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Das wöchentliche Geblubber aus den Algen – fast immer sonntags

Die Zeit der sauren Gurken ist die Zeit der Scheinthemen. Das Ungeheuer von Loch Ness ist da viel zu trivial – da muss schon das Krokodil im Badesee her – ist doch viel wahrscheinlicher. Oder die Frage, welchen Job welcher C-Ministerpräsident denn demnächst in Berlin bekommt. Ach, was wird sich die Welt freuen wenn so ein diplomatischer versierter Herr wie der Herr Stoiber Außenminister wird.

Überhaupt die CDU – ich will den Wechseln, doch was die Union da an Flickwerk präsentiert, spottet jeder Beschreibung. Besonders, was die Familienlobbyisten innerhalb der Union wieder Zustande gebracht haben: 25 Euro gibt’s demnächst pro neu geborenem Kind – angeblich als Ausgleich für den höheren Aufwand, als Zuschuss zu den Beiträgen für die Rentenversicherung.

Gerechtigkeit in C-moll heißt einmal Gießkanne über Deutschland – genau so haben ich mir es vorgestellt: Die Union schmeißt Geld zum Fenster hinaus, das sie gar nicht hat, um Leuten zu imponieren, die das letztlich überhaupt nicht wahrnehmen. Eine unglaubliche Frechheit gegenüber der Masse der Bürger und nicht im geringsten geeignet, für eine nachhaltige Bevölkerungspolitik zu sorgen: Mist gebaut, Union: Wer Geld ausgibt, dass er nicht hat, für Zwecke, die unsinnig sind, muss an den Pranger, solange es noch Zeit ist.

Mag ja sein, dass Erziehungsjahre bei der Rente zählen müssen – im Grunde aber bedeutet dies nichts weiter als einen unverschämten Eingriff der Unionsstrategen in das Renteversicherungssystem – und erneute Staatszuschüsse. Bedenkt man, dass die Staatszuschüsse zur Rentenversicherung schon jetzt vor allem deswegen so hoch sind, weil der Staat sie seit Jahrzehnten mit versicherungsfremden Leistungen belastet, muss man schamrot werden, wenn man schon wieder Geld ausgibt, das man eigentlich gar nicht hat. Aber haben sie die Schwarzen schon mal schamrot werden sehen – ich noch nicht. Fazit: es wird erneut verteilt, wo es nichts zu verteilen gibt – ein Sieg für die CDU-nahen Familienverbände und eine klare Niederlage für das Volk.

Manche Leute – und nicht nur die in der Union – riskieren leichtfertig ihre eigene Zukunft. Der Herr Schröder zum Beispiel. Die Wahl? Krasse Fehlentscheidung für ihn und die SPD, wenngleich gut für Deutschland. Nur – dieser Mann hat jahrelang die Richtlinien der Politik bestimmt, und wer sich so irrt, ist selbst als Bürgermeister ungeeignet. Hoffen wir, dass Herr Schröder niemals mehr für ein Amt kandidiert, nicht mal für ein solches. Aber das ist gar nicht mein eigentliches Thema, sondern Schröders Verhalten in der EU: Ob er nun mit Hilfe der Luxemburger und Franzosen gegen Blair kämpft oder allein, spielt gar keine Rolle: Schröder ist ein Mann des uralten Europa, einer, der die Zukunft Europas nicht verstanden hat, kurz: Einer, der sich aus der Geschichte Europas verabschieden muss.

Dabei habe ich das eigentliche Thema noch nicht einmal berührt: Deutschland wird erst dann wieder eine Führungsrolle in Europa beanspruchen können, wenn man seine Hausaufgaben gemacht hat – und dabei darf man durchaus von anderen lernen. Wichtig scheint mir, dass man nicht über andere, die es schon können, herummotzt. Schließlich wird inzwischen auch an den Stammtischen gedröhnt, was Herr Schröder in der Zeitung verkünden lässt: Das ist mit anderen Worten nichts anderes, als dass alle Welt an deutschem Geist und deutschem Wesen gesund werden kann – nur mit anderen Worten.

Ich selbst habe mich für einige Tage ins Private zurückgezogen, und hier in Budapest sieht die Welt ohnehin ganz anders aus – und vor allem ist es nicht so schwül wir in Südbaden. Nun, nächste Woche bin ich aus anderen Gründen relativ still: Da bin ich aus ganz anderen Gründen auf den britischen Inseln. Wenn ich Zeit finde, werde ich mich mal vorsichtig erkundigen, wie man dort Blairs EU-Politik ansieht und ansonsten viel Energie darauf verwenden, einen guten Inder zu finden, bei dem man das Essen tatsächlich genießen kann.

Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Restsonntag – und wenn die Sonne scheint, genießen sie es noch ein bisschen.

 

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