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Das wöchentliche Geblubber aus den Algen – meist sonntags

Deutschland? Natürlich stehen „wir“ als Nation immer noch unter Beobachtung: Sind die Wolken der dunklen Zeiten wirklich endlich verflogen? Haben Nazis wie auch Stalinisten wirklich keine Chance mehr? Ist der Faschismus ebenso mausetot wie der Kommunismus?

Natürlich nicht. Es wäre auch ein Wunder, wenn wir weniger Rechtsextremisten hätten wie Frankreich oder weniger Kommunisten wie Italien. Nur dass diese Ländern kaum unter Beobachtung stehen, während man Deutschland beargwöhnt, fremdenfeindlich, rassistisch, antisemitisch oder sonst etwas zu sein, was uns aus unserer Vergangenheit anhaftet. Äußerst merkwürdig, dass uns niemand bezichtigt, das Virus des Kommunismus in uns zu haben – schließlich wurde ein Teil unserer Bürger ja in genau diesem Sinne erzogen.

Wir sind nie zur Normalität zurückgekehrt. Wir machen Unterschiede in der Nationalität, wenn jemand Täter oder Opfer ist. Sind beide, Täter wie Opfer, Deutsche, so interessieren uns ihre niederen wie höheren Motive nur wenig. Angesichts der Babyleichen im Osten oder den Vorfällen in Hamburg gehen wir ebenso zur Tagesordnung über wie wir an wild gewordenen Ehemännern vorbeisehen, die ihre ganze Familie mit in den Tod nehmen. Wir fragen also nicht nach dem „Warum“, sondern nehmen hin, dass jemand tötet. Sind beide Migranten, so werden plötzlich einige Menschen in diesem Land hellwach und schreien, man müsse unsere Werte durchsetzen – geradezu so, als hätten wir nicht genug zu tun damit, unsere eigenen Werte ständig auf uns selbst anzuwenden. Doch dabei bliebt es nicht: Schon werden ganze Völker oder Religionsgemeinschaften, je nach Wahl, bezichtigt, „Ehrenmorde“ zu unterstützen.

Ganz ähnliche Unterschiede machen wir, wenn der Täter Migrant oder Schwarz und das Opfer ein weißhäutiger Deutscher ist – schon ziehen wir den Schwanz ein – und unsere Presse wagt auf nicht einmal, die Nationalität zu nennen. Doch ist das Opfer eben Migrant oder Schwarz und der Täter Deutscher, dann gehen unsere Linken auf die Straße und veranstalten ein Geschrei – und das Thema dringt bis in die hinterste Wohnstube, weil Presse, Rundfunk und Fernsehen es hoch köcheln.

Es ist nicht normal, dass wir tolerant sind ohne die Toleranz anderer vehement einfordern. Wir dürfen erwarten, dass sich der Fremde, der in unser Land kommt, den Gepflogenheit anpasst – und zwar unabhängig von seiner Religion oder Weltanschauung. Wer es nicht will, dem müssen wir deutlich zeigen, dass in diesem Lande nicht sein Recht gilt, sondern unser Recht. Wir selber müssen dies natürlich auch tun. Wenn wir im Land des Anderen sind, müssen wir deren Rechtssystem, deren Gepflogenheiten und deren Verhaltensformen akzeptieren.

Deutschland tut gut daran, wieder eine selbstbewusste liberale und demokratische Bastion zu werden – und dies auch überall zu zeigen. Es ist vor allem an der Zeit, dass dies die Linken und Intellektuellen begreifen – sonst überlassen Sie das Feld dem rechten Rand, der ohnehin schon fleißig dabei ist, die nationale Karte zu spielen, wann immer es ihr beliebt. Wir sind nicht die Nation Hitlers – aber auch nicht Nation Ulbrichts. Wir sind ganz einfach das deutsche Volk, ein verlässlicher Partner in der Europäischen Union und gegenwärtig eine der zuverlässigsten Nationen innerhalb der westlich geprägten Demokratien.

Ich weiß, dass einige von ihnen anderer Meinung darüber sind. Aber sonnen Sie sich nicht ein wenig im Anderssein? Und bedeutet das nicht auch, dass sie sich aus der Verantwortung für Deutschland herausdrücken, wann immer sie wollen? Ist es nicht so, dass sich viel von Ihnen sogar aus der europäischen Nation heraus reden? Ja, was sind Sie denn dann noch? Daisy oder Donald Duck, Bürger zu Entenhausen? Haben Sie alle vergessen, dass es eine deutsche Realität gibt, der man sich stellen muss – ob man will oder nicht? Was bitte tun Sie für ihre Stadt, ihr Bundesland, was für Deutschland und was für Europa? Sagen Sie jetzt nicht, Frau Daisy Duck oder Herr Donald Duck, sie sagten an der richtigen Stelle „Nein“. Das reicht nicht. Sie müssen schon an der richtigen Stelle „Ja“ sagen. Überlegen Sie es sich noch einmal. Es ist noch nicht zu spät.

