anstoss

  sehpferdvs sehpferds magazin für anstöße und anstößiges
Menschen sterben oft in Frieden, wenn sie alt sind, und wenn sie berühmt waren, dann schreiben Journalisten freundliche Nachrufe.

Oder belanglose: „Inge Meysel, die erlebt hatte, was Diffammierung bedeutet, nahm auch sonst kein Blatt vor den Mund. 1978 klagte sie zusammen mit Alice Schwarzer und Margarethe Mitscherlich gegen die Darstellung der Frau als bloßes Sex-ualobjekt im Stern".

Welche goldige Sprache: „Bloße Sexualobjekte“. Und zu solchen Lächerlichkeiten haben sich Frau Meisel und Frau Mitscherlich ernsthaft hergegeben? Von Frau Schwarzer hatte ich nichts anderes erwartet.

(Das doppelte "M" in „Diffamierung“ und den Trennstrich in „Sex-ualobjekt“ habe ich mal dringelassen, liebe nrz)

Hätte ich heute meinen Schweinchentag gehabt, dann hätte ich aus folgendem Saure-Gurken-Angebot wählen können: „Ist der Penis zu groß um ihn zu zeigen?“, oh, das hätte mir Leser gebracht, glaube ich. Oder wie wäre es mit einer neu entwickelten Sexmaschine für Fitnessfanatiker? Möglichkeit drei wäre Big Brother gewesen, aber dieser Brother war erstens britisch und zweitens – na ja – ich und Big Brother? Da rümpf ich doch die Nase.

Vielleicht noch dies? Ein japanisches Softpornomagazin will keine behaarten nackten Frauen mehr zeigen. Was denn nun, nur noch rasierte? Die Zeitschrift heißt jedenfalls Shukan Bunshun und da gerade nun ja eben jene bereits erwähnte Saure-Gurken-Zeit ist, mag es ja wohl sein, dass sie sich damit interessant machen will.

Oh, ich hätte auch noch über eine neue japanische DVD schreiben können ... „Ballerinen tun es“ oder so ähnlich. Tun wir es nicht alle ab und an? Sicher, aber nicht auf DVDs, wie ich annehme.

Das wöchentliche Geblubber aud den Algen

Wenn ich einmal 25 Artikel geschrieben hätte, von denen jeder wenigstens 1000-mal aufgerufen worden wäre, dann, ja dann würde ich aufhören zu schreiben. Nun ist es soweit, weil der 1014-te Leser meinen zweiten Artikel über die schöne Zhuying Qingtong lesen wollte, der bei mir immer um den Platz 25 herumwabbelt.

Ich weiß, viele würden sich freuen, wenn ich endlich aufhören würde – einige aus dem Selbstverständnis bildungsverbürgerter Genanntgutmenschen, die anderen, weil sie sich mal wieder zu richtig großen Vögeln aufplustern wollen.

Aber nein, ich schenke euch dieses Vergnügen nicht. Die sinnliche Seite des Sehpferds ist nicht seine Einzige, und überhaupt ist das geschriebene Sehpferd nicht das Gelebte gleichen Namens. Letzteres war in den letzten Tagen in Budapest und hat Himbeeren gemampft und sogar die Kultur eine schöne Einrichtung sein lassen.

Wobei ich erwähnen sollte: Glauben sie vorsichtshalber nichts, was man ihnen von Budapest erzählt. Vor allem nicht, dass sie dort preiswert essen können, weder an der Donau noch sonst irgendwo. Die Krönung der letzten Woche war ein ausgemachter Saufraß, den man uns (Sehpferde tauchen oft zu zweit auf) in einem angeblichen Insider-Lokal zugemutet hat. Nun ja – wieder etwas gelernt. Wer wirklich gut essen will, sollte etwa 20 Euro pro Nase für das Essen und mindestens weitere 20 Euro für eine gute Flasche Wein rechnen.

Ich schreibe nächste Woche noch mehr von Budapest: Vielleicht kommen sogar irgendwann einmal täglich „Letters from Budapest“. Ob sich das Sehpferd wandelt? Abwarten - mein Alter Ego wiehert ohnehin gerade ganz fürchterlich.

Ob ich weiterschreibe? Natürlich schreibe ich weiter. Für eine liberale Welt voller Lebensfreude und gegen die Bevormundung der Lebensweisen durch die katholische Kirche, beispielsweise.

Ich beeile mich, dies nachzutragen: Schreiben macht Freude. Aber Freude allein reicht (mir) nicht.

 

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