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kommunikation

In diesem Journal habe ich schon mehrfach geschrieben, dass es keine „gute Kommunikation“ gibt, sondern immer nur eine „andere Kommunikation“. Ich gehe dabei davon aus, dass wir die Qualität der Kommunikation am Erfolg messen – woran denn eigentlich sonst?

Sehr interessant ist dabei, dass einige Trainer und Autoren zunächst die „gute", dann die „erfolgreiche" Kommunikation ansprechen - und dabei ganz selbstverständlich unterstellen, dass beide unterschiedliche Ursprünge und Absichten haben.

Natürlich haben sie das nicht. Wenn man die Entwicklung der Kommunikation vom Urmenschen zum heutigen Menschen betrachtet, ist die Sprache der Erfolgsfaktor für die Entwicklung zum Menschsein und das übrige Verhalten, (auch als „analoge Kommunikation" bezeichnet) der Erfolgsfaktor für die soziale Interaktion - doch darauf müssen wir nicht sonderlich stolz sein: Fast alle Säugetiere können es - und meist besser.

Wenngleich der Erfolg der Kommunikation in erster Linie von der Persönlichkeit abhängt, müssen wir doch feststellen, dass unsere Sprache (also die digitale Kommunikation) der Träger der Verständigung ist. „Ich verstehe dich sehr gut", ist eine Floskel, die in den Bereich der Emotionen gehört - das Verstehen der Sprache aber ist der Schlüssel dafür, Gedanken tatsächlich nachvollziehen zu können.

Wirklich erfolgreiche Kommunikation bedeutet „verstehen und verstanden werden“ – und zwar in Wort und Schrift. Verstehe ich hingegen nicht einmal im Ansatz, was mir der andere vermitteln will, weil seine Sprache gekünstelt und überzogen wirkt, so verstehe ich schon die Sache nicht – und ihn erst recht nicht.

Nachdem ich mich nun ziemlich viel mit Menschen herumgeschlagen habe, die ihr Halbwissen über die Kommunikation aus Psychologiefetzen zusammengenäht haben, will ich demnächst einmal den Kommunikationsprozess mit all seinen Nuancen dokumentieren. Sollten Sie selber daran interessiert sein, an einem Dokument über einen sowohl textlich wie auch optisch verständlich dargestellten Kommunikationsprozess nach dem aktuellen Stand der Wissenschaft (keine Ideologien, bitte, aber durchaus neue Axiome) mitzuarbeiten, so nehmen Sie bitte mit mir Kontakt auf.

Kommunikationstrainings dienen dazu, die menschliche Kommunikation (also ihre persönliche Kommunikation) zu verändern. Die Ansätze sind aber durchaus unterschiedlich: Wer sagt, er ginge mit traditionellen Mitteln, mit nachrichtentechnischen Methoden, mit Kybernetik oder pragmatischen Mitteln vor, will Ihnen zeigen, wie sie die Kommunikation als solche beeinflussen können.

Wer hingegen mit psychologischen (auch psychotherapeutischen) Methoden an die Kommunikation herantritt, will die Kommunikation auf eine andere Weise in Ihrer Persönlichkeit (Ihrem so genannten "Selbst"). Aus der Änderung ihres Empfindens soll dann auch eine veränderte Kommunikation stattfinden.

In der Praxis finden wir sowohl beide Formen in Reinkultur als auch Kombinationen beider. Es empfiehlt sich, sich vorher zu informieren, was der Veranstalter anbietet. Bei der Neukonzeption derartiger Seminare kann man Elemente beider Teile durchaus kombinieren. Meist sind dazu allerdings zwei Trainer mit unterschiedlichen Begabungen nötig.

Generell sind Kommunikationsseminare, die Methoden aus der Psychotherapie nutzen (basierend auf Selbsterfahrungsgruppen) psychisch belastender als solche, die irgendeinen der pragmatischen Ansätze verwerden.

Gelegentlich werde ich gefragt, was denn meine Lehren von denen Anderer unterscheidet. Ich kann es in einem Wort sagen – es ist das Wort „anders“.

Ich behaupte nämlich gar nicht erst, den Stein der Weisen zu haben – sondern ich versuche, meine Schüler dazu zu bewegen, etwas anders zu machen – eben auch anders zu kommunizieren. Nach Watzlawick, Weakland und Fisch gibt es zwei Möglichkeiten, aktuelle Probleme zu lösen: durch „mehr desselben“ oder durch „etwas anderes“.