Das wöchentliche Geblubber aus den Algen – meist sonntags

Am 26. Oktober 2003 habe ich mein erstes Geblubber aus den Algen geschrieben – es hieß „belanglose Nachrichten“ und befasste sich mit den Inhalten von so genannten Weblogs. Seither schreibe ich, wenn ich kann, jeden Sonntag einen Kommentar zur vergangenen Woche, der seit einiger Zeit unter einer eigenen Rubrik erschien – das „Algengeblubber“.

In der letzten Woche ist nun viel geschehen: Ich habe auf meiner Webseite eine neue Software (serendipity) installiert und bin somit ein wenig unabhängiger geworden. Leider bedeutet es für Sie aber auch, dass mein kleines Journal den Platz wechselt. Es wird in Zukunft anderwärts zu finden sein – die Gestaltung dürfte Ihnen bekannt vorkommen – sehpferd bleibt sehpferd.

Vorläufig freilich müssen Sie noch nicht wechseln: Die meisten Kategorien hier bleiben bestehen und sie werden mindestens teilweise noch parallel bedient. Wenn Sie dennoch sofort abonnieren wollen, bin ich dankbar. Sie können es hier tun. Der endgültige Wechsel ist ab Mitte Juli 2006 vorgesehen.

Am Sonntag ist nun die Zeit, sich einmal mit dem Thema zu beschäftigen, das jetzt in Mündern und Mäulern ist – die Moral als Kulturgut. Falls Sie sich noch erinnern: Es ist schon einige Zeit her, seit deutsche Politiker, namentlich Katholische, sich ein „Abendland“ zurechtbasteln und darin Wertmonumente aufstellten – sie nannten es „Leitkultur“, oft mit dem Zusatz „Abendländische“, teils aus Überzeugung, teils aus Tarnung. Wo es Überzeugung war, und noch ehrlich gemeint wurde, versagt die Kritik: Doch wo es nichts als Tarnung und Täuschung war, da wurden die Kritiker hellhörig – und ich selbstverständlich auch.

Sehen Sie, liebe Leserinnen und Leser – sie erkennen die hinterlistigen Trickser an ihren Worten – ein Merkmal: Sie benutzen „Abendland“ in einem Atemzug mit „Multikulti hat versagt“. Sie sind Lügner, weil das Abendland bereits eine Multikultur darstellt – eine Kulturvermischung, sozusagen. Der zweite Trick: Die Lehren der Katholischen und zum geringeren teil auch der evangelischen Kirche zum Maßstab zu machen: Dies ist gerade in exemplarischer Weise geschehen durch Frau von der Leyen. Sie kann auf Vorbilder der Nachkriegsgeschichte zurückgreifen: Bei Old Conny hatte der konservative Katholizismus stets Vorrang, wenn es um die Moral ging. Schon in der jüngeren Vergangenheit konnte man dies erkennen: Die CDU spricht immer zuerst von einem „Christlichen Abendland“ bevor sie die Kurve zu einem „Christlich-Jüdischen Abendland“ bekommt – und ein paar von den Damen und Herren werfen dann auch den Intellektuellen noch ein paar Brotkrumen hin und fügen noch ein „humanistisch“ hinzu.

Sinnigerweise stammt einer der wichtigsten Fähigkeiten des Abendlandes, das Denken in Zahlen und Fakten, von den Griechen, die es bei den Arabern gemaust haben. Diesem Denken freilich muss ein Konterpart beigegeben werden: das Teilen der Güter und die Einbindung derjenigen, die zeitweise oder dauerhaft nichts Erkennbares für die Gemeinschaft leisten können.

Ich habe oft gefragt, wozu wir dazu nun unbedingt ein Christentum brauchen – und ich sage klar und deutlich: Dazu brauchen wir es nicht – die Zehn Gebote mosaischer Prägung reichen völlig aus – und was den weltlichen Teil betrifft, so knüpfen wir eben an die Französische Revolution an: Freiheit, Gleichheit und Gerechtigkeit. Das Christentum aber lassen wir schön dort, wo es hingehört – in den Kirchen, oder besser noch, in den Köpfen.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen (heute von zwei Stellen aus) einen schönen Sonntag.

Das wöchentliche Geblubber aus den Algen – meist sonntags

Mir wird immer deutlicher, wie tief ich mich in eine Scheinwelt hineinbegeben habe: Die Welt, die sich aus den Bestandteilen des Webs ergibt, ist eine andere als die, die ich mit Augen, Ohren und Haut erfahren kann. Nicht, dass ich es nicht schon vorher wusste – wie oft habe ich schon geschrieben, dass im Web eine Art Kasperltheater veranstaltet wird? Wie oft habe ich das Lied strapaziert, in dem es (dort mundartlich) heißt „Man braucht einen Kasper und eine Gretel, eine Großmutter und ein Krokodil“. Am besten geht die Show, wenn Gretels von Krokodilen bedroht werden: Dann kommen die Kasper von überall mit ihren Klatschen herbeigestürmt, Krokodile verprügeln. Das Publikum klatscht Beifall. Man packt die Kasperbude ein – man muss ja morgen wieder woanders spielen.

