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Das (verspätete) wöchentliche Geblubber aus den Algen.

Einen Nachruf schreiben, über den als "Nacktfotografen" bezeichneten Helmut Newton? Ja, ja, das habe ich schon getan. Er gehörte allerdings zu den am meisten überschätzten Künstlern der Welt - wenn man ihn denn überhaupt zu den Künstlern rechnen durfte, denn eigentlich war ein Handwerker mit Ambitionen. Immerhin hat er die Frauen geliebt: Das kann man von vielen so genannten „Web-Fotografen" nicht sagen, die mit jedem lächerlichen „künstlerischen" Aktfoto zeigen, dass sie Frauen eben nicht lieben: Nahezu jedes Mal, wenn ich auf einer dieser Seiten verschlagen werde, sträuben sich bei mir die kleinen Nackenhaare.

Interessant finde ich, in welche Schublade ich hier ständig gepackt werde: Wer über Erotik schreibt, ist entweder pervers oder bescheuert: vermutliche beides. Sollen die Menschen, die nicht anders können, als so zu denken, bei ihrer Meinung bleiben.

Was sonst noch dieser Tage geschah? In Wahrheit nicht viel. Polittheater Berlin: Steuerdiskussionen mit den nämlichen Kaspern und einer Gretel. Fehlen nur noch eine Großmutter und ein Krokodil.

Auf meinen sinnlichen Seiten ziehen statistisch gerade die Schweizer Jungbäuerinnen steil nach oben: Denn diplomierte Landwirtin, Bäurin, Landwirtstöchterchen, Winzerin und Viehhändlersfrau haben in großer Zahl das Bestreben, einmal die Hüllen für die Schweizer Agrarwirtschaft fallen zu lassen: Da sage man noch, das Landleben sei Prüde.

Diese Woche wird wieder einmal der „neuen Moral" und ihren Vertreterinnen und Vertretern gehören. Eine von ihnen hatte kein gutes Verhältnis zu Helmut Newton: das „Fräulein Schwarzer", wie er die Emma-Herausgeberin zu Lebenszeiten nannte. Auf den Nachruf von Frau Schwarzer sind wir deswegen besonders gespannt. Mal sehen, ob sie ihre Fehler einsehen kann.

Hier das wöchentliche Geblubber aus den Algen:

Bislang war Cora Schumacher das Zugpferd meiner „sinnlichen Seiten", obwohl ich den Artikel ja eigentlich schrieb, weil ich die erotische Ausstrahlung der Dame nur wenig überzeugend fand: Ich meinte (und meine noch) dass sich nach der Dame „vermutlich ein paar pubertäre Jungs auf der Straße und ein paar Herren jenseits der 50" umsehen würden - das schrieb ich am 19.September 2003. Inzwischen haben mich 2500 Menschen allein wegen dieser Dame besucht.

Zusammengenommen übertreffen freilich alle meine Artikel über „TV6" diesen Wert: Mehr als 5000 Menschen interessierten sich für den Linzer Erotik-Sender - und dies, obwohl ihn recht wenig Haushalte empfangen können: Schüssel auf dem Dach und Digitalreceiver sind Voraussetzung. Abgesehen davon ermüdet das neue Paar, das sich dort allabendlich auf die Matte legt, um die schönste Sache der Welt live in jeden Haushalt zu bringen, schon nach wenigen Minuten.

Der Blogger, der einen „Paris-Hilton-Blog-Spot“ unterhält, steht bei mir inzwischen auf Platz drei. Er hat gerade den Dialog zwischen den Akteuren veröffentlicht, demnach begann die Sache so:

Sie: Ahhh, Ahhh.

Er: Ohhh, Ohhh.

Das hätten wir uns ja vielleicht noch ausmalen können.

Nachdem ich GQ sonst immer so herunterputze: Die neue Ausgabe enthält ein paar sehr aufregende Fotos von Naomi Campbell, die von der deutschen Kultfotografin Ellen von Unwerth geschossen wurden.

