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wirtschaft im blick

Die Dapoxetine Studie lässt mich nicht los. „Nach zwölf Wochen hat sich die Anzahl der beteiligten Paare verdoppelt, die ihr Sexualleben als gut oder sehr gut bezeichneten“, also rechne ich mal nach: Wenn am Anfang eines der beteiligten Paare angab, guten oder sehr guten Sex zu haben, dann waren es am Ende zwei?

Wenn das Mittel so effektiv ist, warum gibt man dann der Presse solch einen Stuss vor? An der Studie haben angeblich 2600 Männer teilgenommen, heißt es an anderer Stelle. Männer – und wem paarten sich diese dann, bitteschön?

Die letzte Pressemitteilung über Dapoxetine auf der Webseite des Unternehmens datiert im Übrigen vom 04.05.2004.

Natürlich darf man sich auch fragen, warum Zeitungen und Zeitschriften, die ein gewisses Ansehen genießen, solche Schnitzer überhaupt durchgehen lassen.

Nachtrag:
Etwas präziser wird der Guardian

Die unklare Version kam über die Agentur APA/AFP.

Irgendwie rührselig, wenn man liest, dass zwei Traditionsmarken wie Rachengold und Atemgold verkauft werden sollen – und dies auch noch als das „aus für die Huste'guzel“ verkauft wird, und, nein, es ist nicht schön, wenn jetzt 150 Menschen auf der Straße stehen. Erinnern sie sich noch an die alte Werbung: „Wenn Petrus groll, nimm Rachengold“?

Doch warum stehen die Ragold-Mitarbeiter sie auf der Straße? Wegen des Käufers, der Firma Storck? Doch wohl nicht. Sie stehen dort, weil eine Unternehmerfamilie den Karlsruhern eine wirtschaftlich nicht mehr tragfähige Firma mit einem völlig veralteten Sortiment hinterlassen hat, während man in Mecklenburg-Vorpommern die modernen Marken pflegt – die gehören inwzischen dem Unternehmersohn, und diese wurden natürlich nicht mitverkauft.

Die Berliner Morgenpost schreibt heute unter dem Titel „Lehrstück Airbus“ heftig gegen die Kleingeister, Zauderer und Pessimisten an. Denn der „Airbus“ zeigt, dass Europa leistungsfähig ist, wenn die Verantwortlichen es nur wollen.

Wir könnten als Europäer und Deutsche auch, um nur ein Beispiel zu nennen, in der Biotechnologie führend werden – wenn man denn unsere Wissenschaftler nur forschen ließe. Die Zeitung hat Recht, dass Ideologie in diesem Fall den Fortschritt verhindert. Aber nicht nur in diesem Fall, und nicht nur hier. Die gesamte Denkweise der Deutschen ist nach wie vor von Ideologien durchtränkt – und das Bildungswesen ist die Ideologieschleuder Nummer eins, weil sie von einem veralteten und nicht mehr brauchbaren Bildungsideal ausgeht – von dem Unfug, den Bundesländern den Bildungsauftrag zu geben, einmal abgesehen – ein Geburtsfehler unserer Verfassung. Zwar geschichtlich nachvollziehbar, doch ebenso überholt.

Wie oft sollen wir es denn noch sagen? Deutschland braucht fähige Physiker, Chemiker, Ingenieure und andere Menschen, die pragmatisch denken. Leute, die Sprüche über die Gesellschaft, das Sozialwesen oder auch die Wirtschaft machen, haben wir hingegen überreichlich.

Die Morgenpost schreibt: „Gegenseitiges Haare schneiden und Massieren allein schafft keinen volkswirtschaftlichen Mehrwert“. Da hat sie einerseits Recht. Andererseits aber gibt es nicht einmal vernünftige Dienstleistungen in Deutschland. Bis zum Nachmittag wollen sie die Jacke gereinigt haben? Das geht nicht. Sie brauchen heute Nachmittag eine Arbeitskraft, um 50 Kartons aus dem Keller zu schaffen? Eine Person, die ihnen sofort bei einem Computerproblem weiterhilft? Geht nicht, geht nicht, geht nicht. Zu Vieles geht zu oft nicht – aber jammern, dass es keine Jobs gibt, das geht immer. Im Grunde genommen ist das Land derzeit ein Jammertal – vor allem wegen der vielen Jammerer.

Andererseits nämlich kann sich unsere wirtschaftliche Leistungsfähigkeit durchaus sehen lassen – trotz unseres Bildungswesens, trotz aller Pessimisten und – nicht zuletzt - trotz der Rot-Grünen Regierung.

Diese Meldung ist wahrhaftig sensationell: Der neue Daimler-Jeep wird nicht, wie geplant, in Brasilien gebaut, sondern im Bremer Werk des Konzerns. Vorausgegangen waren nach Presseberichten intensive Gespräche mit dem Betriebsrat.

Es geht also doch, wenn man nur will. Freilich steht das Wollen von Unternehmern und Betriebsräten an erster Stelle. Erst dann kann man verhandeln. Und das bringt etwas, wie man sieht.

Leserbriefschreiber sind eine Art Vorgänger der Blogger – und was sie schreiben, ist durchaus gemischt. Zum Beispiel, dass der böse Kapitalismus Ostdeutschland erst ausgesaugt hätte und dann sich selbst überlassen hat. Der Grundtenor: Die fetten westlichen Säcke haben sich am armen Ostdeutschland bereichert und sind mit dem Geld über den Harz.