Ich fühle mich erinnert an Alice, als sie in die Spiegelwelt kommt: Dort spielt man zwar nicht Kaspertheater, aber Schach. Die Welt hinter den Spiegeln zerbricht, als Alice Königin wird – der Weg hinaus ist der Weg hindurch. Vielleicht könnte man die Spiegelweltbewohner durchaus mit den Menschen vergleichen, die sich in die Webwelt einkasteln: Erst, wenn sie hindurch sind, dürfen sie wieder hinaus – und manche bleiben lieber da, weil es bequemer ist. Die virtuelle Hängematte ist eben bequemer als die Konfrontation mit dem Dschungel da draußen – und dort ist es auch wesentlich schwieriger, wieder zu entfliehen, wenn einem der Tiger im Nacken sitzen sollte statt des Schalks.

Sehen Sie- das ist der Unterschied: Ihr Schachspiel im Web können sie immer wieder mit Figuren bestücken – Bäurinnen und Bauern finden sich leicht, Türme auf Zeit auch, Springer sowieso immer – die Königinnenrolle oder Königsrolle besetzen Sie selbst – und schon können sie spielen (und selbstverständlich schummeln) wie sie wollen. Im Web jedenfalls. In der Realität können Sie das nicht. Da muss der Fels in der Brandung schon stehen bleiben, wenn die Horde marodierender Bauern anrückt. Und man selbst? Passt denn die Königinnenrolle, die Königsrolle überhaupt?

Ist Kasper König? Ist Gretel Königin? Wenn man die Dinge in anderem Licht sieht, wird klarer, was man ist: ein Mensch eben. Jemand, der eine Hütte bezog dort im Dschungel und die Affenhaare dabei weitgehend verlor. Jemand, der vor einer Glaswand sitzt und sich dort eine Scheinwelt vorgaukeln lassen kann – oder auch eben nicht. Sagen Sie jetzt nicht, dass ja auch hinter der Glaswand nebenan ein nackter Affe sitzt, dem es genau so geht. Dazu müssen Sie ihn aber erst hervorlocken – und dann sind wir wieder da, wo sich die Welt mit Augen, Ohren und Haut erfahren lässt.

Das wöchentliche Geblubber aus den Algen – meist sonntags

Letzte Woche: Riesenaufschrei in Bloggersdorf. Sie erinnern sich? Eine Dame hatte einen Beitrag über eine Freundin, den sie bestenfalls vom Hörensagen kennen konnte, ins Netz gestellt. Der Ex-Arbeitgeber der Freundin beauftragte seinen Syndikus, sich um die Sache zu kümmern, was ein Lawinchen ins Rollen brachte – mindestens ein Wortlawinchen.

Fragt sich, wem es nützt. Der Dame, einer Bloggerin, nützt es nichts: Ob ein paar Leute mehr oder weniger ihr Weblog lesen, kann ihr letztlich egal sein –sie verdient ja nichts daran. Dass sie ins Gerede gekommen ist, nützt ihr deswegen auch nichts – sie hat persönlich nichts davon – und den Ärger hat sie noch dazu. Also: Verlierer Nummer eins. Der Freundin nützt es auch nichts – sie bekommt den Job ja nicht dadurch wieder, dass irgendeine Bloggerin die Organisation schlecht schreibt, gegen die der Artikel sich richtete – und sie glaubt wahrscheinlich bis heute, dass ihre Verhaltensweise klug und richtig war – also Verliererin Nummer 3. Die Organisation, gegen die sich alles richtete, hat den Schaden und wird dafür noch verspottet – Verlierer Nummer drei. Journalisten, die sich für die Organisation im nachhinein, wenngleich nicht immer ganz korrekt, einsetzten, werden mit Häme bedacht – Verlierer Nummer 4 und 5 (weil es deren Zwei waren). Die Blogger? Sie sind Verlierer und Gewinner gleichzeitig: Gewinner, weil sie mal zwei bis fünf Tage zeigen konnten, was für große Macker sie sind und wie sehr es ihnen darum geht, die arme junge Frau zu schützen, und Verlierer, weil sie abermals nichts Positives getan haben, sondern etwas im Prinzip Negatives. Ja ich weiß, sie fühlen sich wie die Robin Hoods der Neuzeit. Nur dass Robin Hood sein Leben einsetzte. Blogger hingegen sitzen hinter ihren Bildschirmen und grinsen sich was.

Die Frage, was Blogger nützen, kann, darf und muss gestellt werden. Einige nützen sich selbst – dagegen ist nichts zu sagen. Aber unter Gemeinnutz stelle ich mir etwas anderes vor. Cem hat es diese Woche auf den Punkt gebracht: Was können wir für gegen die Armut tun? Wenn Blogger denn Macht haben, warum nutzen sie diese nicht wenigstens positiv? Die Antworten überlasse ich meinen Leserinnen und Leser – ich selbst habe lange genug versucht, Blogger zum gemeinsamen Handeln (nur gemeinsam, also unabhängig von positiv und negativ) zu bewegen – und zwar themenbezogen. Das gelingt bekanntlich nicht - demnächst werden derartige Geschäfte wahrscheinlich kommerzielle Medienkonzerne übernehmen. Satt dessen tingeln inzwischen Blogger durch die Städte und lassen sich vorführen wie die Zirkustiere – was für ein Erfolg!