Was mir sonst noch auffiel? Der Jänner</> natürlich. Die Blogger Ab- und Zuwanderung auch. Trotz beachtlicher Frequenz scheint sie freilich bedeutungslos zu sein: Bei der Qualität hält sich Gewinn und Verlust etwa die Wage.

Das wöchentliche Geblubber aus den Algen

Eines erfährt man hier bei TWODAYS ja recht schnell: Wer über Erotik schreibt, kann nicht ganz ernst zu nehmen sein, wer sein Leben hingegen in einen Herz-Schmerz-Soap verwandelt, ist (hier) gesellschaftsfähig.

Was mich noch stört, ist die Schuldzuweisung an andere: die Gesellschaft, die Politiker, die Wirtschaft - alles schlecht. Nur die Göttinnen und Götter des BLOGS wüssten es besser - aber sie diskutieren nicht einmal Alternativen. Meine Vermutung: Die meisten haben auch keine und machen alles schlecht, weil es so schön ist, Dinge schlecht zu machen: „je schlechter die Kritik, um so mehr freuen sich die Leute", frei nach Georg Kreisler.

In diesem Sinne ärgern mich immer mehr Beiträge in der so genannten „Community“, mehr aber noch der absolut unerträglich langsame Server der überhaupt nicht mit dem "Internet Explorer" neuester Version kommunizieren mag - warum auch immer. Den „Jänner“ nehme ich hingenen lächelnd in Kauf - "deutschsprachig" heißt ja schließlich nicht, dass man Deutsch schreiben muss.

Meine Leser interessierte die letzten Wochen hauptsächlich eines: Paris Hilton. Daran allerdings haben TWODAYS Mitglieder nur einen geringen Anteil – die meisten Anfragen kamen von Google und Yahoo.

Nun, das Geblubber aus den Algen vermisst? Zur Jahreswende gab es in der Tat Neuigkeiten: nicht nur die, dass ich nicht an mein Blog herankonnte, sondern auch einen neuen Artikel, der in die Top Ten hineingerutscht ist: einer meiner kürzesten Artikel, mithin. Er verweist nämlich nur darauf, dass es jetzt einen Paris Hilton Blog gibt. http://sehpferd.twoday.net/stories/113442/. Ansonsten? Kalender, Kalender, Kalender. Auf Platz 11 die österreichischen Jungbäurinnen, auf Platz 13 nackte Winzerinnen und auf Platz 14 längst vergessene nackte Norwegerinnen.

Über das neue Jahr möchte ich lieber morgen etwas erzählen ...


Bis dann

Sehpferd

Schreck, lass nach: Habe ich doch zumeist, meiner Meinung nach richtig, immer von „Bäurinnen“ geschrieben, wenn es um nackte Landwirtinnen ging, so ist mir doch einmal eine „Bäuerin“ durgerutscht. Und was passiert: Bei Google sucht mal wieder alles nach „Bäuerinnen“ und findet meinen Artikel.

Schnell nachgeschlagen im Duden: „Bäurin, Bäuerin, Bauersfrau, Landfrau“ – alles geht. Da fällt mir ein Stein vom Herzen.

Wobei mir gerade noch der zweite Artikel einfällt.

Das sonntägliche Geblubber aus den Algen:

Gestern war ich wieder einmal unter den Menschen, die ihre Zeit mit Internet-Geschwätz verbringen, besser als „Chatten" bekannt. Erste Erkenntnis: trotz aller Mobilität erscheint ein Mensch, der häufig auf Reisen ist, den „Bodenständigen" immer noch suspekt: „Die eigene Umgebung ändert sich doch kaum" sagte da jemand - muss eine untere Beamtencharge im Archiv einer Behörde gewesen sein.

Es wären noch andere Erkenntnisse abgefallen – zum Beispiel die, dass Menschen, die häufig im Chat sind, irgendwie der Realitätssinn abhanden kommt – aber das wissen wir ja längst.

Was Weihnachten ist, weiß in Deutschland sowieso kein Mensch mehr. Das so genannte “Dritte Reich“ hat dafür gesorgt, dass alles Germanische verherrlicht wurde, und nun ist das Gegenteil eingekehrt: Alles Germanische wird verdrängt. In Skandinavien ist das nicht so – dort feiert man noch die Wintersonnenwende und verlängert die 12 „Wihen Nachten“ großzügig – beginn am 13. Dezember, Ende erst Anfang Januar.

