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„Geschlossene Veranstaltung“ steht in unsichtbaren Lettern über den Webseiten, die sich „Blogs“ nennen. Überhaupt schon mal das Wort: Blogs – „Weblogbücher“ oder wie die Dinger heißen. Schon der Name ist überbewertet. Ein Weblog besteht aus Kästchen, in denen Texte stehen, und sie sind nach Datum und Zeit geordnet. Das ist alles - außer, dass man Anderen noch gestattet, ihren Senf dazu zu geben.

Da behaupten Menschen, sie fühlten sich aus Blogs „bestens informiert“. Die Wahrheit: so etwas kann gar nicht funktionieren. Die weitaus meisten Blogger haben nicht den geringsten Zugang zu authentischen Informationen und selbst Recherche ist ein Fremdwort für sie. Also sehen sie fern, kupfern Nachrichten aus erträglichen wie auch aus völlig unerträglichen Medien ab und sagen: „Schaut, wie toll informiert ich bin“.

Anderen geht es schon gar nicht mehr um Information. Sie haben ihre vorgefasste Meinung, die sie überall dort hinterlassen, wo Menschen eine ähnlich vorgefasste Meinung haben. Blogger lesen überwiegend deshalb Blogger, weil fast nur Blogger Blogger lesen wollen.

Die Öffentlichkeit? Ja, von was für einer Öffentlichkeit reden wir denn überhaupt? Ob es nun zwei Drittel der Bevölkerung sind, die nicht wissen, was ein Blog ist, spielt überhaupt keine Rolle: Wer weiß, was etwas ist, muss es noch lange nicht anwenden: Ich weiß ja auch, was Alkoprops sind und trinke dennoch keine. Unsere einzige Öffentlichkeit ist die, voneinander zu lesen – falls wir nicht das Glück haben, einmal in der richtigen Öffentlichkeit zu laden – sprich: In der Zeitung. Dann liest man uns wirklich.

Allerdings – dass wir es bisher nicht geschafft haben, heißt nicht, dass wir es nimmermehr schaffen werden. Freilich nicht, wenn wir so weitermachen: Zusammenarbeit hieße das Zauberwort, aber das ist nicht die Art Wort, die man in Blogs gebrauchen kann: Dort hat man sich inzwischen schon viel zu weit von der Realität entfernt. Sollte hingegen ein Verleger auf die Idee kommen, Blogs zu sponsern (wie es schon manchmal geschieht) dann werden unsere Chancen sprunghaft steigen – und die Öffentlichkeit, die sich viele von uns wünschen, wird dann auch tatsächlich stattfinden.

Mehr hier von Katrin Schuster.
Morgaine meinte am 25. Okt, 12:04:
Sie gehen von Blogs nach wie vor als einem nicht interaktiven Medium aus, Herr Sehpferd. Die USP - Unique Selling Position - von Blogs liegt aber gerade in der tatsächlichen Aufhebung eines einseitigen Kommunkationskanals, wie es beispielsweise pseudo-interaktive Angebote wie Leser-Foren sind. Durch diverse Möglichkeiten der Netzwerk-Bildung kann der Schritt vom Lesen zum Tun aufgehoben werden, etwas, das natürlich nicht jeden Journalisten und andere Gatekeeper mit Experten-Anspruch unbedingt freuen muß. Diese Dimension gilt es zu begreifen. Ob Verleger da die richtigen bzw. einzigen Ansprechpartner wären, wage ich zu bezweifeln. 
sehpferd antwortete am 25. Okt, 19:32:
Der Kanal
Ich bin ja kein Freund der großen Worte, Frau Morgaine, deswegen fange ich mit der „tatsächlichen Aufhebung eines einseitigen Kommunkationskanals“ nicht ganz so viel an, und auch mit dem Begreifen von Dimensionen ist es bei mir nicht weit her. Ich denke immer, dass man die Begreifer von Dimensionen und die Inhaber von Visionen mal dazu auffordern sollte, ein ordentliches Mittagessen zu kochen.

Fragen Sie sich doch mal selbst, Frau Morgaine, wie viele Leute ihr Seite lesen – oder meine, oder die irgendeines anderen Bloggers, der zwischen 100 und 1000 Zugriffe am Tag hat. So, und nun zählen sie mal, wie viele Leute ernstlich mit Ihnen über Ihre Seite kommunizieren, sodass es sich lohnt, zurückzuschreiben.

