Einerseits ist Wahlkampf - da rutscht der Berliner CDU oder auch der bayrischen CSU schon mal der Griffel aus der Hand. Andererseits aber ist die Bundesrepublik Deutschland eine liberale Demokratie, in der jeder nach seiner Facon selig werden darf.
Oder eben auch nicht. Wir hörten ja neulich von der Kandidatin, dass wir uns angeblich in einer genau definierten Kulturwelt bewegen – zwar vermied sie das Wort „Leitkultur“ auszusprechen, doch die deutsche, christlich-jüdische, katholisch-konservative oder auch evangelisch-gutmenschenbehaftete Kultur guckt doch irgendwie immer ein bisschen durch die Programme der Union.
Klar, dass Lack- und Lederleute sowie die BDSM-Kommune nicht in das Sittenbild der Christenunion passen. Für Berlin allerdings sind deren Feste Attraktionen. Das wusste der regierende Bürgermeister wohl und sandte ein Grußwort. Er hätte damit rechnen müssen, mit Moralinsäure übergossen zu werden.
Nun also spricht die Berliner Union nach Zeitungsberichten von einem „Verfall der Sitten“, wenn Menschen öffentlich klar machen, dass sie anderes leben wollen, und dies pfuiteuflischerweise auch noch fröhlich tun: Dicke Backen bei den Moralaposteln also. Die bayrische CSU greift gar wieder einmal ganz tief in die Kiste: Sie spricht zwar nicht vom „gesunden Volksempfinden“, mein es aber: Das Lob für eine Leder- und SM-Veranstaltung „verstoße er gegen das Empfinden einer großen Mehrheit der Bevölkerung,“.
Wowereit nannte die Possen der Union schon vorab mal „kleinkariert“, doch die Boulevard-Blätter und die Spriger-Presse werden ihn wahrscheinlich mal wieder genüsslich durch die Mangel drehen – ob mithilfe der CDU oder ohne. Die BZ gab vor, „objektiv“ informieren zu wollen. Zuerest zitierte sie mal die WHO, die dieses zu wissen glaubt: „Was ist Sadomasochismus? Die Weltgesundheitsorganisation definiert Sadomasochismus (SM) als Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen. Bei SM wird sexuelle Lust nur in Zusammenhang mit Schmerzen und Erniedrigung empfunden.“. Da wird sich wohl jeder BDSM-Anhänger krümmen – vor Lachen, nicht vor Schmerz. Doch dann wäre da noch der Psychologe. Macht sich immer gut, wenn man einen in der Schublade hat.
Der sagte unter anderem dies:
„Häufig haben Sadomasochisten als Kinder Zwang, Gewalt und starke Autorität erfahren ... (Auf die dümmliche Frage „machen nicht nur Schwule?“) ... nein, es gibt auch Heterosexuelle, die SM praktizieren“.
Nun, der Mann hat allerlei zu bieten, wie seine Lebensgeschichte beweist – doch bitte: Wer fragt heute noch Psychotherapeuten, wenn es um die Lebensgestaltung geht? Bestenfalls noch die BZ.
Quelle der übrigen Zitate: Blick(ch).
P.S. Bei der Korrektur dieses Dokuments stürtzte die DUDEN-Software Version 3 zwei Mal ab.
Oder eben auch nicht. Wir hörten ja neulich von der Kandidatin, dass wir uns angeblich in einer genau definierten Kulturwelt bewegen – zwar vermied sie das Wort „Leitkultur“ auszusprechen, doch die deutsche, christlich-jüdische, katholisch-konservative oder auch evangelisch-gutmenschenbehaftete Kultur guckt doch irgendwie immer ein bisschen durch die Programme der Union.
Klar, dass Lack- und Lederleute sowie die BDSM-Kommune nicht in das Sittenbild der Christenunion passen. Für Berlin allerdings sind deren Feste Attraktionen. Das wusste der regierende Bürgermeister wohl und sandte ein Grußwort. Er hätte damit rechnen müssen, mit Moralinsäure übergossen zu werden.
Nun also spricht die Berliner Union nach Zeitungsberichten von einem „Verfall der Sitten“, wenn Menschen öffentlich klar machen, dass sie anderes leben wollen, und dies pfuiteuflischerweise auch noch fröhlich tun: Dicke Backen bei den Moralaposteln also. Die bayrische CSU greift gar wieder einmal ganz tief in die Kiste: Sie spricht zwar nicht vom „gesunden Volksempfinden“, mein es aber: Das Lob für eine Leder- und SM-Veranstaltung „verstoße er gegen das Empfinden einer großen Mehrheit der Bevölkerung,“.
Wowereit nannte die Possen der Union schon vorab mal „kleinkariert“, doch die Boulevard-Blätter und die Spriger-Presse werden ihn wahrscheinlich mal wieder genüsslich durch die Mangel drehen – ob mithilfe der CDU oder ohne. Die BZ gab vor, „objektiv“ informieren zu wollen. Zuerest zitierte sie mal die WHO, die dieses zu wissen glaubt: „Was ist Sadomasochismus? Die Weltgesundheitsorganisation definiert Sadomasochismus (SM) als Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen. Bei SM wird sexuelle Lust nur in Zusammenhang mit Schmerzen und Erniedrigung empfunden.“. Da wird sich wohl jeder BDSM-Anhänger krümmen – vor Lachen, nicht vor Schmerz. Doch dann wäre da noch der Psychologe. Macht sich immer gut, wenn man einen in der Schublade hat.
Der sagte unter anderem dies:
„Häufig haben Sadomasochisten als Kinder Zwang, Gewalt und starke Autorität erfahren ... (Auf die dümmliche Frage „machen nicht nur Schwule?“) ... nein, es gibt auch Heterosexuelle, die SM praktizieren“.
Nun, der Mann hat allerlei zu bieten, wie seine Lebensgeschichte beweist – doch bitte: Wer fragt heute noch Psychotherapeuten, wenn es um die Lebensgestaltung geht? Bestenfalls noch die BZ.
Quelle der übrigen Zitate: Blick(ch).
P.S. Bei der Korrektur dieses Dokuments stürtzte die DUDEN-Software Version 3 zwei Mal ab.
sehpferd - am Dienstag, 30. August 2005, 20:21 - Rubrik: wundersames