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Klassische Musik ist auch nicht mehr das, was sie mal war und die Musikindustrie sowie deren Vermarkter versuchen, Kunden zu gewinnen. Das tut auch "Klassik Radio": Über das Medium Fernsehen wirbt man für den Sender, der diesen Slogan gefunden hat: „Klassik Radio - modern music".

Nun, vielleicht ist etwas dran, dass „Klassische" Musik wieder modern wird. Sollte sie hingegen modern sein, dann ist sie nicht klassisch - aber nicht einmal alles, was als „klassisch" bezeichnet wird, ist bekanntlich wirklich klassisch.

Unsere alt Vorderen hatten im Rundfunk dafür einen Ausdruck, der damals alles sagte: E-Musik, wobei das „E" für „Ernst" stand - der ganze Rest war U-Musik, mit „U" für Unterhaltung. Nun wissen wir, dass Unterhaltung sehr ernst ist, weil damit viel Geld verdient wird, während „ernste" Musik bisweilen sehr unterhaltend ist - doch Geld wird damit nur noch verdient, wenn man sich etwas einfallen lässt.

Das hat „Klassik Radio" erkannt - und weil man sich ein modernes, humorvolles Publikum wünscht, das dem heutigen Leben zugewandt ist, hat man es mit einer Werbung versucht, die einmal ganz andere Sinne anspricht: da ist ein Männer-Po, auf den plötzlich eine Frauenhand klatscht, während eine Stimme im Hintergrund sagt: „Ich höre Klassik Radio (klatsch) Klassik Radio - modern music".

Was der Klaps auf den Po mit Klassik zu tun hat? Nun, erstens sollen wohl junge bis mittelalte emanzipierte Frauen als Kundinnen gewonnen werden, und dieser Versuch könnte sich sogar als erfolgreich erweisen, denn der Sender will ja sagen, dass er nicht irgendwelche vermieften Schallplatten aus der Mottenkiste spielt. Aber dann erinnert der Klaps doch auch an gewisse Musikinstrumente, die von Schlagzeugern bedient, nur dann in den Konzertsaal hineingerollt werden, wenn es unabdingbar ist: Sie dienen zur Erzeugung von Effekten, zur Überhöhung von Situationen sozusagen, in denen der Komponist gar nicht genug Krach auf der Bühne haben konnte - ein zusätzlicher Peitschenknall in die Seele, sozusagen.

Nun, Klassikfreunde haben mal mehr, mal weniger Humor. Doch den konservativen Klassikhörern und vor allem den Hörerinnen scheint die ganze Chose nicht zu passen: Sie fragen sich, was denn ein Klaps auf den Po mit Klassik zu tun hat. Etwa, weil klassische Musik nicht erotisch ist? Das, freilich, wäre eine Fehleinschätzung.

Der Hinweis kam von diesem Blog

Hier das Bild:

klassik radio klaps po hintern

(c) 2004 by Klassik Radio"
quirinus meinte am 17. Jan, 17:07:
Wie die Website des Senders ...
... zeigt, sollen Damen und Herren gleichermaßen angesprochen werden, und zwar solche um die 30. Und wie das Gästebuch des Senders zeigt, protestieren hauptsächlich die Herren.

Mir aber geht es nicht um eine beringte Damenhand auf einem entblößten Herrengesäß. Mir geht es um einen witzlosen Werbespot für Verklemmte, einen krampfigen Slogan, das typographisch wie farblich äußerst bescheidene Logo des Senders und die peinliche Internetseite. Wenn schon schlecht, dann bitte so schlecht, daß es gut schlecht ist und deshalb wiederum so wertvoll wie ein kleines Steak. So wie jetzt jedoch ist alles für den Arsch. 
sehpferd antwortete am 17. Jan, 22:29:
Humorlos?
Och, sei doch nicht so humorlos - das sind schon andere. Zum Beispiel "Gabriele", die dem Sender schrieb:

"Ihr Webespot ist enttäuschend! Was haben "Hintern" mit Ihrem Sender zu tun? (Oder haben sie das vielleicht doch !!?? ) Für mich ist dieser Spot jedenfalls ein Schlag ins Gesicht. Sie wollen Aufmerksamkeit um jeden Preis? Die können Sie bekommen. Ich schalte Sie von jetzt an nicht mehr ein, bis dieser sehr dumme Werbespot nicht mehr im Fernsehen zu sehen ist!".

Der Redakteur vom Klassik-Radio antwortet immer ganz höflich ... aber was mir so auffiel: Ich hatte mir einen "Schlag ins Gesicht" immer ganz anders vorgestellt. Oder brauche ich eine neue Brille? 
 

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