anstoss

  sehpferdvs sehpferds magazin für anstöße und anstößiges
Ja, ich habe sie gelesen, all diese Berichte, die auch in die so genannte Mainstream-Presse Eingang fanden: Blogs hätten berichtet, aus Blogs wären namhafte Informationen an eine nach Informationen lechzende Öffentlichkeit gegangen: Blogs, Blogs, Blogs.

Na schön. Es wäre ein Wunder, wenn Blogger die Gunst der Stunde nicht genutzt hätten. Aber die BBC hat sie auch genutzt, hat sorgfältig recherchiert und in der bekannten kühlen britischen Art berichtet: Hier ist die BBC und dies sind die Tatsachen.

Was wieder einmal heißt: In einem zivilisierten Land mit Pressefreiheit und guter Infrastruktur sind Blogger den Profis bestenfalls den hundertsten Teil einer Nasenlänge voraus – und auch nur dann, wenn sie in der Nähe des Geschehens waren.

Das Gebrabbel, das allenthalben um die Blogs gemacht wird, war mal wieder einmal verfrüht: Die Profis machen es schon. Sie informieren uns gut und facettenreich, und mit sehr, sehr viel Hintergrundwissen. Nun müssen die Blogger, die Augenzeugen waren, erst einmal beweisen, ob ihnen das Schicksal ihrer Mitmenschen wirklich etwas wert war: Die Polizei wünscht, möglichst alle privaten Videos und Fotos zu sehen – wogegen nichts spricht, denke ich.

Ich war, wie fast immer, mit der Mainstream-Presse durchaus zufrieden, und musste keine Blogs lesen, um mir ein Bild zu machen.

Anna (24) ist eine Bloggerin – jedenfalls in der T-Online-Werbung. Dazu schreibt der Webprovider dann: „Macht doch nichts, Anna, denn Weblogs sind der neueste Trend für alle, die gern schreiben und sich mit anderen austauschen.“

Nö, macht wirklich nichts, Anna - blogg ruhig. Freilich wundert uns, was deine rechte Hand da hinten in den Jeans sucht und warum dein linker Daumen gerade im Mund ist. Nach längerem Überlegen fand ich es heraus: Mit der linken Hand saugt sie sich etwas aus dem Finger und mit der rechten zeigt sie uns, was es wert ist.

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(c) der Werbung 2005 by T-online.de

Oh, sie haben noch nie etwas von Regenbogen-Partys gehört? Ich bislang auch nicht, obwohl es genügend Bilder im Internet darüber geben soll – aber über so etwas schreibe ich ja hier nicht. Also, eine Regenbogenparty ist eine Veranstaltung, bei der Jugendliche zusammenkommen, damit die Damen den Herrn einen kleinen Dienst erweisen, und zwar nacheinander.

Damit man am Ende auch sehen kann, welche Dame den Herren am meisten Dienste erwiesen hat, tragen alle während des nämlichen Prozesses unterschiedliche, stark färbende Lippenstifte – daher soll also der Name kommen.

Die Jugendlichen kichern darüber – und binden den Erwachsenen vermutlich mal wieder einen Bären auf.

Wer erinnert sich noch an Webringe? Dieser Ring hier ist ein erotischer Ring von Frauen für Frauen mit lauter etwas nostalgisch anmutenden Webseiten. Eher sehenswert als lesenswert, aber – man kann ja nie wissen – die Zeiten mögen sich ändern, und vielleicht sind Blogs einmal out und HTML-Nostalgie kehrt wieder ein.

Für männliche Liebhaber etwas fülligerer Frauen mag diese Seite des Ringes vielleicht die interessanteste sein.

Das wöchentliche Geblubber aus den Algen - fast immer sonntags

Mit meinem Beitrag zum Sieger des ZEIT-Wettbewerbs habe ich, wie ich hoffe, eine Diskussion angestoßen, von der ich mir wünsche, dass sie noch einige Tage nachwirkt. Es geht, wieder einmal, um „guten Journalismus“ und um das, was Blogs dazu beitragen können, doch muss ich gestehen: Es geht eigentlich gar nicht um Blogs. genau genommen, geht es bei mir nie um Blogs, sondern um Medien.