„Etwas anderes" ist in der Regel schwerer zu verwirklichen - und deshalb will ich Sie jetzt an eine Situation erinnern, die sie möglicherweise schon einmal erlebt haben: Sie wollen eine knifflige Sache lösen, aber immer wieder tauchend Barrieren auf. Verärgert gehen Sie abends ins Bett, wo sich ihre Gedanken reinigen. Am nächsten Tag gehen Sie die Sache noch einmal an - und finden sofort die (meist einfache) Lösung. Sie haben die Dinge in einem neuen Licht gesehen - da ginge es plötzlich. Einer meiner eigenen Lehrer sagte immer: „Wenn es gar nicht weitergeht, fragen Sie den Hausmeister." Es war als Witz gemeint, hatte aber einen realen Hintergrund: Ist unser Denken zu sehr verknotet, so kann ein einfach und linear denkender Mensch oft helfen, das Problem zu lösen.

In meinen Problemlösungsseminaren verwende ich im Übrigen die Methode „etwas in einem anderen Licht zu sehen“ etwas ausgefeilter in der Problembeschreibung.

Ich schreibe für Sie ab 9. September bis einschließlich 17. September insgesamt 20 individuelle Artikel über Kommunikation, Problemlösungen und Partnerfindung für ihr Blog, ihre Webseite oder Ihre Zeitschrift - zum Anschnuppern ohne Kosten für Sie.

Bitte sagen Sie mir Ihre Wünsche: Thema, Zielpublikum und Länge. Der Artikel muss unter meinem bürgerlichen Namen erscheinen. Kontaktieren Sie mich unter meiner bekannten Webadresse oder unter meiner Privatadresse, wenn sie bereits darüber verfügen.

Ausgenommen sind weltanschauliche Organisationen, Sekten sowie Webseiten mit links- oder rechtsextremen Gedankengut. Ich behalte mir außerdem vor, Schreibaufträge auch ohne Begründung abzulehnen, wenn sie nicht in mein Weltbild passen.

Ich dachte, die Diskussion über eine „bessere“ Kommunikation gehöre dem vorigen Jahrhundert an – doch da ebbt sie wieder auf – die „gute Kommunikation“, die „bessere Kommunikation“ und möglicherweise demnächst die „beste Kommunikation“.

Kommunikation? Das ist kaum mehr als ein Gesamtbegriff für den Austausch zwischen Personen – von Blicken bis zu Körpersäften, von Wortfetzen bis zum Vertragsentwurf. Mitte der siebziger Jahre haben uns psychologisch geschulte Trainer nachgerufen, dass nur emotional betonte Kommunikation wirklich sinnreich sei – ja, dass sie die bessere Kommunikation sei. Der Alltag spricht eine andere Sprache: Er erfordert eine Anpassung des Kommunikationsverhaltens je nach der Situation, in der man sich befindet.

Wenn ich jung wäre, würde ich vielleicht vor Ehrfurcht erblassen, wenn man mir heute wieder die Worte von damals um die Ohren hauen würde. Mit Fremdwörtern gespickt, wird aus den trivialsten Sätzen ein pseudowissenschaftliches Tagesmenü, das kaum genießbar ist.

Ich sage Ihnen dies: Bei mir gibt es so etwas nicht. Ich lehre, wie man zu anderen Wegen der Kommunikation kommen kann, wie man etwas in einem neuen Licht sieht. Das Wort „andere“ ist dabei entscheidend: Wer es anders macht, kann es besser machen – aber er muss auch dazu bereit sein, das Neue umzusetzen. Kein Kommunikationstraining setzt sich selber um. Der Teilnehmer entscheidet, ob er das Gelernte annimmt oder verwirft. Sein Erfolg oder Misserfolg im Alltag entscheidet darüber, ob er die Methode weiterempfiehlt. Das ist alles.

Oder hatten Sie noch Fragen?

Wenn wir Kommunikation kybernetisch betrachten, haben wir einen einzigen Prozess, den es zu analysieren gilt. Das heißt, es kann uns ganz egal sein, ob an dem Gespräch Hans und Grete oder Hans und Fritz beteiligt sind, welche Beziehungen sie zueinander haben und was sie zu bereden haben.

