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wirtschaft im blick

Der Herr Drogist, dem die „Stuttgarter Zeitung“ einst schon überflüssigerweise viel Platz im Blatt einräumte (der Beitrag existiert im Web inzwischen nicht mehr), darf nun heute in der „Badischen Zeitung“ erneut sagen, dass der Staat ganz viel Kohle rausrücken soll um es wie Manna auf die Köpfe der Bürgerinnen und Bürger regnen zu lassen.

Der Herr Drogist ist nicht irgendein Vorstadthändler, sondern der Boss einer leibhaftigen Drogeriekette, doch inzwischen – und hier merken wir auf – hat er seine ursprünglichen Sandkastenspiele wohl wegen Unpopularität wieder aufgegeben:

„1300 bis 1500 Euro Bürgergeld" forderte dieser Mann nämlich in jenem legendären Interview mit der „Stuttgarter Zeitung“: Gegenfinanzierung: "Mehrwertsteuer bis zu 48 Prozent.“

Nun spricht er nur noch von der Befriedigung der „Grundbedürfnisse und kulturellen Bedürfnisse“ – und die Mehrwertsteuererhöhung hat er mal ganz aus dem Konzept genommen und spricht davon, dass die „direkten und indirekten“ Kosten der Arbeitslosigkeit ein Bürgergeld irgendeiner unbestimmbaren Höhe auch heute schon finanzierbar machten.

Na schön, werter Herr Drogerieboss. Sie haben Recht, dass manche Menschen krank werden, die keine Arbeit haben. Nur: wer das Bürgergeld einführt, wird noch mehr Menschen vorfinden, die Mangels sinnvoller Beschäftigung in Depressionen verfallen oder sich dem Suff ergeben. Und die „Badische Zeitung“ darf man wohl mal fragen: Muss man Leuten wie diesem Drogeriemann eigentlich eine halbe Seite im Wirtschaftsteil einräumen?

Schon während des Wahlkampfes hatte ich den Eindruck, als ob in Deutschland der Daumen der Linken nach rechts zeigt – zu mehr nationalem Protektionismus.

Nun haben sich vor einigen Tagen die großen Fraktionen des europäischen Parlaments geeinigt, bei Dienstleistungen das Ziellandprinzip statt des Herkunftslandprinzips einzuführen – und schon wieder ist alles nicht gut genug. Nun gibt es freilich noch Nachbesserungsbedarf, doch der eignet sich kaum für DGB-Großdemonstrationen. Die Retrolinken (und um solche handelt es sich durchweg) müssen sich vielmehr fragen lassen, ob sie zu Europa stehen und damit auch zum freien Dienstleistungsangebot der deutschen Wirtschaft in Europa oder ob sie in nationalstaatliches Protektionsdenken zurückfallen wollen.

In den neuen EU-Ländern hat man ohnehin noch nicht vergessen, wo die Verhinderer des freien Dienstleistungsverkehrs in Europa sitzen. Aber das dürfte einem deutschen Retrolinken inzwischen egal sein. „Sollen die dort doch sehen, wie sie zurechtkommen“, scheint das Motto zu sein und „Hauptsache WIR“ der arrogante Kraftspruch. Mal sehen, wie lange man mit dieser Engstirnigkeit noch weiter machen kann.

Bei den meisten mittelständischen Unternehmen ist es so: Man freut sich, wenn Mitarbeiter besondere Fähigkeiten haben und versucht, sie dort einzusetzen, wo diese Qualitäten zum Nutzen des Unternehmens am wirkungsvollsten genutzt werden können. Einen kleinen Teil der Mitarbeiter ärgert dies, weil sie an ihren Sesseln kleben, die meisten aber freuen sich, weil sie dadurch alle gewinnen – am meisten sie selbst.

Es ist ein guter Weg. Er hilft vor allem jenen, die erst in der Praxis erkennen, welche Fähigkeiten wirklich in ihnen wohnen – und zwar sowohl jenen, die sich beim Studium falsch entschieden haben als auch jenen, die gar nicht studiert haben. Auf diese Weise wird der Wechsel auf eine andere Stelle im Unternehmen zu einem wichtigen Korrektiv für die Menschen, aber auch für die Volkswirtschaft.