Bleibt Berlin, bleibt die Schule, bleibt die so genannte Integration. Zunächst zur Integration: Ich wäre schon froh, wenn alle Deutschen gemeinsam positive Dinge angehen würden, wenn alle Deutschen wenigstens in der Öffentlichkeit die deutsche Sprache nutzen würden und nicht die Dialekte, die sie in ihren Familien sprechen – das ist für mich Integration. Integration heißt auch, wenigstens mit seinem Wissen und Können für Deutschland und Europa einzutreten und dabei nachhaltig die europäische Integration zu fördern. Dann können wir mal gucken, ob wir die Ausländerkinder (nicht die Ausländer) dazu bringen können, Deutsch zu sprechen und europäisch zu denken. Das könnten wir natürlich –wenn man ihnen spätestens mit fünf Jahren deutschen Sprachunterricht geben würde und anschließend deutschen Förderunterricht. Kinder lernen schnell. Integration misslungen? Bullshit. Die Integration von vielen tausend Ausländern ist gelungen. Und: In der Presse ist plötzlich von „Arabern“ die Rede. Waren es nicht gestern noch Türken und Russen, die als Buhmänner gehandelt wurden? Ich kann mich, mit Verlaub, noch an Zeiten erinnern, als es Italiener, Spanier und Griechen waren.

Die Schule? Alles gesagt. Die deutsche Schule ist zwar insgesamt krank, aber Bildung ist Ländersache – und da kann dann eben Bayern oder sonst ein Bundesland behaupten, sein Schulwesen wäre etwas weniger krank. Auch eine Möglichkeit, wieder neues Dummgeschwätz in die Welt zu bringen.

Und Berlin? Seht auf diese Stadt, seht auf ihre Landesregierung – und das heißt: Guckt ihr in Zukunft viel genauer auf die Finger – und seht euch selbst öfter mal im Spiegel an, damit ihr den Hauptverantwortlichen für die Misere erkennt.

In diesem Sinne wünsch ich Ihnen allen ein schönes Wochenende.

Das wöchentliche Geblubber aus den Algen – meist sonntags

Wenn der leidige Wohnungsverkauf nicht wäre – ich wäre schon etliche Schritte weiter. Samstag wieder so ein Anruf: „Ach, dort ist Ihre Wohnung – nein das ist mir zu laut“. Nun ist meine Wohnung zwar an einer Hauptstraße, aber die ist längst nicht mehr Hauptverkehrsstraße – sehr zum Leidwesen der Anwohner zweier anderer Straßen, in die der Verkehr jetzt fließt – dank einer Tunnellösung bei der S-Bahn, aber auch, weil die Straße für den LKW-Verkehr weitgehend gesperrt wurde. Man kann sagen: „Käufer sind halt kritischer geworden“, aber man könnte mit dem gleichen Recht sagen: „Deutsche wollen halt die eierlegende Wollmilchsau“. Natürlich gibt es Häuser auf vereinzelten Grundstücken, die sowohl von einem Gärtchen umgeben sind, als auch an weitgehend ruhigen Straßen liegen und die dennoch zentral genug sind – aber die werden so gut wie nie verkauft. Wie auch immer – ich muss mich um die Sache kümmern – und das kostet Zeit und viel, viel Geduld. Denn das Verkaufen selbst macht auch nur dann Freude, wenn sie tatsächliche Interessenten haben und nicht dieses dümmlichen Besichtigungstouristen, die in Wahrheit gar nicht kaufen wollen – und die Masse merkwürdiger Makler, die sich um Schnäppchen bemühen, um selbst ein attraktiveres Angebot zu haben.

Sehen Sie, ich kann so etwas aushalten. Doch wenn einem dieses lachhafte Sozialdemokratie dann noch mit Sprüchen kommt wie „Eigentum verpflichtet“, die, obwohl in unserer Verfassung ohnehin verankert und nicht sozialdemokratisch, von den meisten Haus- und Wohnungsbesitzern geradezu übererfüllt werden, dann wird man nun mal eben zornig – selbst dann, wenn diese Sprüche gar nicht in erster Linie an die Wohnungsbesitzer gerichtet wurden, sondern als Lockmittel für Wähler dienen sollten.

