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Damit eines klar ist: Abtreibungen sind nichts Positives. Sind sie in erheblichem Ausmaß vorhanden, so zeigen sie einen gesellschaftlichen Mangel.

Doch worin besteht dieser Mangel? In der Bundesrepublik Deutschland ist die Zahl der Abtreibungen bei minderjährigen Mädchen zwischen 1998 und 2003 nach Regierungsangaben von 4.724 im Jahre 1996 auf 7.645 gestiegen. Im gleichen Zeitraum soll die Anzahl der Mädchen unter 15, die nach einer ungewollten Schwängerung abgetrieben haben, von 365 auf 715 gestiegen.

Es ist unwahrscheinlich, dass die Aufklärung fehlte, wie es auch kaum vorstellbar ist, dass Kondome nicht zur Verfügung standen. Wir müssen viel mehr feststellen, dass die Erziehung zur Eigenverantwortlichkeit versagt hat: Vom Sex wird man nicht automatisch schwanger. Nun wissen wir, dass Erziehungsbemühungen, gleich welcher Art, nicht immer fruchten, und so wird es immer einige Teenager-Schwangerschaften geben – aber so viele?

Bevor man an die Lösungen geht, sollte man über die Ursachen nachdenken – und dabei möglichst mit Fakten und nicht mit Vermutungen arbeiten. Denn die Ursachen können mit Sexualisierung, Konsumverhalten und leichtfertig zwar begründet, aber nicht bewiesen werden. Auch eine völlige Kehrtwende in der Sexualerziehung, wie sie in den USA gegenwärtig vollzogen wird, verspricht keinen Erfolg, weil auch dort die Ursachen für die frühen Schwangerschaften völlig unbekannt sind. Die gegenwärtige US-amerikanische Regierung musste inzwischen einräumen, dass die Anzahl der schwangeren Teenager durch die neue Keuschheitserziehung lediglich minimal zurückgegangen ist: Im weltweiten Vergleich liegt sie aber immer noch absolut jenseits der Norm: Etwa 6,7 Prozent der geschwängerten Frauen waren Teenager, und etwa ein Drittel dieser Mädchen entschied sich für eine Abtreibung.

Mag sein, man findet keine Ursachen. Mag sein, dass die Lebenswege der Menschen sich ändern. Dann wird man eine Lösung finden müssen, wie man den Geborenen eine schöne Zukunft geben kann – und die liegt sicherlich nicht in den Armen einer 15-jährigen Mutter. Redeten wir nicht schon lange über anonyme Geburten, problemlose Adoptionen und ähnliche Themen? Und haben wir jemals vernünftige, zukunftsweisende Antworten auf diese Fragen bekommen?

Von einschlägiger Seite wird der Regierung in Deutschland vorgeworfen, die wachsende Zahl der Abtreibungen, die an jungen Mädchen vorgenommen werden, würde die Regierung kalt lassen. Die Angriffe seitens einer Organisation, die der katholischen Kirche nahe steht, lesen sich dann so (Wortlaut):

„Die Regierung Schröder hat sich von Anfang geweigert, deutlich zu machen, dass das Leben ungeborener Kinder den gleichen Stellenwert besitzt wie das Leben geborener Menschen. Hauptursache für den Anstieg von Abtreibungen, insbesondere bei Teenagern, ist eine Politik, die einer ' Kultur des Todes' den Weg bereitet.“

Diese Eiferer vergessen, dass die Regierung allein gar nichts daran tun kann – ja, sie ist, soweit es die Schule betrifft, nicht einmal zuständig. Wenn überhaupt etwas hilft, so muss ein Konsens her, der die Eigenverantwortung der Jugendlichen stärkt. Nur, wenn Eltern, Schule und Medien optimal zusammenarbeiten, kann ein solches Vorhaben von Erfolg gekrönt sein. Die katholische Kirche wäre natürlich auch eine Kraft, die hier mitwirken könnte, aber sie hat ihren Kredit längst verspielt: Wer Schwangerschaften verhindern will, muss bereits den jungen Mädchen Kondome ins Handtäschchen stecken. Das Argument, dergleichen verführe nur zum Ausprobieren, zieht nicht: Man infiziert sich auch nicht absichtlich mit Erkältungsviren, nur, um einmal Aspirin ausprobieren zu können, und doch kommt der erste Sex so plötzlich wie der grippale Infekt: Verhinder können wir ihn nicht – aber seine Folgen abfedern, das können wir sehr wohl.
StephanSchmatz meinte am 8. Jan, 23:09:
Zukunft geben
Sie behaupten hier: "Dann wird man eine Lösung finden müssen, wie man den Geborenen eine schöne Zukunft geben kann – und die liegt sicherlich nicht in den Armen einer 15-jährigen Mutter."

