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Wie man sich fühlt, wenn man nach einer Stunde Autofahrt, einer weiteren Stunde Wartezeit auf dem Flughafen und einer gehörigen Verspätung sowie der blöden Umsteigerei in Zürich Hauptbahnhof, Basel SBB, Basel Badischer Bahnhof und so weiter endlich um 23.06 zu Hause ankommt, können sie sich ja vorstellen.

Aber halt – vielleicht habe ich alles falsch gemacht. Ich habe die Leute gar nicht richtig angesehen, oder sagen wir besser die Damen. Was, wenn ich sie mir noch einmal alle vorstelle, sozusagen in den Kategorien des pornografischen Films - so wie es der Kolumnist des "Standard" gerade versuchte?

Also, da war die Selbstbewusste. Signalisierte, dass sie alles im Griff haben würde, gleich, welche Wünsche ich hätte – der Blick von oben herab zeigte mir, dass sie die Richtung bestimmen würde, in der jetzt der Filme ablaufen würde – große, fest auf die Person gerichtete Augen, klare Gesten, Eindeutigkeit. „Zu ihren Bedingungen wird es nicht laufen, mein Herr, aber wenn sie sich mir überlassen würden?“ Nein, nein, da sitzt ihr Freund, den sie aber ebenso lässig behandelt: Stellt ihn nicht einmal der Freundin vor, die sie zufällig im Zug traf.

Die Freundin würde in diesem Film die zufällig anwesende brave Klosterschülerin sein: schwarze Strumpfhosen, grau Rock, beiger Pullover, alles passt zueinander wie der Fisch aufs Fahrrad, und ihren Friseur wünschte man sich in den Knast wegen Verstümmelung. Natürlich nicht geschminkt, Brille, völlig unpassend. In den einschlägigen Filmen wandeln sich solche hässlichen Entchen in der Regel in lustvolle Schwäninnen, vor allem, wenn sie eine selbstbewusste Freundin haben, die schon mal die äußeren Umstände regelt. Wie wäre es, mein Herr?

Das Entchen bleibt Entchen und die Selbstbewusste dominiert die Unterhaltung, auch dann, wenn Entchen sehr viel schnatterte. Der Blick wandert auf eine nun wirklich sehr junge Frau, die mit einem alten Herrn Karten spielt – den Rest der Szenerie kann ich nicht sehen, aber leider weiß ich, dass es sich um eine Familie handelt. Die Tochter tut alles, um Aufmerksamkeit zu erregen, ohne eigentlich viel dafür zu tun – Naturtalent offenbar. Nur einmal sieht man, wie sie den blonden Pferdeschwanz wohl zwei Dutzend Mal um den Kopf tanzen lässt – in vollem Bewusstsein ihrer Schönheit, und zum Abschluss macht sie noch eine Art Handstand auf dem Sitz – mit Jeans, versteht sich. Findelrealität. Würde sie in den Film passen? Natürlich – genau wie die schöne dunkelhäutige Frau, die ein wenig Parfümgeruch und einen kühlen Windhauch hinterließ, als sie vorbeistrich.

Das nächste Mal, ich schwäre es, nehme ich den SPIEGEL mit oder so etwas, damit meine Augen einen Fixpunkt haben – und außerdem werde ich es bleiben lassen, diese Kolumnen zu lesen. Auch wenn dieser dort nicht der einzige bekannte männliche Sexkolumnist ist. Das bin nämlich ich, so wahr ich sehpferd heiße.
 

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