Die Kinderdiskussion – in der Öffentlichkeit gottlob wieder eingestellt, weil hirnrissig, ist dies Wochenende in den Leserbriefspalten. Richtig ist dies: Wir haben uns an eine Gesellschaftsordnung gewöhnt, in der „Wohlgefühl“ überwiegend käuflich ist – und nicht durch die Menschen im Land vermittelt wird, wie aus dem Leserbrief in der „Badischen Zeitung“ hervorgeht. Ich denke, das ist ohnehin das Problem in Deutschland: Man muss die Schuld an den Verhältnissen endlich bei sich selbst suchen und nicht diesen Unfug von der „sozialen Gerechtigkeit“ nachplappern.Doch solche positiven Beiträge werden schnell wieder konterkariert: Denn schon der nächste Leserbriefschreiber stellt die Frage, ob man nicht einfach das Kindergeld erhöhen sollte – und gibt abermals den Politikern die Schuld an der angeblichen Misere. So wären dann also wieder beide Seiten präsent – und der Bürger wieder beruhigt, denn wo es zwei Meinungen dieser Art gibt, muss man sich ja nicht entscheiden: Entweder der Staat ist schuld oder man selbst. Bequemer ist allemal: „Der Staat ist schuld“. Wir doch nicht. Dazu passt das blödsinnige Bloggeschwafel: „Ihr – ich nicht“, wenn es um Deutschland geht.

Mal von Westdeutschland aus gesehen (Ostdeutschland kann ich nicht so gut beurteilen): Haben sie etwa Ihre Großeltern (wenn Sie jetzt um die 20 oder 30 sind) auf den Staat verlassen, als es darum ging, die deutsche Wirtschaft wieder aufzubauen und ein soziales Leben neu zu definieren? Nein, haben sie nicht – sie haben ihre Welt selbst mit Mühe, Schweiß und manchen Tränen aufgebaut – überwiegend, damit es der Kindergeneration (den heute über 50-jährigen) einmal besser gehen sollte. Wenn sie sorgfältig lesen, fehlt hier die Generation der Menschen um die 40 – etwa die ab 1968 Geborenen. Was ist mit Ihnen? Sie stehen in der Blüte ihrer Schaffenskraft – wäre es nicht nur recht und billig, wenn sie, denen sehr viel geschenkt wurde, sich nun engagieren würden für Jung und alt? Sie tun es viel zu selten. Wahrscheinlich wurde ihnen einfach zu viel geschenkt.

Uns Deutschen wird heute nicht mehr viel geschenkt –wir verfügen zwar über eine starke Wirtschaftskraft, doch wandelt sich unsere Wirtschaft stark. Wir können gegen den Wandel protestieren oder ihm folgen. Wer protestieren mag – nun, der soll es tun. Eine Dauerbeschäftigung ergibt sich nicht daraus. Wer ihm folgen will, sollte sich darüber klar sein: Statt „mehr Kinder“ eine qualifiziertere Ausbildung der Kinder, die es heute schon gibt. Denn eines muss deutlich werden: Ungelernte Metallarbeiter, die Spitzenlöhne nach Haus tragen, wird es in Deutschland immer weniger geben. Wer kaum etwas lernt und auch nichts wagt, muss sich eben als Zimmermädchen oder Aushilfskellner verdingen. Auch das ist eine der bitteren Wahrheiten, die es zu vermitteln gilt – bevor man die Kinderdiskussion überhaupt anfängt.

Allerdings: heute ist ja Sonntag - und bei uns im Schwaben- und Badenerland ist Wahltag. Da wünsche ich noch einen schönen Sonntag (bei uns gemischt sonnig) und dass möglichst viele Menschen zur Wahl gehen.

Das wöchentliche Geblubber aus den Algen – meist sonntags

Letzte Woche war mal wieder Kinderwoche, weil angeblich zu wenig Deutsche geboren werden – und wenn Kinderwoche ist, dann ist auch immer Rentenwoche, und sobald von der Rente die Rede ist, kommen die Sozialneider wieder aus ihren Löchern heraus. Sie fordern frech und unverhohlen in der einen oder anderen Sprachregelung, dass kinderlose Ehepaare und ebensolche ledige Menschen bestraft werden müssen – dort, wo es weh tut: Am Geldbeutel.

In Wahrheit heißt das Thema natürlich deutsche Neiddiskussion: Jeder neidet dem anderen das, was er mehr hat, und wenn das nicht mehr geht, dann neidet man ihm das, was er Gleiches hat und bezichtigt ihn des Sozialverrats. Ein anderes Wort, von den Linken erfunden, ist die SozGe, die angebliche „soziale Gerechtigkeit“ – gerecht ist demnach immer, wenn die einen für die anderen bezahlen, obwohl sie gar nicht wissen, wohin das Geld eigentlich fließt: ein typisch Beispiel ist das Kindergeld – wir wissen als Steuerzahler nicht, ob es wirklich für die Kinder verwendet wird, aber wir spendieren es dennoch reichlich. Zudem – und dies setzt der Frechheit die Krone ins Gesicht – sind nicht alle Kinderlosen Kinderverweigerer. Wohl jeder kennt irgendein Paar, dass sich bis zur Erniedrigung quält, um Kinder haben zu dürfen – sollen diese nun etwa auch noch von der vereinigten politischen Gutmenschen-Meinungsbildung (ich vermeide das Wort „Hetze“, obwohl man es hier durchaus verwenden könnte) noch mehr bestraft werden, als sie es ohnehin schon sind?

