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Seit über 40 Jahren höre ich nun Jazz, und er ist bei mir von einer Musikideologie zu einem Hörvergnügen geworden. Indessen: lese ich die so genannte „Geschichte des Jazz“, wie sie die Päpste der Branche verstehen, dann muss ich doch lächeln: Jazz war von Anfang an eine kommerzielle Musik mit sehr professionellen Musikern, die durchaus wussten wie Noten aussehen. Diese Einsicht macht den Jazz nicht schlechter. Kommerz ist keine Schande.

Eigentlich müsste man die Geschichte des Jazz neu schreiben – unter professionellen und wirtschaftlichen Gesichtspunkten. Aber die Arbeit wird kaum noch lohnen, weil sich heute nur noch sehr wenige Leute für Jazz interessieren - und die Jazz-Mystiker werden nicht wahrhaben wollen, dass Jazz von Anfang an ein Geschäft war. Seh oft wird die Jazzgeschichte verklärt, als wären die Schallplatten damals nur bespielt und besungen worden, damit die Nachwelt noch einmal einen Eindruck davon bekommt - und der Rundfunk wird meist überhaupt nicht erwähnt.

Einziger Lichtblick in neuen Publikationen : der lange Zeit verfemte, ausgezeichnet ausgebildete und stilsichere Jelly Roll Morton wird immer häufiger unterschwellig als der eigentliche Vater des Jazz bezeichnet. (Im Vergleich mit Scott Joplin). Damit wird ein Tabu gebrochen: Jazz "entwickelte sich" nicht ganz von selbst - er wurde aus vielfältigen Wurzeln, namentlich dem Ragtime und dem Blues, gezielt aufbereitet, um den Bedarf einer ganzen Nation mit aufregender Musik zu stillen.
 

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