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Einer der erstaunlichsten Erfahrungen, die ein Journalist machen kann, ist die, dass ihm Leute ständig neue Begriffe unterschieben wollen, die angeblich „genauer“ definieren, was in bestimmten Szenerien vor sich geht.

Das neueste Verwirrspiel stammt von der Cuckold-Szenerie, die selbst nicht so genau weiß, wozu sie eigentlich gehören soll: Mal sind es Ableger der Swinger, mal BDSM-Liebhaber und mal Keuschhalterinnen – sogar „Wifesharer“ melden sich zu Wort. Worum es geht, ist einfach: Schnell auf den populären Zug aufspringen – freilich unter dem Vorwand, Aufklärungsarbeit zu leisten.

Die Sache an sich ist Legende: Schon der Namensgeber des Masochismus, Leopold Ritter von Sacher-Masoch, hat in seinem Roman „Venus im Pelz“ eine Szene beschrieben, in dem er, der unterwürfige Mann, zusehen muss, wie seine dominante Geliebte, Wanda, einem jungen Künstler mit der Peitsche verführt. Die Art der Verführung ist freilich offen – klar ist nur dies: Der ständige Partner muss oder möchte zusehen, wie sich seine Frau mit einem fremden Mann bis zur Extase vergnügt.

Was dort – wie auch vielfach anderwärts – geschah, findet manchmal in der Realität und vielfach in der Fantasie der Männer statt – es ist werde neu noch besonders sensationell und sollte eigentlich in den Bereich der Privatheit gehören.

Doch nichts davon – das Netz giert nach Sensationen und da müssen Foren her – denn die (sehr freizügige) psychologische oder medizinische Diskussion um das Thema ist den sensationslüsternen Internet-Besuchern nicht genug. In den Formen finden wir dann auch, was wir an Deutschland so lieben: Klubs mit eigenen Regeln, Definitionen aus der Bastelstube und vor allem – jede Menge dummes Geschwätz.

Das Lächerlichste, was ich dort vorfand: eine „Cuckold-Klassifikation“ . Man ist nämlich nicht einfach ein Mensch mit eigenartigen Lüsten, man ist ein "C1", "C2" oder "C3" oder vielleicht ein "WM". Ich bin sicher, dass demnächst noch ein C4 und ein C5 hinzukommt, und dass auch die Damen noch Namen bekommen, vielleicht H1, H2 und H3 (nach dem angeblichen Begriff „Hotwife“). Oh, etwas vergessen? Na klar – die Beschäler, auch „Bulls“ genannt. Die haben freilich ebenfalls noch keine Etiketten, doch könnte ich mir durchaus noch eine Bullenprämierung vorstellen – wie wäre es also mit B1, B2 oder B3?

Ich weiß, nicht, an was Sie das alles erinnert – ich finde, dass der Sandkasten solchen Definitionen näher ist als die Erotik.

 

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