Diese Diskussion müsste eigentlich als „nationalistisch“ verteufelt werden, aber da sie von Mitgliedern aller Parteien ja irgendwie mitgetragen wird, traut sich keiner, sie so zu nennen. Denn: Die Kinder, die heute in Deutschland geboren werden, dort ausgebildet werden und gar studieren, müssen nicht zwangsläufig auch in deutsche Rentenkassen zahlen: sie sind weltweit so begehrt, dass sie ihr Auskommen überall finden können – und auf der anderen Seite müssen die, die später in Deutschland Arbeitnehmer sind, nicht zwangsläufig Deutsche sein. Mancher Pole, Ungar oder gar Rumäne würde sich freuen, in Deutschland arbeiten zu können.

Man sieht: Die Rechnung: Deutsche, produziert Kinder für deutsche Rentenkassen, geht nicht auf. Und deswegen ist es ein nicht unerhebliches Anzeichen von Geistesverwirrung, wenn man versucht, Kinderlose zu bestrafen. Falls sie noch mal abgewatscht werden wollen, liebe Andersdenkenden: die ledigen und Kinderlosen bezahlen seit Jahrzehnten die Krankenversicherung, die Schulen und die Universitäten für Sie mit. Vielleicht sollten Sie ausnahmsweise einmal dankbar dafür sein – falls sie so etwas als Deutsche überhaupt können.

Einen schönen Sonntag? Nur für die, die frei von Sozialneid sind.

P.S. Bitte entschuldigen Sie, wenn ich auf die bislang eingegangenen Stellungnahmen noch nicht geantwortet habe. Ich bin gegenwärtig nicht permanent Online, da ich mich auf Reisen befinde.

Das wöchentliche Geblubber aus den Algen – meist sonntags

Dieser Tage bewegten mich andere Dinge als das Web, die Blogs und selbst die menschliche Kommunikation. Zu solchen Zeiten schreibe ich einfache Texte, irgendetwas, was mir gerade in den Sinn kommt. Dann lese ich zum Beispiel mal wieder, was Jane Duval so weiß oder amüsiere mich über Fleshbot. Dann muss auch mal Gramse warten, dieser alte Spinner – Maslows Bedürfnispyramide kommt in den Vordergrund: Erst das, was die Existenz betrifft, dann der Rest.

Der Rest besteht aus dreierlei: erstens, das Zeug loszuwerden, das sich hier in Jahren angesammelt hat, zweitens, den großen Rest bei der Abfallverwertung abzulegen und drittens, den letzten Rest professionell entsorgen zu lassen - und dann wieder zuzulassen, an etwas Anderes zu denken. Fortschritte gibt es: Der Inhalt von Keller Nummer 1 wurde der Besitzerin mit unsäglichen Mühen und Zusatzkosten wieder zugeschickt, nachdem ich einen umfassenden Einblick darin bekam, wie flexibel deutsche Spediteure sind – erledigt wurde das Ganze dann durch einen Startup-Unternehmer, nachdem ich mir vom offiziellen Spediteur zum dritten Mal das Lamento von „geht nicht, wir nicht, nie und nimmer“ angehört hatte. Fortschritt Nummer 2: Aus allen Ecken kommen noch (mehr oder weniger) stilvolle Artikel aus Dänemark wieder hervor, teils noch aus erster Ehe und davor – die kommen jetzt zu Ebay. Die Schallplatten wurden privat verkauft – na also.

Leider immer noch nicht verkauft: meine Wohnungen. Zwei feste Interessenten hatten nicht genügend Geld, mit zweien gehen die Verhandlungen noch weiter. Letztes Ereignis: Da kommt ein Wohnungsmakler daher, der behauptet, der maximale Quadratmeterpreis für die Lage hier sei 1100 Euro, während bisher alle davor gewarnt haben, zu solchen Schnäppchenpreisen zu verkaufen. Mir scheint dies auch logisch: Ich habe eine besonders stilvolle, sehr helle und gut renovierte Wohnung in einer Lage, in der sich Nachbarn nicht gegenseitig stören, und die man auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln sehr gut erreichen kann. Das ist für Baden schon etwas Besonderes. Dass Schnäppchenjäger die Wohnung kaufen, glaube ich ohnehin nicht – dazu ist sie nicht konservativ genug. Ich habe die Wohnung schließlich damals auch nicht nach dem Quadratmeterpreis, sondern nach dem Zuschnitt der Wohnung gekauft. Damit ich nicht falsch verstanden werde: Ich habe nichts gegen Makler – sie haben mich sowohl beim Kaufen wie auch beim Verkaufen schon hervorragend beraten – und ich bin nicht schlecht damit gefahren, ihren Rat auch anzunehmen. Nur hat mir noch keiner geraten, meine Wohnung von vornherein zum Schnäppchenpreis anzubieten.

Also geht der Kampf noch ein bisschen weiter – ziemlich auf Kosten meiner schriftstellerischen Arbeit und der Vorbereitung anderer Dinge, die auch für meine Zukunft wichtig sind – doch wie sagt man: Erste Dinge zuerst. Also werde ich wohl noch ein bisschen mehr Kraft in den Verkauf meiner Wohnung(en) stecken müssen und in andere schnöde materielle Dinge.

