Neue Sex-Kids on the Blog? Wann verlinken sie endlich zu ihnen, Herr Sehpferd? Ich sage es ihnen, liebe Leser: gar nicht. Es sei denn, sie wären literarisch halbwegs anspruchsvoll, intellektuell beachtenswert, weitgehend authentisch oder wenigstens informativ. Nicht alle meine Links sind so, ich weiß. Der Rasen wird aber nicht jeden Tag gemäht.
Ich habe meine Meinung zu Sexblogs schon anderwärts geäußert: Wer kein Sexworker ist, kann nicht täglich Neues über seine Amouren schreiben – selbst, wenn sie oder er außerordentlich Sexaktiv ist. Also brauche ich früher oder später das Nähkästchen, in dem die lieben kleinen Versatzstücke liegen. Die breite ich dann auf dem Schreibtisch aus, setze das Ganze neu zusammen, änder die Namen und Orte und schreibe ein paar Übergänge. Fertig ist die Geschichte.
Vielleicht sollte ich mich als Blog-Sexserienschreiber verdingen. Dann müssten sie mir nur sagen, wie viele Personen, wo es stattfinden soll, welche Praktiken eingesetzt werden sollen und wie die Sache enden soll. Früher machte man das so: Sie macht es sich, sie macht es ihr, sie macht es ihm, er macht es ihr, beide bewegen sich schrecklich viel und schwitzen dabei, bis er irgendwie auf sie abspritzt. Für etwas literarische Qualität sorgt stets die Schilderung des Ambiente, während das Lechzen durch die Schilderung der erotischen Fantasien und sonstiger Gedanken der Beteiligten gesteigert werden kann. Peitschen und Fesseln machen sich gut, wenn man die Blümchenvarianten durchhat, und latente Homosexualität kommt bei Männern ausgezeichnet an – sie darf nur nicht zu krass geschildert werden. Wenn Frauen als Icherzähler (Pardon: Authentisch) schreiben, sollten sie nie vergessen, ständig von ihrer unbändigen Lust zu reden, die sie in Bars, auf Partys und in Swingerklubs treibt.
Apropos Frauen: Wenn sie glaubhaft erklären können, dass sie eine Frau sind (plausibler Tagesablauf, feminine Ausdrücke, Anatomiekenntnisse) können sie auch Geld damit machen: Sie müssen sich nur dies merken: Nicht alle Männer sind blöde, aber es gibt stets genug davon.
Ich selbst werde mir gleich morgen einen Würfel kaufen – um den nächsten Absatz einer Sexgeschichte auswürfeln zu können. Lachen sie bitte nicht. Es gibt ein Buch, wie man Theaterstücke nach dem Würfel schreiben kann. Für Sexgeschichten sollte dies noch bei weitem einfacher sein.
Ich habe meine Meinung zu Sexblogs schon anderwärts geäußert: Wer kein Sexworker ist, kann nicht täglich Neues über seine Amouren schreiben – selbst, wenn sie oder er außerordentlich Sexaktiv ist. Also brauche ich früher oder später das Nähkästchen, in dem die lieben kleinen Versatzstücke liegen. Die breite ich dann auf dem Schreibtisch aus, setze das Ganze neu zusammen, änder die Namen und Orte und schreibe ein paar Übergänge. Fertig ist die Geschichte.
Vielleicht sollte ich mich als Blog-Sexserienschreiber verdingen. Dann müssten sie mir nur sagen, wie viele Personen, wo es stattfinden soll, welche Praktiken eingesetzt werden sollen und wie die Sache enden soll. Früher machte man das so: Sie macht es sich, sie macht es ihr, sie macht es ihm, er macht es ihr, beide bewegen sich schrecklich viel und schwitzen dabei, bis er irgendwie auf sie abspritzt. Für etwas literarische Qualität sorgt stets die Schilderung des Ambiente, während das Lechzen durch die Schilderung der erotischen Fantasien und sonstiger Gedanken der Beteiligten gesteigert werden kann. Peitschen und Fesseln machen sich gut, wenn man die Blümchenvarianten durchhat, und latente Homosexualität kommt bei Männern ausgezeichnet an – sie darf nur nicht zu krass geschildert werden. Wenn Frauen als Icherzähler (Pardon: Authentisch) schreiben, sollten sie nie vergessen, ständig von ihrer unbändigen Lust zu reden, die sie in Bars, auf Partys und in Swingerklubs treibt.
Apropos Frauen: Wenn sie glaubhaft erklären können, dass sie eine Frau sind (plausibler Tagesablauf, feminine Ausdrücke, Anatomiekenntnisse) können sie auch Geld damit machen: Sie müssen sich nur dies merken: Nicht alle Männer sind blöde, aber es gibt stets genug davon.
