Einstmals war Jazz für Deutsche Neger- und Urwaldmusik, und solange her ist dies noch gar nicht. Doch dann kamen die Aufklärer über uns und überhöhten den Jazz zu einer Kulturgattung ganz besonderer Art, so rein, wie es nie zuvor eine gegeben hatte.
Nun, als das ganze Getue mit den Herren Berendt und Schmidt-Joos und wie sie alle hießen, anfing, da sagten wir, die eingefleischten Fans, wieder Jatz: Geglaubt haben wir dennoch manches von dem, was die Herren Musikkritiker damals geschrieben haben: Jazzgeschichte frei nach Rousseau: Edel ist der afroamerikanische Musiker, hilfreich sein Einfluss und gut sind alle seine Absichten.
Deutsche Kulturkritik schafft es eben, alles zu überhöhen: Da stand Brahms gleich neben Brubeck und Arnold Schönberg neben dem Modern-Jazz-Quartett - alles nur Kunst für die Kunst. So wurde die Jazzgeschichte so niedergelegt, als hätte es keinen Rundfunk und keine Schallplattenindustrie gegeben: geschrieben mit dem Herzblut von Fanatikern, die eine Geschichte erzählten, denen die historische Wahrheit aber ziemlich gleichgültig war.
Doch wer waren wir? Jatz war für uns keine Musik, sondern eine Lebenseinstellung, die über allem stand. Dazu gehörten die Freunde, die Frauen, die Jazzkeller und das Bier, die ersten sexuellen Erfahrungen, die Sehnsucht. Sie verklärt heute manches - und dennoch: Wann immer jemand in Budapest, Helsinki oder Kopenhagen in die Tasten greift, wann immer eine vollbusige dunkelhäutige Sängerin auftritt, die auch tatsächlich singen kann, dann kommt das alte Gefühl manchmal zurück.
Die neuen Sängerinnen können sich die Kaninchenmacher der CD-Industrie meinetwegen schenken: hellhäutige Blondinen, die bestenfalls zur Barsängerin taugen? Nein, Danke. Da höre ich lieber eine alte Aufnahme von Billie Holiday: Die verfehlt ihre Wirkung nie, jedenfalls bei mir.
© 2003 by sehpferd
Sängerin im Jazz Garden, Budapest
Nun, als das ganze Getue mit den Herren Berendt und Schmidt-Joos und wie sie alle hießen, anfing, da sagten wir, die eingefleischten Fans, wieder Jatz: Geglaubt haben wir dennoch manches von dem, was die Herren Musikkritiker damals geschrieben haben: Jazzgeschichte frei nach Rousseau: Edel ist der afroamerikanische Musiker, hilfreich sein Einfluss und gut sind alle seine Absichten.
Deutsche Kulturkritik schafft es eben, alles zu überhöhen: Da stand Brahms gleich neben Brubeck und Arnold Schönberg neben dem Modern-Jazz-Quartett - alles nur Kunst für die Kunst. So wurde die Jazzgeschichte so niedergelegt, als hätte es keinen Rundfunk und keine Schallplattenindustrie gegeben: geschrieben mit dem Herzblut von Fanatikern, die eine Geschichte erzählten, denen die historische Wahrheit aber ziemlich gleichgültig war.
Doch wer waren wir? Jatz war für uns keine Musik, sondern eine Lebenseinstellung, die über allem stand. Dazu gehörten die Freunde, die Frauen, die Jazzkeller und das Bier, die ersten sexuellen Erfahrungen, die Sehnsucht. Sie verklärt heute manches - und dennoch: Wann immer jemand in Budapest, Helsinki oder Kopenhagen in die Tasten greift, wann immer eine vollbusige dunkelhäutige Sängerin auftritt, die auch tatsächlich singen kann, dann kommt das alte Gefühl manchmal zurück.
Die neuen Sängerinnen können sich die Kaninchenmacher der CD-Industrie meinetwegen schenken: hellhäutige Blondinen, die bestenfalls zur Barsängerin taugen? Nein, Danke. Da höre ich lieber eine alte Aufnahme von Billie Holiday: Die verfehlt ihre Wirkung nie, jedenfalls bei mir.
© 2003 by sehpferd
Sängerin im Jazz Garden, Budapest
sehpferd - am Donnerstag, 15. Januar 2004, 20:00 - Rubrik: kult und kultur