Die Kybernetik untersucht Systeme, überwiegend solche, die so kompliziert sind, dass man auf Einzelheiten in ihrem Inneren gar nicht mehr eingehen will. Man untersucht, was in ihnen vorgeht, indem man ihr Verhalten beobachtet.

Bai Paul Watzlawick entsteht nun ein Widerspruch: Das so genannte „erste Axiom" verlangt eine völlig kybernetische Betrachtungsweise - wenn man nicht nicht kommunizieren kann, dann muss man die Untersuchungen so anlegen, dass Veränderungen erkennbar werden. Ein einfaches Beispiel: Zwei Personen unterhalten sich offenbar über sehr persönliche Dinge, eine dritte Person kommt hinzu und obwohl sie schweigt, wechseln sogleich beide Personen das Thema.

Im zweiten Axiom jedoch greift Watzlawick auf einen traditionellen Dualismus zurück: Er unterstellt Inhalts- und Beziehungsaspekte. (Wie ich schon anderwärts erwähnte, ist Watzlawick klug genug, nicht „einen" Inhalts- und „einen" Beziehungsaspekt zu unterstellen - dies wäre nun ganz falsch). Er behauptet außerdem, dass die Inhaltsaspekte bei der Kommunikation untergeordnet seien: die Beziehung determiniere (bestimme) den Inhalt.

Soweit ist dies alles erträglich. Warum soll jemand, der Kommunikation erklären will, nicht zwei Aspekte trennen, um zu verdeutlichen, wie beide wirken? Das Problem dabei ist schnell beschreiben: In der Praxis durchdringen sich alle Aspekte der Kommunikation auf vielfache Weise - und ob es sich nun um zwei (wie bei Watzlawick), vier (wie bei Schulz) oder gar ein Dutzend handelt - sie alle lassen sich nicht führen wie die Hunde an der Leine. Meine Beziehungsaspekte zu einer Person beinhalten oft Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft - und möglicherweise noch sehr unterschiedliche Rollen, in denen wir einander erlebt haben. Wer würde verlangen, dass ich diese Beziehungsaspekte alle berücksichtige? Wichtiger, als jedes Mal über Beziehungs- und Inhaltsaspekt nachzudenken ist es dann, mir selber treu zu bleiben - denn ich wirke mit meiner Kommunikation eben auch durch Beständigkeit und Zuverlässigkeit.

Der Hinweis auf Widersprüche bei Paul Watzlawick hat nun wenig damit zu tun, ob die Lehre, insbesondere die Trennung in Beziehungs- und Inhaltsaspekte, richtig oder falsch ist. Er soll nur darauf hinweisen, dass alle Lehren von der menschlichen Kommunikation hinterfragt werden müssen - die berühmten wie auch die weniger bekannten.

Niemand von uns – und ich meine damit die Kommunikationslehrer – wird ganz auf den Begriff „Metakommunikation“ verzichten können. Die stark an psychologische Schulen anknüpfenden Dozenten und Trainer idealisieren dabei gerne die Metakommunikation – sie wird bei ihnen als ein sehr wichtiges Mittel betrachtet, um die Knoten der Kommunikation aufzulösen und Konflikte zu bereinigen.

Die Konfusion um den Begriff beginnt bereits bei Paul Watzlawick. Er behauptet, dass der Beziehungsaspekt eines Gesprächs den Inhaltsaspekt dominiert und „daher eine Metakommunikation ist“. Abgesehen davon, dass nicht in jeder Kommunikation die Beziehungsaspekte dominieren, wurde seither der Begriff verwaschen. Metakommunikation ist nämlich eigentlich eine ganz bestimme Form der Gesprächsführung, die zwar im Notfallkoffer ihren festen Platz haben sollte, die im Alltag aber eher unangebracht ist.

Wenn ein Dialog stockt, kann dies mehrere Gründe haben: Entweder, unser Partner hat uns tatsächlich nicht verstanden oder aber er hat uns zwar verstanden, lehnt aber unsere Vorschläge und Absichten für sich selbst ab. Stockende Dialoge aber sind kein Grund für Metakommunikation, sondern fordern die emotionale Intelligenz des Gesprächsführers heraus – hat er sie nicht, versucht er zumeist, mit rhetorischen Tricks zu arbeiten.