Der Hintergrund: Ein Artikel von Stephan Fuchs, zuerst erschienen in der Zeitschrift „Kulturmagazin ensuite“, dann im Blog des Journalisten veröffentlicht und nun eben einer der Sieger im Zeit-Preisbloggen. Ich, für meinen Teil, hielt den Artikel beim ersten Lesen für ausgezeichnet geschrieben, gut recherchiert aber leider ausgesprochen konservativ und so gar nicht blog-geeignet. Bei näherer Betrachtung und häufigerem Lesen (was ja auch eine Würdigung darstellt) bin ich allerdings zu der Meinung gelangt, dass dieser Artikel Passagen enthält, die ausgesprochen reißerisch sind und dass der ganze Artikel ausgesprochen tendenziös ist – freilich mit einer Tendenz, die von Zeit-Lesern goutiert werden dürfte.

Allerdings will ich das Thema nun möglichst schnell verlassen – man soll nie zu lange zurückblicken – sonst erstarrt man vielleicht noch zur Salzsäule.

Zum Schmunzeln ist da schon, was Marcus J. Oswald über mich schreibt: „Natürlich kann man über Erotik auch im Flirtton und als Rosenkavalier schreiben, wie es der Herausgeber der sehpferds sinnige seiten macht. Das zieht vor allem Frauen an, die sich durch diese Schreibart "besser verstanden" fühlen. Das eine oder andere Mal mag sicher ein netter Emailkontakt oder Abend daraus erwachsen sein.“

Das Schmunzeln kommt mir deshalb auf die Lippen, weil ich weit davon entfernt bin, im „Flirtton“ zu schreiben – wenn ich es wäre, und meine Leserinnen begeistern wollte, müsste ich ihnen nach dem Mund (nach dem Mund, in dem sich die Zähne befinden) schreiben: Und das mache ich nun wirklich nicht. Wenn sie alle es wirklich wissen wollen: Ich bekomme sehr, sehr selten Emails und habe keinerlei erotische Kontakte mit Leserinnen. Was ich wirklich suche, sind Autorinnen und Webseitenbetreiberinnen (eventuell auch einzelne Autoren), die ich gerne in ein Netzwerk für gepflegte Auseinandersetzungen über Beziehungen, Erotik und Sexualität einbinden möchte – „Nachtfalter“ befindet sich gerade im Test.

Zwei Themen bewegten mich noch: Das Politblog, dessen Qualität durch manche Kommentatoren inzwischen abgwertet wird. Wenn es so weiter geht, wird die Zielgruppe nicht erreicht: Ich denke,es sind kritische Menschen, die in Blogs eine Diskussion führen wollen, in der man respektvoll mit dem Gegenüber umgeht. Aber ein solcher Umgang miteinander kann ja wohl nicht zur Regel werden, solange einer der selbsternannten Propheten des Webs, Don A., einen Diskussionsstil führt, der jeder Beschreibung spottet.

Das andere Thema: Bloggen und ein möglicher Persönlichkeitsgewinn, der daraus entstehen könnte. Ich habe Lyssa angeboten, darüber einmal ausführlicher zu sprechen – möglichst in einem tatsächlich existierenden Salon. Ob ich darauf eine Antwort bekomme? Bislang hat sich stets erwiesen, dass Blogger Blogger sind und viele von ihnen sich in dieser Existenz am wohlsten fühlen.

Ich überprüfe im Übrigen immer noch, ob ich so weitermache soll wie bisher oder meine Aktivitäten mindestens teilweise aufgeben sollte. Ich wäre inzwischen oft viel lieber Gastautor, Diskussionsteilnehmer und Koordinator, und ich würde auch gerne sehen, dass ich endlich einmal eine minimale Vergütung für den relativ hohen Unterhaltungswert meiner Seiten bekommen würde. Vorschläge sind willkommen.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen einen besonders schönen Sonntag.

Falls sie meine Adresse nicht finden: sehpferd at sehpferd dot com.

 

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