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Was ich nun wirklich beinahe vergessen hatte, ihnen zu erzählen: Bisexualität gibt es nicht. Das jedenfalls wollen (wie könnte es anders sein) mal wieder so genannte „Wissenschaftler“ herausgefunden haben, und das geht so: Sie lassen Leute (ich meine, es seine ausschließlich Männer gewesen, aber ich kann mich irren) Bilder angucken und messen dabei, wie erregt die Menschen beim Anblick der dargestellten Person werden. Was rauskommt? Dass die Menschen, die sich selbst als „bisexuell“ bezeichnen, entweder vom einen oder vom anderen Geschlecht angezogen werden. Die Zeitungen schreiben dazu süffisant „meisten von Männern“.

Da habt ihr es, Männer: Entweder euer Schwanz zuckt, wenn ihr Frauenpornos guckt, oder er zuckt bei Männerpornos. Bisexualität gibt es nicht, verstanden? Wäre ja auch noch schöner.

Ich weiß ja nicht, wo man diese Tests gemacht hat und wie die Leute auf die Idee kamen, bisexuell zu sein oder homosexuell oder stinknormal, nur eines weiß ich: Je gebildeter ein Mensch ist, umso weniger Furcht hat er vor dem Gedanken, bisexuell zu sein – gerade vor einigen Tagen brachte eine Online-Umfrage unter Nerve-Lesern, die überwiegend aus ausgesprochen gebildeten liberalen New Yorkern bestehen, dieses Ergebnis, und: Wenn man einen Menschen körperlich schön findet, dann zuckt einem noch lange nicht der Schwanz. Weder bei Männern noch bei Frauen.

Und was sagt die Psychologin dazu? Wenn sie eine konservative Amerikanerin ist, vielleicht dies: “Forschungen über die sexuelle Orientierung basierten in der Vergangenheit immer auf Selbsteinschätzungen, und nun haben wir eine der wenigen brauchbaren Studien, die auf körperlichen Werten basiert“.

Sehen sie, so ist das Leben: Was wissen denn diesen blöden Tussen und Macker, die in der wirklichen Welt herumtoben, schon vorn ihrer Sexualität, nicht wahr? Nur wir, die Wissenschaftler, können schließlich wissen, was in den Köpfen vorgeht - oder war es in den Schwänzen?

Wenn ich in den nächsten Tagen etwas weniger an die Tastatur trete, ist das vor allem auf zwei Fakten zurückzuführen: Erstens habe ich ausgerechnet ins Sommerloch hinein einen Haufen Arbeit bekommen und zweitens gehören meine Abende in der nächsten Woche kaum dem Computer.

Meine Twoday-Leser werden mit hoher Wahrscheinlichkeit ein „Geblubber aus den Algen“ vorfinden und anderwärts werde ich mich auch manchmal kurz einklinken – aber die vielen Artikelchen über gar nichts aus den Papierkörben der Presse gibt es nun eine Woche lang kaum – erholen sie sich gut von mir, meine Leserinnen und Leser.

Das Ungeheuer von Loch Ness wird in diesem Jahr in der Presse nicht auftauchen – der Grund: Man hat sich dagegen mit einer Extra-Police versichert, und sie wissen ja, Risiken, gegen die man sich gesondert versichert, treten so gut wie nie ein.

Der Grund: Triathleten werden in diesem Sommer ihren Wettbewerb unter anderem dadurch ausführen, dass sie 1500 m durch den schottischen See schwimmen. Eine Versicherungsgesellschaft übernahm nun das Risiko, sie gegen Angriffe des Ungeheuers zu versichern.

Nachdem die „Stuttgarter Zeitung“ schon glaubte, das Sommerloch sozusagen abbestellen zu können, kommt es jetzt durch die Hintertür über Pressemitteilungen: „Wie ich einmal ein lustiges Meeting-Erlebnis hatte,“ oder „Meetings in Deutschland: Einschlafen, schnarchen, vom Stuhl kippen“. Wer hinter der Überschrift (wie wahrscheinlich auch sie) Langeweile vermutet, wenn Blatt 40 der Powerpoint-Präsentation wieder nur Buchstaben enthält, wird belehrt:

Meetings sind in Deutschland wahrlich nicht öde. Das ist das Fazit einer Online-Umfrage des Web Collaboration-Spezialisten WebEx, bei der 260 Mitarbeiter in deutschen Unternehmen ihre verrücktesten Meeting-Erlebnisse geschildert haben. Und die haben es wirklich in sich.“

Also, lieber „Web- Collaboration-Spezialisten WebEx“ – das war nicht toll, oder? Mich jedenfalls reißt es nicht vom Stühlchen – mein Kopf klatscht eher auf den Schreibtisch – aber nicht wegen der Müdigkeit, sondern weil die Pressemitteilung selbst für das Sommerloch noch zu dürftig ist.

Heiratsschwindlerinnen gab es früher kaum – doch heute wird die Kunst, leichtfertige Männer um ihr Vermögen zu bringen, immer beliebter. Dabei sind die Grenzen fließend: Einige Damen sind besipielsweise nur auf Blind-Dates aus und versuchen, aus dem Abend so viel Kapital wie möglich zu schlagen – von den Anreisekosten über den Kauf von ein paar schönen Dessous bis hin zu einem Juwelierbesuch. Typischer Trick einschlägiger Damen: In die große Stadt fahren, mit dem auserwählten Opfer ein paar Geschäfte abklappern und behaupten, die Kreditkarte vergessen zu haben.

In anderen Fällen aber wird erst eine Art Vertrauensbasis hergestellt, um sich in aller Ruhe in die Emotionen des Opfers zu überprüfen und sich die beste Geschichte auszudenken, um ihn dann später auszunehmen wie eine Weihnachtsgans.

Typisch für alle Heiratsschwindlerinnen und Heiratsschwindler: Sie haben keine Familie, keine Vergangenheit und auch sonst nichts, was sie eindeutig identifizieren würde. Ihre Identität ist geborgt, Freundinnen und dergleichen werden frei erfunden. Wenn es hart auf hart geht, wird meist versucht, mit fingierten Telefonanrufen eine Scheinidentität herzustellen, und selbst darauf fallen die Männer noch allzu gerne herein.

Es ist erstaunlich, wie wenig von Heiratsschwindlerinnen die Rede ist, obwohl Frauen oft noch weitaus mehr emotionale und erotische Fallen aufstellen können als Männer. Google verzeichnet gerade mal 19 Einträge (fast ausschließlich über Filme), während die männliche Spezies mit 12600 Einträgen bedacht wurde.

 

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