Ich selbst werde mir gleich morgen einen Würfel kaufen – um den nächsten Absatz einer Sexgeschichte auswürfeln zu können. Lachen sie bitte nicht. Es gibt ein Buch, wie man Theaterstücke nach dem Würfel schreiben kann. Für Sexgeschichten sollte dies noch bei weitem einfacher sein.
sehpferd - am Sonntag, 24. April 2005, 10:16 - Rubrik: wundersames
laureen meinte am 24. Apr, 14:40:
Hallo Herr Sehpferd
Lust zu empfinden ist wunderschön. Lust auf die Natur, Lust auf ein herrliches Essen, Lust auf ein gutes Buch, Lust auf schöne Musik - es gibt so vieles, worauf der Mensch Lust haben kann und darf. Das Problem des Einzelnen liegt aber darin, richtig damit umzugehen, lustvoll mit der Lust umzugehen. Denn nicht immer kommt sie im passenden Augenblick, denn nicht immer kann ich mir die Lust (finanziell) leisten. Besonders schwierig ist der Umgang mit der Lust auf Erotik, auf Sex noch viel schwieriger. Lust auf Natur, Lust auf Musik zum Beispiel kann ich alleine ausleben und nachher sehr zufrieden sein. Mit Erotik und Sex ist das ganz anders. Die Lust auf Sex wird erst mit einem Partner / einer Partnerin richtig lustvoll. Lust auf Erotik hat noch viel größere Dimensionen - zumindest für mich. Frauen mit erotischer Ausstrahlung können ganze Gruppen - es ist fast egal wo - in Bewegung setzen. Ja, auch Männer haben diese Ausstrahlung und können Freundinnen in Augenblicken zu Rivalinnen machen.
Darüber zu schreiben, ist unheimlich schwierig. Schwierig, weil ich nicht alleine über mich schreibe, sondern immer andere mit einbeziehe. Weil es aber ein pikantes Thema ist, muss ich diese anderen Menschen schützen, d.h. weitgehend im Blog verfremden, um eine Entdeckung zu verhindern. Denn im Sex jemanden zu entdecken bedeutet für den Betreffenden immer, nackt zu sein, bloßgestellt zu sein.
Ein anderes Problem beim Schreiben eines Sexblogs sind die Themen - wie du richtig erkannt hast. Mal oben, mal unten, mal mit der Peitsche, mal mit Fesseln, mal auf dem Küchentisch, mal auf der Autobahnbrücke, ab einem bestimmten Punkt wiederholt sich alles, alles ist schon mal dagewesen und beschrieben, mal schlechter, mal besser.
Aber jeder Orgasmus hat auch eine Geschichte, jede Lust eine Entwicklung. Das ist das Besondere, das ist die eigentliche Erzählung. Übertrieben formuliert: die Zeit zwischen dem Sex und dem nächsten Sex. Die sich entfaltende Lust in der besonderen Situation, das Empfinden von Erotik, das Spiel mit dem Partner vor dem körperlichen Sex, das ist immer wieder neu, das ist individuell, da gibt es nur ganz selten Wiederholungen (wenn überhaupt).
Dieses erzählerisch einzufangen und dabei gleichzeitung alle betroffenen Personen noch zu maskieren, sprich zu schützen, ist sehr schwer. Schwer, weil es Nachdenken erfordert, Begreifen erfordert, schwer, weil ich in der Lage sein muss, zwischenmenschliche Gefühle zu beschreiben (das verlangt unglaublich viel in der Wortkunst).
Solche Erzählungen sind somit sehr anspruchsvoll für die Autorin, den Autor. Sie/er benötigt viel Zeit, Zeit für das Begreifen des Erlebten, Zeit für die gedankliche Umsetzung, Zeit zum Schreiben. Bei meinen Versuchen flossen schnell ein bis zwei Stunden dahin. Das kann sich nicht jede Autorin, jeder Autor leisten, ich mir auch nicht.
Dann steht man vor der Entscheidung, aufhören, weniger oder anspruchsloser.
Wer nicht aufhört oder zumindest weniger schreibt, der reduziert einfach das Niveau. Fummeln, reinraus, stöhnen, schreien, Orgasmus, fertig. Oder du nimmst die von dir beschriebenen Versatzstücke. Dann ist das Ende des Blogs aber vorprogrammiert. Denn irgendwann - und das schreibst du ja auch - wiederholt sich eben alles.
Einen lustvollen Sexblog auf einem bestimmen Niveau auf Dauer zu halten, ist also ein Kunststück und sehr zeitraubend. Ich habe große Achtung vor jeder Autorin und jedem Autor, die das schaffen.
Ich glaube aber nach wie vor, dass es möglich ist.
Möglich ohne endloses reinraus, ohne Versatzstücke und mit hoher Authentität (soweit das zum Schutz der Personen möglich ist).
Ich hoffe, ich habe deinen Blog mit diesem langen Kommentar nicht mißbraucht. Es war mir ein wichtiges Anliegen die Probleme einmal zu beschreiben, nicht zuletzt auch, weil sie mich momentan sehr beschäftigen.
Liebe Grüße von
Laureen
sehpferd antwortete am 24. Apr, 15:05:
Da kann man erst mal nur sagen
... danke für den Beitrag. Die Lippen spitze ich vielleicht später noch einmal. Jedenfalls bin ich gespannt.