anstoss

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zeit geschehen

Wenn irgendjemand die Grenzen zwischen Redaktion und Promotion auf die leichte Schulter nimmt, dann ist es T-Online. Wer einen Artikel „Endstation Sehnsucht - Überlebenshilfe für die Fernbeziehung" anklickt, landet auf T-Onlines Promotion-Seite für T-Onlines heftig gesponserten Partner match.com.

Dabei haben die Jungs von T-Online Recht: Der neue Volkssport „Partnersuche im Internet" führt tatsächlich dazu, dass immer mehr Beziehungen zu Fern-Partnerschaften werden, oder wie T-Online dichtet: „Was früher nur den Seenmannsbräuten bestimmt war, ist mittlerweile das Schicksal vieler Paare." Wohl war. Doch dass sich daraus resultierend „am Sonntagabend auf deutschen Bahnhöfen wahre Dramen" abspielen, ist wohl etwas übertrieben - kann aber auch sein, dass Sehpferd so etwas nicht sieht, weil er sich dann auf Schweizer Flughäfen herumtreibt.

Indessen wäre es wirklich sinnvoll, einmal zu untersuchen, wie sich das Internet auf die Partnerbeziehungen auswirkt. Doch bis die Damen und Herren Soziologen in die Startlöcher gekommen sind, ist der Trend möglicherweise schon wieder vorbei.

Schön, wenn Menschen sich Sorgen machen – vor allem um das Wohlergehen anderer. Natasha Walter, Journalistin beim Evening Standard, Kolumnistin und Autorin des Buches „The New Feminism (1998)“, nutzt die Pornografie, um sich Gedanken über das Schicksal der Darstellerinnen zu machen. Wie die Dame nun für „ThisisLondon“ schreibt, sähe man in letzter Zeit viel zu sehr "die im Lichte stehenden", während man die im Dunkeln nicht wahrnähme.

Wie sie erwähnt, sei es merkwürdig, dass immer die Aktricen im Vordergrund stünden, die ihren Beruf positiv sehen würden, während andere, die durch „Armut“ und dem Fehlen von Alternativen dazu „gezwungen“ würden, einer solchen Tätigkeit nachzugehen.

Nun ja, Frau Walter, danke für den Hinweis. Vielleicht hätten sie noch erwähnen sollen, dass auch Porno-Darstellerinnen und noch andere Beschäftigte im Rotlicht-Gewerbe zu einem großen Teil Schauspielerinnen sind. Und während niemand fragt, ob die jugendliche Geliebte im Theater gerade neben ihrer Regel die Grippe und einen akuten Ehekonflikt hat, muss man sich selbstverständlich darüber Gedanken machen, ob Pornodarstellerinnen vielleicht „innerlich schreien, während sie äußerlich lachen“.

Eines ist jedenfalls klar: die neue Tendenz, das Rotlichtgewerbe mit ganz normalen Maßstäben des Zeitgeschehens zu messen, passt vielen Ideologinnen und Ideologen nicht in den Kram.

der Artikel, aus dem zitiert wurde, ist mehr als die Quelle dieses Beitrags und absolut lesenswert (in englischer Sprache)

This is London

Was an Weihnachten so sexy ist? Oh, ich habe diese Frage im letzten Jahr in einem Forum gestellt (in einem erotischen Forum, um präzis zu sein) und habe mich von katholischen Doppelmoralisten ziemlich in die Ecke stellen lassen müssen. Dabei hat Weihnachten mitsamt dem gleichnamigen Baum und dessen Lichterglanz mit Christentum äußerst wenig zu tun: das alles repräsentiert eher die Sonnenwendfeier als die Geburt des neuen Religionsstifters aus dem Orient.

Wie auch immer: Weihnachten allein zu sein ist alles andere als sexy, wenn die Bürger rundum in Familie und Friede, Freude, Eierkuchen machen, bevor der gegenseitige Zerfleischungskampf wieder losgeht.

Oder kann Weihnachten etwa doch sexy sein? Erinnert es nicht auch an rote Dessous, erregende Wachsspiele und die Rute. Die allein Weihnachten mal ganz unauffällig in der Wohnung liegen kann?

Wie auch immer - es sind nur noch etwa acht Wochen bis Weihnachten - und bis dahin werde ich noch öfter fragen, was an Weihnachten so sexy ist ... und manchmal lebhaft „die Weihnachtsfeier des Seemannes Kuddel Daddeldu" rezitieren: „Daddeldu liebte solch freie, offene Reden, deswegen beschenkte er auch gleich den „König von Schweden". Er schenkte ihm Feigen und sechs Stück Kolibri und sagte „da nimm, du Affe". Daddeldu sagte nie "Sie"".

sexy christmas weihnachten

© sehpferd 2002
Schaufenster in Basel (CH), Weihnachten 2002

Es wird behaupt, dass die Erotik-Chats sterben - teils, weil die nunmehr erforderliche Moderation zu teuer wird, teils, weil es Erwachsene einfach langweilt, das virtuelle Höschen auszuziehen. Was meint ihr?