Also glauben die Leute, Weihnachten würde die Geburt ihres Religionsstifters gefeiert, doch dessen Geburtstag wurde in Rom schon auf den Tag der Geburt des Sonnengottes festgelegt, sodass eigentlich ein anderer Geburtstag zu feiern wäre: Der ganze Pomp mit Christbaumkugel und sonstigen roten und güldenen Verzierungen würde auch besser zu ihm passen als zum „Christuskind“.

Meinen Blog musste ich sträflich vernachlässigen, aber von anderen fand ich auch kaum umfassendere Beiträge. Gelesen werde ich viel, doch leider wollen die Menschen immer nur Prominente und Sexsensationen.

Erotik? Ach, um Himmels willen. Das erotischste, was mir auf meiner ganzen langen Reise begegnete, war die H&M-Werbung und eine Dessous-Bestellung via Handy.

Sagt Sehpferd

Das wöchentliche Geblubber aus den Algen

Also - eines kann ich euch sagen: Reisen bildet nicht nur, es ermüdet auch. Vor allem, wenn alles grau in grau war wie letzte Woche. Zwar haben mich ein paar Münchnerinnen angelächelt, aber so richtig sinnlich ist diese Jahreszeit nicht - trotz Advent, trotz der in Massen angebotenen roten Dessous, trotz der sinnlichen Düfte. Allerdings haben mich einige italienische Kellner aufheitern können: Die Art, in der sie servieren, ist einfach wunderbar.

In meinem Blog findet man zurzeit leider viel Vorproduziertes - die Folge meiner vielen Reisen. Wie immer wird nur das gelesen, was spektakulär daherkommt, Prominetennamen enthält oder bereits im Fernsehen platt gewalzt wurde.

Ganz gut stehe ich in der Konkurrenz zu sexuellen Verlockungsseiten: Blogger scheinen Respekt und Vertrauen zu genießen – und so kann ich eigentlich beruhigt in die nächste Woche gehen, die mich noch einmal auf die Reise führt.

Was mich manchmal ein wenig stört, ist die arrogante Beharrlichkeit, mit der hier Menschen absolut einen bestimmten Standpunkt loswerden wollen: Vieles von dem, was ich anderwärts gelesen habe, troff nur so von Selbstherrlichkeit: Zwar ist jeder einzigartig, aber jeder existiert auch nur ein Mal - und das eine Mal kann man besser nutzen als damit, sich ausschließlich selbst darzustellen und ohne Pause ins rechte Licht zu setzen.

Das sonntägliche Geblubber aus den Algen:

Goethe, Nittribit, Budapest, Mönchengladbach und irgendwie auch noch Hannover - da muss man erst mal seine Gedanken ordnen. Auf die Zugriffsstatistik zu schauen hat ohnehin keinen Sinn - aus völlig unerfindlichen Gründen interessiert sich das Web immer noch für eine gewisse Cora Schumacher, was ich immer schon völlig unverständlich fand, und auf Shannon Doherty und ihre Aktfotos im „Playboy", was ich schon eher verstehe. Insgesamt wollten jetzt fast 3000 Menschen wissen, was die Sportförderung so schön macht, wenn man mit nackten Maiden dafür wirbt und der Rest ist „TV6".

Jedenfalls beinahe. Auf Platz 21 steht ein österreichisches Thema: Die nackten Jungbäurinnen, über die sich immerhin 171 Menschen informieren wollten – hier werden die Interessenten auch finden, was sie suchen. Wer hingegen meinen Artikel „Blas mir einen“ (auf Platz 17) aufruft, wird kaum das finden, was er sucht ... es geht um Luftballons.

Anspruchsvolle Artikel werden kaum gelesen – aber das wissen wir ja ohnehin.