So etwas schreibt sich schön. Doch bitte schön, liebe Mitmenschen: Wo Blumentöpfe im Osten zu gewinnen waren, das stehen sie auch noch. Doch die vielen Menschen, die zur Sicherung ihrer Altersversorgung im Osten Häuser gekauft haben, gucken heute in die Röhre: Wertverluste von mehr als 30 Prozent sind die Regel, und Zwangsversteigerungen nicht selten die Folge.

Das waren keine „bösen Kapitalisten“, und einige von jenen waren auch Ostdeutsche. Sie alle haben geholfen, ganze Stadtbilder zu erhalten, haben darauf vertraut, dass alte wie auch neue Landsleute ihr Schicksal in die eigenen Hände nehmen würden.

Die wirklichen Gelackmeierten in Ostdeutschland sind die privaten Investoren, jene, die eigentlich den Dank der übrigen Ostdeutschen verdienten – vor allem den Dank der Städte und Gemeinden. Doch Dank scheint in Ostdeutschland mittlerweile nicht mehr populär zu sein: Schulterzucken. Forderungen und Kapitalismuskritik sind, wie es scheint, billiger zu haben.

Dort, wo Unternehmen gegründet werden, gibt es auch die besten Chancen, sich ein Leben einzurichten. Doch welches sind die besten Gründerstädte? Die Wirtschaftswoche will es wissen – und stellt eine absolut überraschende Tabelle vor, denn zwar hatten wir München an erster Stelle erwartet, doch bereits die nächsten drei Plätze werden von Schwaben und Badenern belegt: Die Großräume Aalen, Reutlingen und Freiburg. Erst auf Platz fünf finden wir die Finanzhauptstadt Frankfurt, gefolgt von der Schwabenmetropole Stuttgart.

Stellen sie sich einmal vor, es gäbe eine kleine, unscheinbare Kamera, die sie mit einer Fernbedienung über den Boden lenken könnten – fällt ihnen etwas dazu ein? Ich hoffe doch nicht – doch den meisten Männern, so denke ich, würden mit den Stichworten Sommer, kurze Röcke und Betrachtungswinkel schon etwas anfangen können.

Ach, ich weiß, was sie jetzt sagen – wer käme denn auf die Idee, ausgerechnet so eine Kamera anzubieten? Ich verrate es Ihnen: Sony Ericson. Als Zubehör für Handys. Die Kamera heißt ROB-1, schafft 15 Bilder pro Sekunde, die es direkt an ihr Mobiltelefon sendet – auch aus der Froschperspektive, denn „die Zeiten, in denen Sie für schwierige Aufnahmen auf dem Boden herumkriechen mussten, sind vorbei“.

Fleshbot wurde zur Froschperspektive etwas deutlicher. Der Preis war vorerst noch nicht in Erfahrung zu bringen.

Miss Understood kauft ihre Werbung nicht – dann nämlich, wenn sie in der falschen Weise umworben wird: Dies war der Titel einer Tagung, die das Werbeunternehmen Leo Burnett im Juni 2004 initiiert hatte.

Vor einigen Tagen bereits wurde die Studie von einer Werbe-Fachseite im Web als „pünktlich zum Frauentag erschienen“ bezeichnet, worüber ich mal hinweglächeln will, doch worum geht es?

Um Wesentlichen darum, dass manche Firmen nicht daran denken, welche Kaufkraft den Frauen mittlerweile erwachsen ist: Sie kaufen nun mal eben nicht „nur Joghurt, Brot und Seife, sondern auch Aktienfonds, Bohrmaschinen und Autos“, und wenn man um sie wirbt, dann muss man es schon richtig machen.

Mich hat wenig überrascht, dass „Sex Sells“ auch für Frauen gilt – doch muss man bei ihnen anders an die Sache herangehen: eben aus einer weiblichen Sicht, also vor allem als diejenige, die den Sex genießt. Wenn man jahrelang die VOGUE liest, weiß man, dass sexuelle Anspielungen aller Art in der Modewerbung eine große Rolle spielen, doch bei anderen Produkten ist dies offenbar noch nicht der Fall – da würde noch gar nicht erkannt, welche Möglichkeiten der Werbung offen stehen würden, um Frauen zum gewünschten Produkt zu locken.

Wenn sie sich für Werbung interessieren – lesen sie einmal den ganzen Artikel oder stöbern sie in den Unterlagen, die das Unternehmen Leo Burnett ins Web gestellt hat.

Wie man aus relativ bescheidenen Anfängen eine der erfolgreichsten Partnerkontaktdienste im deutschsprachigen Internet machen kann, beweist neu.de: Seit man den Dienst 2002 schuf, konnte man einen kometenhaft steigenden Erfolg verzeichnen: Lag der Bruttoumsatz 2003 noch bei 10 Millionen Euro, so setzte man im vorigen Jahr bereist 25 Millionen Euro um, und für dieses Jahr wird sogar ein Umsatz von 45 Millionen Euro erwartet.

Wie war das? Die Konsumenten haben kein Geld? Die Konjunktur ist schwach?? Jammern, jammern, jammern?

Vielleicht hören wir auf die falschen Stimmen. Die Zukunft liegt nicht bei der Eheanbahnung vor Ort und nicht beim Buchhändler an der Ecke. Wenn Menschen Geld ausgeben, dann im Web.

Mehr Besucher und Umsatz gefällig? Dann müssen sie Transparenz schaffen. Mit RSS – und da nicht alle wissen, was RSS ist, aber viele Menschen von Transparenz träumen, schickt die Firma gleich mal eine halbseidenpapierene Dame ins Rennen.

rss

Foto: (c) 2005 by hitrss.com

 

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