Aber wer sagt das bitte?

ok, 15 mag zwar vielleicht etwas jung sein. Aber ein Riesenproblem ist m.E., dass die meisten Leute glauben, sie müssten erst alles (erlebt) haben, bevor sie Kinder kriegen. Also schon zumindest ein Reihen- oder Fertigteilhaus besitzen, einen Mercedes für den Papi und ein Golf Cabrio für die Mami in der Garage, einen Pool im Garten usw. Das Nest muss perfekt sein bevor die Kinderchen - Verzeihung, als Konsumwesen müssen sie ja "Kids" genannt werden - kommen. Warum eigentlich?

Als ich ein Kind war hatten meine Eltern einen Kleinwagen und der Rest wurde während meiner Kindheit und Jugend erarbeitet. Sprich: das Haus, der Zweitwagen, etc. Geschadet hat's mir sicherlich nicht.

Was heißt denn "Zukunft geben"? Bei den meisten leider ein Handy und eine Spielkonsole im Kindergarten, der eigene PC zum Volksschuleintritt, das Moped zum 16. und das Auto zum 18. Geburtstag. Oder heißt "Zukunft geben" nicht in erster Linie "Liebe/Wärme/Vertrauen geben". Und dafür gibt's meiner Meinung nach kein Alterslimit nach unten und keine finanziellen oder materiellen Mindestanforderungen. 
sehpferd antwortete am 8. Jan, 23:33:
Eine einfache Antwort
Das Mindeste, was ein Mensch braucht, ist eine abgeschlossen Ausbildung. Wünschenswert wäre dazu die Fähigkeit, sich selbst und das Kind aus eigenem Einkommen zu ernähren - das stelle ich mir unter "Verantwortung" vor.

"Zukunft geben" heißt (für mich) auch, Liebe, Wärme und Vertrauen zu geben - um dies weiterzugeben, muss man solche Werte jedoch erst einmal gewinnen und stabilisieren.

Die Formel: Erst Lebenskraft erwerben, dann im Bewusstsein der eigenen Verantwortung Lebenskraft weitergeben, scheint mir der bessere Weg zu sein, als mit 15, 16 oder 17 per Zufall Mutter zu werden. 
Ciro meinte am 9. Jan, 11:35:
Regierung Schröder und junge Mädchen
Ich glaube die Zahlen, die in diesem Artikel veröffentlich weden, haben nichts mit der Regierung Schröder zu tun. Und ich glaube, dass in Rom, der heiligen Stadt, im Durchschnitt genauso viele junge Mädchen Abtreibungen vornehmen lassen. Und ich bin überzeugt davon, dass das vor 100 Jahren schon so war. Nur mussten damals die jungen Mädchen zu Kurpfuschern gehen, weil eine legale Möglichkeit nicht bestand.
Natürlich wäre es wünschswert und schön, wenn junge Mädchen bei ihren ersten Sex-Versuchen nicht gleich schwanger würden, bis dahin braucht es aber noch viel, sehr viel Aufklärungsarbeit bei den Eltern.

Ciro 
sehpferd antwortete am 9. Jan, 17:32:
Wichtiges Argument
Ja, ich denke, dies ist ein wichtiges Argument: In Ländern, in denen Abtreibungen überwiegend legal vorgenommen werden, hat man zutreffende Zahlen, und in anderen Ländern mogelt man sich an der Wahrheit vorbei. 
 

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