Freilich könnte, würde hätte immer eine Menge passieren können. Passiert aber nicht. Und deswegen bleibe ich dabei, das Ei des Kolumbus bei meinem Milchmann zu kaufen und Blogs als etwas Exotisches anzusehen, das man mal angucken kann. Ich stehe im Übrigen genau so auch zu meinem Blog. man kann es mal angucken und sich freuen oder ärgern. Aber als Informationsmedium würde ich es nicht unbedingt empfehlen. 
david ramirer meinte am 25. Okt, 12:23:
es ist doch schön,
dass es in der weiten blog-software-landschaft (kästchen mit text drin, nach datum schön sortiert, kommentarfunktion enabled) auch selbstreflektiv abwertende einträge wie ihre - periodisch wiederkehrenden - perfekt recherchierten glossen geben kann!

ach ja, sorry. das ist ja kein blog.
hatte ich doch glatt vergessen :-) 
sehpferd antwortete am 25. Okt, 19:34:
Klar ist das schön ...
... aber es ist nicht effektiv genug. 
david ramirer antwortete am 25. Okt, 19:59:
und woran...
...soll diese "effektivität" (objektiv - oder meinetwegen auch subjektiv :-)) gemessen werden? 
sehpferd antwortete am 25. Okt, 20:07:
Sie versuchen offenbar ...
die Probleme zu trivialisieren, indem sie diese auf die persönliche Ebene herunterbrechen. Darüber kann man viele Tassen Kaffee trinken und manche Flasche Pinotage. Aber da ich die nicht hier im Blog trinken kann, muss ich Ihnen dies sagen: Wenn ihr Gewinn an etwas, was sie gerne hätten, größer ist als der Verlust an Arbeitszeit, die sie für ein Blog ver(sch)wenden. 
david ramirer antwortete am 25. Okt, 20:20:
hm...
mir war bislang völlig entgangen, dass blogs ein problem sind.
so gesehen kann auch nicht von trivialisieren gesprochen werden.

andererseits:
brechen wir nicht alle probleme auf die persönliche ebene herunter, um darüber überhaupt schreiben zu können? oder wollen sie behaupten, dass sie von einer objektiven ebene aus probleme mit blogs haben?
wie sollte ich - oder wer anderer - das ernst nehmen? 
sehpferd antwortete am 25. Okt, 23:08:
Ach, Herr Ramirer
nun setzen sie sich mal hin, und trinken ein gutes Glas Wein oder so.

Es geht hier überhaupt nicht darum, wer mit wem oder was welche Probleme hat - sie können halt immer so schön vom eigentlichen Thema ablenken - müssen mal ein gutes Rhetoriktrainiung genossen haben.

Wir wäre es, mal zum eigentlichen Thema meines Beitrags zurückzufinden? Wäre wirklich dafür dankbar. 
david ramirer antwortete am 25. Okt, 23:41:
das wäre sicher einfacher,
wenn ihr beitrag ein eigenes thema gehabt hätte.

rhetorik hat im übrigen wenig mit ablenkung von themen zu tun - und das weiß ich, ohne je ein solches seminar besucht zu haben.

prost.

(löschen sie ruhig mein gebrabbel, habe selber keine lust dazu). 
Morgaine antwortete am 26. Okt, 00:11:
Herr Sehpferd,
am schönsten ist es doch immer, wenn die Vision und das Zappelkino im Kopf Wirklichkeit wird. Ist Ihnen das noch nie passiert? Nun, mir schon. Allerdings nicht nach dem Genuss meines eigenen Essens. Da halluziniere ich regelmässig, wie schön es doch gewesen wäre, wenn jemand anders gekocht hätte.

Mal im Ernst: Die wirklich guten Werber sind vor Jahren schon davon abgekommen, in Zielgruppen zu denken. Stattdessen ist weniger mehr. Das heißt: Wenn Sie einen kleinen feinen Kreis dauerhaft interessieren können, dann ist oft mehr erreicht als mit der Schrottschuß-Methode. Und es macht auch noch viel mehr Spaß, weil mehr Nähe und Feedback da ist, der dann Einfluß auf das Produkt, auf den Content im Interesse der Produzenten und der Konsumenten nehmen kann.

Mein eigenes Informationsverhalten hat sich in den letzten Jahren grundlegend geändert. Kurzer Anriss der headlines, ansonsten gehen ich mit weniger Themen lieber in die Tiefe und suche mir da auch meine Blogs passend dazu aus. Es werden sich entsprechende Marketing-Modelle finden. Und interessant waren die letzten beiden Jahren als "Profi-Bloggerin" auf jeden Fall. Nur nicht unbedingt so, wie ich es mir jemals hätte träumen lassen. 
 

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