Warum machen es eigentlich nicht alle so? Weil wir Ideologie immer wieder vor Pragmatismus setzen?

Nun hat der Herr Bürgermeister von Berlin gegen den Herrn Bürgermeister von Hamburg also gewonnen, denn der Berliner Klaus Wowereit (SPD) hatte bei der Kanzlerin antichambriert und dabei erreicht, dass Bahnchef Mehdorn die Hacken zusammenschlägt und die Deutsche Bahn nicht nach Hamburg umziehen lässt.

Da mag sich freuen wer will und ärgern wer will: Hören wir nicht immer von den Linken, dass die Wirtschaft die Politik beherrscht? Offenbar beherrscht die Politik eben doch die Wirtschaft, jedenfalls dann, wenn es sich um Unternehmen handelt, an denen angeblich das nationale Prestige hängt. Dann wird die wirtschaftliche Vernunft ausgeklammert.

Wer wissen will, was in diesem Staat völlig falsch ist, der muss bei der Höhe der Lohnkosten anfangen – inklusive aller Lohnkosten versteht sich, also die Bruttolöhne plus der Nebenkosten, die für den Unternehmer entstehen. Das kann man alles mit einer großen Klappe behandeln, und wahlweise moderen Ökonomen oder Karl Marx zitieren. Aber darum geht es mir nicht. Es geht um eine Kleinigkeit, genau genommen um 52 Euro und 35 Cents.

Sehen sie, da hat bei mir ein Heizkörper nicht funktioniert. Schräg gegenüber wäre ja ein Installateur gewesen, aber den kannte ich nicht. Also bei meinem langjährigen Partner, der Firma Sch. angerufen, einen Monteur bestellt. Nein, er könne sich die Sache einteilen, wie es ihm gerade passe – man ist nett zueinander hier im Markgräflerland. Der Mann kommt, ist kompetent, klopft zwei Mal gegen das Heizungsventil, sagt „schon erledigt“.

Sehr schön. Heute kam die Rechnung:über € 52,35. Sehen sie, und nun wundern sich unsere Politiker, Handwerker und Grünkrämer, dass die Leute einfach kein Geld ausgeben wollen. Nicht, dass ich dem lieben Herrn Handwerksmeister nicht gönne, mal eine Rechnung für fast nichts ausgestellt zu haben – er muss seinen Gesellen schließlich bezahlen, und ich muss für meine Blödheit, ihn beauftragt zu haben, ja auch bestraft werden – das geht schon in Ordnung.

Aber, liebe Politikerinnen und Politiker: Warum muss der deutsche Bürger eigentlich vier, fünf oder gar noch mehr Stunden arbeiten, damit er eine dreiviertel Handwerkerstunde bezahlen kann? Das ist etwas faul im Staate Deutschland – stinkoberfaul.

Eigentlich wollte ich nie mehr etwas zu HiFi schreiben, weil sich zu diesem Thema inzwischen fast nur noch arrogante Schnösel äußern, bei denen beispielsweise „Kabel musizieren“.

Aber – sagen sie mal, haben Sie einen Computer? Einen Laptop vielleicht gar? Dann können Sie doch über ihren USB-Anschluss jeden beliebigen DVD-Player, einige Fernsehtuner, Rundfunktuner, Festspeicher und noch ein paar andere Geräte anschließen, nicht wahr?

Warum eigentlich kann das ihre edelgesichtige HiFi-Blechkiste eigentlich nicht? Und warum findet beispielsweise die Analogisierung der CDs und DVDs immer noch im CD- oder DVD-Spieler statt und nicht in der Blechkiste, wo sie hineingehört – möglicherweise gar als wechselbares Einschubmodul?

Die Branchengurus wissen natürlich: Die Digitalisierung der Musikwiedergabe wird früher oder später den Tod der High-End-Peripheriegeräte bedeuten, weil diese keinerlei High-End benötigen. CD-Spieler sind inzwischen nichts als billige Massenprodukte (fragen Sie doch bitte ihren Nobelgerätehersteller, welches Fabrikat er einbaut, und gucken sie mal auf den Einkaufspreis). Die Hersteller versuchen einen Trick: Jeder kann angeblich besser analogisieren als der andere, und dies soll dann mehrere hundert Euro wert sein – nur: nahezu jeder analogisiert im CD-Spieler – offenbar, weil dies das einzige Digitalgerät ist, was die Hersteller ernst nehmen.

