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Das wöchentliche Geblubber aus den Algen – fast immer sonntags

Wie schön, wenn man in Deutschland zu einem Verein gehört. Zum Bloggerverein beispielsweise. Da weht die Flagge auf dem Klubhäuschen, und man kann eine Bockwurscht mit Löwensenf und Kartoffelsalat essen, ein Bier dazu trinken und zum Beispiel fernsehen. Zwar sieht „man“ ja Sat 1 niemals, so, wie man niemals die Bildzeitung liest, aber man hat ja eine Entschuldigung: kommt was über Blogger – muss man ja sehen, nicht? Ist so, als wenn man im 1. FC Kickersbach Fußball spielt – dann muss man eben auch Bundesliga sehen.

So jedenfalls sah es für mich aus, was sich letzte Woche abspielte – lauter vereinsmeierisch eingestellte Blogger, deren Vereinsvorsitzende sich dann auch noch groß aufspielten: Der Spiegel würde „uns“ ans Bein pinkeln, und nur würde "uns" Sat 1 auch noch mies reden: Aufruhr um Nichts – aufgebauschte, zweitrangige Geschichten, die machen Bloggern eben doch Popularität brachten.

Natürlich sind wir nicht wirklich ein Verein. Die Interessen liegen bereits heute sehr weit auseinander, und sie werden in Zukunft immer weiter auseinanderdriften. „Wir“ benutzen bestenfalls das gleiche technische Medium, und ansonsten haben "wir" größtenteils gar nichts Gemeinsames, nicht persönlich, nicht weltanschaulich, und nicht politisch.

Zudem – alles, was „uns“ vorgeworfen wird, hat einen wahren Kern – und betrifft immer auch einige von uns. Der Vorwurf von professionellen Journalisten, trivial, geschwätzig und sprachlich verwirrend zu sein, hat sehr wohl seine Berechtigung. Wenn wir nun Gift und Galle gegen den Journalismus schleudern, ist dies einfach dümmlich-dreist: Wir sollten von ihm lernen: Beiß mir nicht in den Finger, sondern sieh, welche Richtung er dir weist.

Ich weiß nicht, wie es ihnen geht, meine Leser: Irgendwann einmal muss man zu Fakten kommen, muss man kommentieren, was unsere Kunst, Kultur, Gesellschaft und Politik bewegt – und nicht zuletzt auch unsere Wirtschaft.

Was mich jeden Tag ärgert, ist auch dies: Neue, ausgesprochen triviale Blogs über die Ausbildung zum Schulmeister, offenbar auf initiative eines wohlmeinenden, aber fehlgeleiteten Professors. Wenn schon, dann wünsche ich mir eine lebhafte Diskussion über Bildungsinhalte – das fehlt möglicherweise. Aber nicht seitenweise halb Gelerntes, halb Verstandenes und schnell Aufgeschriebenes in Blogform - es nervt.

Dennoch allen ein schönes Wochenende aus Budapest.
jazznrhythm meinte am 24. Jan, 11:27:
blogger bloggen about blogging
Was mich an der deutschen Bloggerszene mittlerweile , hm, eher langweilt, das sind all die vielen Blogs, die sich en detail mit der Szene, der Theorie, den Befindlichkeiten und der Wirkung des Bloggens beschäftigen. Tatsächlich ist es jedoch so, das die interessantesten Blogs ein ganz anderes Thema als Blogs haben, und daher betrachte ich die Äußerungen des Spiegels oder Sat 1 als eher sekundär und lese weiter bei unseren angloamerikanischen Freunden mit, die ganz interessante Dinge erzählen, die irgendwie gar nicht soviel mit dem ganzen Background und der philosophischen Grundlage des Handwerkens an so einem Teil zu tun haben. 
sehpferd antwortete am 24. Jan, 16:05:
Hoffen auf Synergie
Dazu zweierlei: erstens finde ich es korrekt, wenn die Zeitzeugen auch Blogs betrachten, denn diese repräsentieren ja mindestens eine der heutigen Zeitströmungen. Da Journalisten stets Zeitzeugen sind, ist es also korrekt, wenn sie sich mit Blogs beschäftigen. Auf der anderen Seite können wir mit Hilfe von Blogs (aber eben nicht ausschließlich mit Blogs) Synergien erzielen. Dieser Effekt allerdings wird noch selten genutzt, vor allem in der deutschsprachigen Bloggerei. 
shhhh meinte am 25. Jan, 21:35:
2 Tage später, dennoch mein Senf.
Wieso benutzen Sie im falle Spiegel den Konjunktiv? Eine Äusserung wie die oft zitierte 99%-Müll-These ist doch ein Äquivalent zu "ans Bein pinkeln". 
sehpferd antwortete am 25. Jan, 22:04:
Es ist, so leid es mir auch tut, die Wahrheit
Blogger produzieren überwiegend Schrott, und zwar gemessen an all dem, was täglich aus Blogs herausquillt, nicht anhand der vielleicht zwei Dutzend Blogs, die man tatsächlich noch halbwegs verfolgen kann. Über die Prozentzahlen kann man freilich streiten. 
shhhh antwortete am 25. Jan, 22:12:
Die klassischen Medien machen das auch.
Wo ist da jetzt der Unterschied?

Siedürfen bei der ganzen Sache eines nicht vergessen: Wirklich aufgeregt über die Spiegel/Sat1-Geschichte haben sich doch tatsächlich nur die vermeintlich "relevanten" Blogs, und das auch nicht über die Art und Weise, wie über Blogs geurteilt wurde, sondern über die verfälschte Darstellung und den Vorwurf der mangelnden Glaubwürdigkeit und Faktenverdrehung - im Zusammenhang mit Spreeblick und Herrn Kantel. Darf man sich da nicht aufregen? 
sehpferd antwortete am 25. Jan, 22:36:
Darf ja, muss nein
Wenn sich alle so verhalten würden wie der Schockwellenreiter, ginge es gerade noch - der ist zur Tagesordnung übergegangen.

Was Sat 1 getan hat, war einfach schlechter Journalismus. Punkt dahinter, und weiter im Tagesgeschehen. Die meisten von uns regen sich ja auch nicht auf, wenn Politiker oder Künstler von der Presse unsanft behandelt werden - also lassen wir mal die Krokodilstränen weg, wenn ich bitten darf.

Ich habe schon etliche Male gepredigt: Wir sollten daraus lernen, angegriffen zu werden und uns nicht ständig künstlich aufregen. Bringt nichts.

Wenn man so will, hat die Geschichte dem Spreeblick allerdings nichts als genützt und eine Leserschaft beschert, die dieses ansonsten eher blasse Blog ohne Sat 1 nie bekommen hätte. 
torbenm antwortete am 31. Jan, 21:19:
Kritik und Arroganz
Hallo Sehpferd,

bringt mir jemand Kritk entgegen, so nehme ich sie an. Haut mir jemand gewollt und bösartig unter die Gürtellinie, so nehme ich sie nicht an. Kommentar bei mir im Weblog!
TorbenM 
sehpferd antwortete am 31. Jan, 23:12:
Niemand ...
.... haut hier "gewollt und bösartig" und schon gar nicht "unter die Gürtellinie". Könnten sie mal ihr Vokabular überprüfen?

Edit: Und nachdem ich den Rest gelesen habe:

Und vielleicht auch ihre Fähigkeit, Gelassenheit und Humor zu bewahren? das sind recht gute Eigenschaften für einen Schulmeister, auch wenn das niemand ins Poesiealbum schreibt. 
 

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