Wobei ich beim zweiten Thema für heute wäre: Irgendwie vermisse ich auf den Seiten der Edlen und Guten in diesem Zweitags-Netz Artikel, die über den Tag hinaus gehen und dennoch nicht einfach langweilig sind. Denn von 12 Artikeln, die ich selbst aufrufe, sind 11 entweder belanglos oder nur für eingeweihte Zweinetz-Bloggern zumutbar: Generell gilt (leider, leider) je mehr Kommentare, umso trivialer der Beitrag.

Mein drittes Thema? Oh, Weihnachten. Erotisches Weihnachten. Jeden Tag einen Artikel, 24 Tage lang. Ob ich es schaffe?

Fragt sich Sehpferd

Das wöchentliche Geblubber aus den Algen

Heute Stuttgart, morgen Basel, dann Mönchengladbach, Düsseldorf, Budapest, Frankfurt. Wie soll ich da noch aus den Algen blubbern? Eigentlich gar nicht mehr. Doch brav versuche ich noch, die Woche zusammenzufassen: Am Abend schnell ein paar Sehpferd-Artikel geschrieben, dann irgendwann verschickt, ein wenig gelesen, nachgedacht, Artikel über Weihnachten gesammelt. Menschen kennen gelernt, ja, jene auf der Straße, denen ich sonst nie begegne, Warenhäuser besucht, italienische Lokale, in Hotels gehaust.

Mitten durch das Leben, an so vielen Schicksalen vorbei, hier einen Hauch davon erhascht, dort einen verständnisvollen Gesprächspartner gefunden, hier einen Rate gegeben, dort Mitgefühl gezeigt, schließlich wieder abgereist.

Ja, und eigentlich schon wieder unterwegs.

Das wöchentliche Geblubber aus den Algen:

Warum lesen Menschen eigentlich das, was ein Blogger schreibt? Mir scheint, je trivialer ein Beitrag, um so größer ist die Fangemeinde - jedenfalls unter den Co-Bloggern. Bei mir die Ausnahme: Mein Essay „Also bin ich ein Subjekt" - eine Kritik an der Sprache der Wissenschaft vom Menschen, die genau genommen menschenverachtend ist. Nicht die Wissenschaft selbst, sondern ihre Sprache. Nur: So etwas kann man einem deutschsprachigen Wissenschaftler eben nicht erklären. Vor allem einem Soziologen nicht.

Was die Menschen sonst wissen wollten? Nun, merkwürdigerweise wollten immerhin 125 Surfer wissen, wer „Miss Afghanistan“ ist, 173 interessierten sich für mein Essay über Prostitution, und merkwürdigerweise riefen 190 einen Artikel über Baumwoll-Büstenhalter auf. Spitzenreiter der Liste sind immer noch die hüllenlosen holländischen Sportlerinnen, von denen etwa 2500 Surfer mehr wissen wollten.

Was mich wirklich bewegt? Keinesfalls die Sprache der Wissenschaftler, sondern ein paar unsägliche Reden: die eines deutschen Bischofs in Budapest und die eines hessischen CDU-Abgeordneten. Wobei mir dies auffällt: Reden im Original liest kaum noch jemand. Alle, mit denen ich über die Rede des CDU-Rechtsauslegers Martin Hohmann diskutierte, kannten die Rede nicht im Original - sie wussten daher nicht, worüber sie sprachen.

Dass Hohmann nun aus der CDU/CSU-Fraktion ausgeschlossen wurde, könnte einem ja Mut machen, wenn da nicht das Wort des CDU-Generalsekretärs Meyer wäre, der Herrn Hohmann noch kurz zuvor verteidigt hatte, und ihn, vermutlich auch in Unkenntnis des gesamten Redetextes, als einen "Fundamentalisten in seiner kirchlichen Einstellung" bezeichnet hatte - was sich wie ein Persilschein anhörte: Exakt so war es vermutlich auch gemeint.

Noch ein persönliches Wort: Ich bin gegenwärtig anderweitig sehr engagiert. Deshalb wird es auch in den nächsten Wochen eher wenig Nachrichten geben – und Diskussionen nur dort, wo ich eine Bereicherung für mich erwarte.

Sagt zum Wochenende

Sehpferd

 

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