Die Hersteller zittern mit Recht: Schon in wenigen Jahren wird es gar keine analogen Medien mehr geben – außer Sonderproduktionen für Vinyl-Freaks. Ist irgendwie einer der so genannten „renommierten“ Hersteller darauf vorbereitet? Habe ich bereits 4 digitale Eingänge an meiner Blechkiste? Und Ausgänge? No, Sir or Madam – und wenn, dann sind sie nicht USB. Und so müssen wir vorläufig in den meisten Fällen damit leben, dass unseren Verstärkern ein Digitalsignal angeboten wird, das aus einem Wandler für ein paar Euro besteht.

Mir macht es nichts aus – ich habe ja keinen Verstärker für 3000 Euro – aber was machen eigentlich die Leute, die einen haben?

Ohne Worte

duden3a

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Vielleicht ist es ja schon gar nicht mehr neu für Sie, aber nachdem die Duden-Software 3.0 bei den letzten ungefähr 20 Artikeln nur fünf Mal abgestürzt ist, stürzte sie heute bei zwei kurzen Absätzen gleich fünf Mal hintereinander ab – und das Ganze kostete mich ungefähr eine Viertelstunde. Herzlichen Glückwunsch zu ihren hervorragenden Programmierern lieber Duden-Verlag. Anwender freuen sich stets über grüne Bananen.

Selbstverständlich müssen wir Optimisten sein – oder es jedenfalls wieder werden, und das ist mit dem deutschen Gerechtigkeitswahn nun wirklich nichts zu holen, sondern nur mit Tat- und Geisteskraft.

Dennoch finde ich es etwas merkwürdig, dass man, wenn man den Optimismus fördern will, einen „Jahresbeitrag“ von 100 Euro verlangt, für den es nach meiner Kenntnislage keinen Gegenwert gibt, und das ist nun ganz falsch: Wer geistige Förderer will, lieber Herr Johann C. Lindenberg, der muss sie umwerben – und keinen Mitgliedsbeitrag verlangen, denn eines ist sicher: Mit ein bisschen Werbegehampel erzeugen Sie den Optimismus nicht.

Recht haben die Leute dennoch: Wer dauerhaft Zweckpessimismus verbreitet, schädigt die Menschen in diesem Land – und das müssen wir sagen. Wenn möglich, jeden Tag mindestens ein Mal.

Wie war das noch? „Sieh den Donut, nicht das Loch!“. Aha.

Humorvoll hier beschrieben.

Die Aktionäre haben grünes Licht gegeben bei der Leica Camera AG – doch ein glaubwürdiges Geschäftskonzept wurde den Aktionären im Grunde nicht geboten.

Denn nach wie vor glauben die Macher bei Leica, dass es „in der Spitze zu einem Kopf-an-Kopf-Rennen (der digitalen Fotografie) mit analogen Verfahren“ gäbe. Leica baut dabei vor allem auf seine optische Qualität, doch sagte das Unternehmen natürlich nicht, welchen Mehrpreis man für ein Leica-Objektiv in einer Digitalkamera eines anderen Anbieters erzielen kann: Er ist minimal.

Was das Kopf-an-Kopf-Rennen betrifft, so ist Vorsicht geboten: Analoge Fotografie wird immer mehr zur Liebhaberfotografie, und Liebhaberfotografie heißt mit einem anderen Namen Amateurfotografie. Da erscheint doch sehr fraglich, ob die in vielen Arbeitsstunden mit der Hand zusammengeschraubte Leica noch das Rennen machen wird – zumal andere Mütter auch sehr schöne analoge Töchter haben. Die Zeiten, in denen Amateure die gesalzenen Preise des Hauses Leica akzeptierten, gehören aber der Vergangenheit an.

Wenn Leica nicht bald einen Riesenschritt in die professionelle digitale Fotografie mit einer gleichzeitigen deutlichen Reduzierung der Preise macht, wird es aus den negativen Schlagzeilen der Wirtschaftspresse nicht herauskommen.

Dazu kann man Digitalkamera.de lesen.

 

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