Erotik-Chats wird eine schlechte Zukunft vorausgesagt: Die Betreiber haben einfach keine Lust mehr, das Risiko zu tragen ausgerechnet in ihrem Chat Begegnungsstätten von Minderjährigen mit älteren Herrschaften aufzufinden – etwas, das auch durch Moderation nicht immer verhindert werden kann. Doch auch die Benutzer haben die Nase voll: Nach und nach finden viele, dass es nicht sehr erwachsen ist, sich nächtelang in Kindersprache anzulallen, und die abgetrennten roten Vorhänge zu den Separees in den Chats bringen keine tatsäschliche Befriedigung, meinen viele. Was meint ihr? Hier geht es zur Umfrage > [Es existiert keine Umfrage mit der ID 109!]

Während die Erfolgreichen unter den Frauen sich die Männer heute wie die Rosinen aus dem Kuchen picken können und dabei immer noch entscheiden, ob sie das Objekt ihrer Wahl als bloßen Orgasmenbringer oder als Freizeitpartner behandeln wollen, fallen schlecht ausgebildete Männer immer mehr ins Partnerloch: Ihnen bleibt der Puff oder eine gekaufte Auslandsbraut. Doch auch unter den Frauen gibt es Verlierer, die ihren Frust damit bekämpfen, nachts in den Chatboxen zu wildern und das dort lagernde Männermaterial - in den meisten Fällen Verlierer wie sie - nach Kräften zu verwerten.

Und was meint ihr? Trifft das alles zu?

Sollten Lehrer eigentlich sinnlich sein? Oder Lehrerinnen? Nun, undogmatisch betrachtet liegt die Sinnlichkeit im Augen des Betrachters, - eine Lehrerin kann machen, was sie will – wer sie als sinnlich sehen will, für den ist sie auch sinnlich. Fragt sich, ob sie mit oder ohne Kopftuch sinnlicher ist, und da würden wohl die meisten Menschen sagen: ohne ist sie sinnlicher.

Allerdings: die sinnlichsten Frauen, die mir jemals begegneten, waren arabische Prinzessinnen, die an einem Nachmittag im Londoner Warenhaus Harrods flanierten – selbstverständlich verschleiert, aber eben doch mit nackten, sinnlichen Augen. Wobei sich mal wieder zeigt: das sinnlichste Körperteil des Menschen lässt sich nicht verschleiern.

Ach, das ganze ist ein religiöses Thema? Nun ja. Kopftuch hin – Kopftuch her: dürfen Christenfrauen jetzt lehrend auch keine kalten Kreuze mehr über die Brüste baumeln lassen? Wie wäre es mit einem neuen Gang zum Verfassungsgericht?

Es gibt Menschen, die von mir zu wissen glauben, was für ein „Frauenbild“ ich habe. Sie irren sich alle, denn ich habe nicht eines, sondern viele – kein Wunder für einen Mann meines Alters in einer schnelllebigen Zeit. Zu meinen Frauenbildern gehören ein paar, die mit mir als Person zusammenhängen: Meine Mutter und meine Großmutter, beispielsweise. Frauen, die mein Leben später begleiteten: Von den Versuchskaninchen meiner ersten erotischen Annäherungen über Ehefrauen und Freundinnen der reiferen Jahre. Über sie spreche ich selten, denn ich billige ihnen zu, was ich auch für mich in Anspruch nehme: den Schutz ihres Privatlebens.

Ein Frauenbild? Schon als ich aufwuchs, gab es deren mehrere. Frauen teilten sich damals in „anständige“ und alle anderen. Anstand hatte, wer sein Sexualleben verschwieg und in engen Grenzen hielt, der Rest waren „andere“. Verkäuferinnen, Arbeiterinnen, Handwerkslehrlinge und Krankenschwestern wurden oft zu den „anderen“ geschlagen.

All dies änderte sich, als die Pille aufkam, als sich die Frauen bewegten, als sie ihre Weiblichkeit neu entdeckten, als sie sexuell aktiver wurden und begannen, eigene Wünsche auch durchzusetzen.. Forscher haben dies untersucht: Sie unterscheiden zwischen „Traditionsfrauen“, also solchen, die immer den bürgerlichen Werten verhaftet bleiben, „neuen Frauen“, die eigene Wege gehen und dem großen Heer der „Anpasserinnen“, die immer den neusten Trends folgen, ohne eigentlich ein wirkliches Gesicht zu haben. Ich beobachte all dies und schreibe darüber, mach mir aber keines der Bilder zu Eigen. Das, mit Verlaub, wäre mir viel zu billig.

Soweit die deutschen Frauenbilder. Der Rahmen kippt schon dann, wenn man nur die Grenze nach Dänemark überschreitet, der Inhalt wandelt sich bereits im Vereinigten Königreich. Wer noch weiter reist, etwa nach Afrika, erkennt, das es noch ganz andere Frauenbilder gibt.

Mein Frauenbild, mein ganz privates? Ich mag selbstbewusste, berufstätige Frauen die mindestens ihre Gegenwart mögen und die Zukunft als Chance erkennen. Es schadet nichts, wenn sie auch noch schön sind.

 

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