Und das am Sonntag? Na klar am Sonntag. Wann habe ich sonst Zeit dafür? Einen schönen derartigen, bevor ich es vergesse.

Das wöchentliche Geblubber aus den Algen – meist sonntags

Heute Morgen gingen die Menschen auf der Fahrbahn der Hauptstraße, um ihre Brötchen zu kaufen – die Gehwege waren wegen der Schneemassen unpassierbar. Als unerwünschter Nebeneffekt zeigte sich, dass gestern einige Wohnungsinteressenten absagten – eingeschneit. Allerdings hatte ich auch einige sehr interessante Verkaufsgespräche, und dieses Mal bin ich zuversichtlich, meine Wohnungen auch wirklich zu verkaufen – „verkauft“ waren sie ja schon zwei Mal im Sinne von „fest zugesagt“ – nur: Diese Leute hatten ihre Rechnung nicht mit der Bank gemacht. Schade. Es war ein junges Paar darunter, denen ich das Juwel, meine 3-Zimmer-Wohnung, sehr gerne verkauft hätte.

Inzwischen scheint die Sonne, die Temperaturen steigen auf über acht Grad, und nachdem zwei Drittel meiner Fernsehschüssel aufgetaut war, konnte ich auch wieder Astra-Programme empfangen, und nun auch wieder Hotbird, währen mein Auto immer noch ein Schneemonument bildet – gemeinsam mit dem dahinter befindlichen Strauch, eine Einheit, sozusagen. Aber ich kann ein paar Tage ohne Auto leben – dann fahre ich eben mit Bus und Bahn.

In den letzten Tagen habe ich über ganz andere Dinge nachgedacht: Gestern war es die sogenannte „soziale Kälte“. Ein Schlagwort. Man würde ja so gerne den Staat dafür verantwortlich machen - und die Linkspartei kocht darauf ja auch ihr rotes Süppchen. Aber in Wahrheit sind wir es, die soziale Kälte verbreiten, nicht der Staat.

Ähnlich verhält es sich mit der 12-jährigen Mutter. Niemand hat hingeschaut. Alle haben vorbeigeschaut – und wo sind denn nun die Gutmenschen, die jetzt ihre Hilfe anbieten? Vielleicht sehen wir sie ja wieder – bei einer neuen Initiative gegen Abtreibungen? Ach, wie billig sind Worte doch für diese so genannten „Gutmenschen“ – sie kosten nicht einmal Centbeträge.

Ich höre das Sozialgelaber im Netz sehr wohl. Die Menschen, die solche Worte in den Mund nehmen, verdrängen erfolgreich, dass „soziales Handeln“ auch „soziale Verantwortung“ einschließt – und so sind die Soziallaberer im Netz in nichts besser als die Abtreibungsgegner – sie spielen mit billigen Worthülsen herum und ignorieren den Menschen. Dass andere dies auch tun, ist keine Entschuldigung.

In meiner Gegend ist nach dem Schnee noch allerlei gefällig – zum Beispiel, dass hier immer noch Fastnacht ist – heute in Weil am Rhein und ab der Nacht zum Montag dann in der Stadt Basel. Heute Nachmittag werde ich mal durch den Schnee stapfen und sehen, was die feuchten Schneemassen hier alles angerichtet haben. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen einen schönen Sonntag.

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Mehr und mehr glaube ich zu erkennen, dass Blogs und andere „neue“ Medien eine praktische Verwendung finden – schließlich tue ich selbst nichts anderes, als meine Webseite mit Blogs zu kombinieren – das tun mittlerweile sehr viele Leute – und ich denke, damit sind wir alle gut beraten. Selbst Jane Duval, die persönlich eher zurückhaltende Rezensentin von Erotikseiten, hat es jetzt getan – und erweist sich dabei durchaus als Moralistin. Ich denke, im Grunde sind viele der Leute, die sich mit Erotik beschäftigen, in Wahrheit Moralisten, während die vorgeblichen Moralisten eher Ignoranten sind, die nichts wirklich verstanden haben. Ich denke, ich werde bald einmal darüber schreiben.

Apropos Erotik: Die absolut extremen Webseiten der Partnerbranche haben den Wert der Blogs längst erkannt * – und sie unterscheiden sich in fast gar nichts von den Blogs anderer Menschen. Was sehr interessant ist: Frauen sind auf Seiten, in denen Extermerotik angeboten wird, zwar in der Minderzahl, doch sie scheinen häufiger zum Bloggriffel zu greifen - jedenfalls außerhalb Deutschlands. Offensichtlich zahlt es sich aus: Das kann bei vielen Damen, die an solchen Orten inserieren, wohl wortwörtlich genommen werden. Schon seit Langem macht es ja Escortblog vor, wie es in der Branche der offenkundig selbstständigen Dienstleisterinnen geht.

