei auch noch ziemlich verirrt,

und denke heute -
dass es das damals nicht gesagte/damals unaussprechliche war,
das diese leute gequält hat und quält, und dass sie jeder für sich genug mit ihrer eigenen schuld/ohnmacht zu tun haben. und wenn sie sich der nicht stellen, wird es kein ersatz sein, jetzt öffentlich irgendetwas zu sagen. ein antrieb allerdings schon. 
sehpferd antwortete am 5. Mär, 19:50:
Danke
Zeitzeugnisse sind für einen Berichterstatter der Zeit immer wieder Quellen des Nachdenkens. 
 

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