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Das wöchentliche Geblubber aus den Algen – fast immer Sonntags

In früheren Zeiten galten Schwedinnen bei deutschen Männern als besonders bereitwillige Partnerinnen für den spontanen Geschlechtsverkehr. Das liegt in erster Linie an tief verwurzelten kulturellen Unterschieden zwischen Schweden und Deutschen: Während in Schweden Essen, Trinken und Sexualität zu den natürlichen Lebensäußerungen gehört, war und ist sie in Deutschland nach wie vor ein Thema, bei dem erst Steine aus dem Weg geräumt werden müssen: In der Moralvorstellung der Deutschen muss vor dem Sex allerlei geschehen, zumindest muss die Illusion einer Bindung aufgebaut werden.

Wer häufiger in Schweden ist, vermisst dort vor allem die Erotik: Sie ist ein Tabuthema der dortigen Gesellschaft.

Die Zeiten haben sich geändert: Heute spricht man in Mitteleuropa von einer „Sexualisierung des öffentlichen Lebens“. Freilich können diese nur Menschen wahrnehmen, die überreichlich Fernsehen glotzen oder BILD-Zeitung lesen – weder die seriöse Tagespresse noch die öffentliche Plakatwerbung ist in Deutschland übermäßig sexualisiert, und erotisch ist sie schon gar nicht.

Der Mangel an Erotik gilt im Übrigen auch für fast alle in den Massenmedien angebotenen pseudopornografischen Bilder: In der Regel sind sie nach Playboy-Vorbild in Marzipanschweinchentönen gehalten, und die ohnehin leblosen Gesichter sind bestenfalls auf Fernwirkung geschminkt – die Erotik geht völlig verloren.

Nein, die Erotik findet woanders statt. In den Modezeitschriften, beispielsweise. Dort gibt es sie noch, die kleinen Gesten, die sehnsuchtsvollen Blicke, die sinnlichen Enthüllungen. Auch in den Schlafzimmern der Gebildeten scheint sie wieder einzuziehen: Das „praktische“ Ikea-Schlafzimmer taugt kaum für eine sinnliche Verführung, und mehr und mehr Frauen ziehen sich erst einmal schön an, bevor sie sich ausziehen: Der Wert des erotischen Momentes wird wieder erkannt.

Wer nach Vorbildern sucht, muss weit zurückgehen: um die vorletzte Jahrhundertwende, in die zwanziger Jahre oder in die Vierziger. Zu diesen Zeiten stand die Erotik in einer selten schönen Blüte, freilich auf Kosten der leidenschaftlichen Sexualität: Die wurde vorzugsweise in Bordellen ausgelebt, wenn man es sich leisten konnte - jedenfalls von Männern.
 

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