Metakommunikation ist für solche Menschen ein rhetorischer Trick. Sie wenden sozusagen Gewalt an, um das Gespräch zu wenden. Aus meinen Erfahrungen kann ich Ihnen dies sagen: Solche Gewaltmaßnahmen kommen nicht gut an, aber das ist nicht alles - jeder, der Metakommunikation einfordert, verlässt die bisherige Gesprächsebene (und damit auch ihre Ergebnisse) und verlangt eine andere. Dies kann einen schweren, nicht wieder gut zu machenden Eingriff in das Gespräch bedeuten.

Die Lösung besteht meist darin, die Sache, die gerade besprochen wird, in einem anderen Licht oder aus einer anderen Perspektive zu sehen – das ist für den Partner leichter zu akzeptieren als eine Neuverhandlung über das gegenseitige Verhalten im Gespräch.

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Die Grafik zeigt, dass sie Ihr Ziel nur kurzzeitig verlassen, wenn Sie im Gespräch traditionelle Methoden zur Bewältigung kleiner Krisen im Gespräch benutzen – während sie bei der Metakommunikation auf eine sehr, sehr tiefe Ebene herunter müssen, von der nicht einmal sicher ist, ob Sie wieder dahin kommen, wo sie waren.

Meine Empfehlung: Metakommunikation im Notfallkoffer lassen und vor allem für verfahrene Situationen verwerden, in denen sich beide Partner total verkrampft haben - ansonsten traditionelle Methoden einsetzen.

Warum denken sie so, warum schreiben sie das, warum empfinden Sie die Dinge so?

Manchmal wird man mit derartigen Fragen förmlich gelöchert. Erstaunlich dabei ist vor allem, dass die Menschen, die Sie so etwas fragen, nicht einmal genau wissen, wie und was Sie denken, was und wo Sie schreiben und wie Sie die Dinge tatsächlich empfinden. Dazu muss man sich nämlich aufrichtig auf den Mitmenschen einlassen.

Das können viele nicht. Und gerade sie sind es, die dann „ warum?“ fragen.

Ob ich dabei helfen kann, diese lästigen Wirrköpfe abzuwehren?

Es kommt zunächst darauf an, ob diese Menschen ihnen wichtig sind. Vielleicht gibt es etwas, dass sie miteinander teilen können – doch dies erfordert abermals Zeit und wieder ein großes Maß an Aufrichtigkeit. Überprüfen Sie, ob die Menschen, die sie mit Fragen löchern, auch selbst bereit sind, sich einzulassen, etwas von sich preiszugeben. Wenn nicht, brechen Sie das Gespräch ab.

Ganz lästige Fragesteller kann man – entgegen meinen sonstigen Empfehlungen – auch mit einer Gegenfrage verblüffen: „Sie fragte mich gerade, warum ich dieses fühle – sagen sie mir doch bitte, was daran so wichtig für Sie ist – es fällt mir dann leichter, ihre Frage zu beantworten."

Einst war das Standardwerk von Paul Watzlawick, „Menschliche Kommunikation“ eine Sensation unter Psychologen, Therapeuten und Trainern. Interessant ist, dass Paul Watzlawick die darin enthaltenen Thesen nie weiter ausgebaut oder fortgeführt hat und dass sie andererseits niemals ernsthaft widerlegt wurden.

Eine andere Frage ist freilich, ob damalige wie heutige Studenten das Werk überhaupt verstanden haben. Paul Watzlawick hat damals die Welt der menschlichen Kommunikation sozusagen völlig neu definiert – doch was Studenten davon wissen, sind nur die Axiome, die in ihrer ganzen Bandbreite selten verstanden werden.

Wurden sie deswegen weder ernsthaft bezweifelt noch fortgeführt? Eines ist sicher: Watzlawicks Gedanken beruhen auf der Kybernetik - eine Wissenschaft, die heute nur noch wenige verstehen. In der Kybernetik freilich ist „Rückkoppelung" nicht das Gleiche wie das „Feedback" in der psychologischen Betrachtung der Kommunikation. Denn während man in der gängigen, vereinfachten Psychologie der Kommunikation Feedback „gibt" oder „anfordert" ist das wirkliche Feedback ein Bestandteil des Prozesses, der weder gegeben noch angefordert wird sondern permanent vorhanden ist.

Möglicherweise entstehen die vielen Missverständnisse um Watzlawicks Lehre dadurch. Es wäre interessant, dies zu diskutieren.

 

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