Auf der anderen Seite erleben wir völlig fruchtlose – und gelegentlich absolut hirnlose – Diskussionen um solchen Unfug wie „Web 2.0“ oder die „Bloggosphäre“. Das sind kleinliche Scharmützel, um sich in einer „virtuellen Anderswelt“ zu behaupten und den großen Macker herauszukehren (große Zicken konnte ich nicht in erwähnenswerter Anzahl entdecken). Wie ich schon anderwärts schrieb: Sie können Beziehungen zwar über das Internet anbahnen, aber wenn es zum „Natursprung“ oder zu einer anderen „Trau-Schau-Wem“-Situation kommt, ist das persönliche Beschnüffeln unerlässlich – von anderen Lebensäußerungen einmal abgesehen, oder ganz trivial: Pinkeln können sie virtuell auch nicht.

Inzwischen haben sich die Vorzeigefiguren der Bloggerei wohl damit abgefunden, unter sich zu sein, Interviews zu geben und sich gegen ein paar Talerchen nebst Buffet vorführen zu lassen wie die Zirkuselefanten. Das alles hat mit dem Medium schon gar nichts mehr zu tun – eher schon mit einer neuen künstlichen Wichtigkeit – so ungefähr, wie dies bei manchen Promis der Fall ist. Fehlen nur noch die heimlich aufgenommenen Aktfotos – aber dem steht ja nichts im Wege.

Ja, ich weiß – Sie betreiben ein Blog aus Freude am Schreiben, Gutmenschensinn, Selbsterfahrung oder missionarischem Eifer. Dann trifft das, was ich geschrieben habe, auf Sie ja nicht zu. Und in diesem Sinne dann – einen schönen Sonntag.

* Anmerkung: Ich verlinke nicht zu Seiten, bei denen offenkundig ist, dass extreme pornografische Fotos zwar verboten sind, aber dennoch genutzt werden, um Kunden anzulocken

Das wöchentliche Geblubber aus den Algen – meist sonntags

Es gab einmal eine Zeit Mitte der 70er Jahre des vorigen Jahrhunderts, als alle Welt glaubte, man müsse sich nun über die psychischen Prozesse, klar werden, namentlich über unsere (zuvor etwas vernachlässigte) Gefühlswelt. Bis dahin geltende Regeln und Normen wie zum Beispiel das Schutzbedürfnis der Privatsphäre oder die Konversationsregeln, aber auch regionale Besonderheiten wurden als ungültig erklärt und über den Haufen geworfen. Es gab kaum einen Fernseh- oder Rundfunksender oder eine Illustrierte, der nicht bei der Gefühlsmasche mitmachte, und plötzlich entstand eine Flut von Büchern, die alle nur ein Thema hatten: Psychologie (oder jedenfalls das, was die Autoren dafür hielten), bis es schließlich Bücher über diese Bücher gab – der Psychoboom trieb merkwürdige Blüten – inklusive der Flüge angeblich namhafter Psychotherapeuten nach Poona, die sich anschließend in orange Gewänder hüllten und sich merkwürdige Beinamen gaben.

Heute sind wir uns wenigstens wieder darüber klar, dass ein Engländer anders kommuniziert als ein Italiener, und dass sich die Verhaltensweisen eines Finnen sowohl von denen des Engländers wie auch von denen des Italieners unterscheiden – und wir respektieren auch sonst wieder die Unterschiede zwischen Menschen, die eben nur im psychologischen Gefühlskitsch alle gleich waren, in ihren realen, differenzierten Gefühlen aber durchaus unterschiedlich.

Ich muss Ihnen sagen, warum ich das schreibe: Wie nämlich die große Mehrheit an dergleichen nicht interessiert war, ja, die ganze Entwicklung schlicht ignoriert hat – und sie hat keinen Schaden daran genommen. Es war ein reines Produkt des Zeitgeistes, das religionsähnliche Gruppen und geschickte Geschäftemacher dazu nutzten, sich entweder wichtig zu machen oder gewaltig abzusahnen. Die Imperien brachen beinahe schlagartig zusammen und mit ihnen die Gurus, die in den Großstädten falsche Predigten zugunsten der neuen Psychoreligionen hielten – und ein bisschen roch alles nach Betrug.

Warum ich Ihnen das nun wieder erzähle? Weil es angeblich eine wichtige soziale Idee war, eine, die Menschen vereinte. Wie eben auch die Blogmanie mit allen ihren falschen Perlenketten, die sich die Animateusen und Animateure umhängen, ihrem ständigen Gebrabbel von sozialer Software und dem Willen, Menschen zusammenzubringen. Nein, es ist keine Luftblase, es ist eine religionsähnliche Verführung auf das virtuelle Glatteis des Web-Nirvanas, an dessen Ende die Vereinzelung, die Einseitigkeit und nicht zuletzt die Vereinsamung eher zu- als abnehmen wird.

Zu den Zeiten, zu denen ich weniger gründlich nachdenke, kann ich es auch einfacher sagen: Das Ganze ist, mit Verlaub, nicht viel mehr als ein Kaspertheater – und nur die Rollen von Kasper und Krokodil werden ständig neu besetzt.

 

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